Dillenburg. Ob im familienfreundlichen Kombi, in sportlichen Elektrofahrzeugen oder einem Rennwagen der Formel 1: Technik der Isabellenhütte Heusler in Dillenburg findet sich in so gut wie jedem Fahrzeug und unterstützt sogar die Arbeit auf der Weltraumstation ISS.

Die familiengeführte, mehr als 500 Jahre alte Isabellenhütte gilt als Hessens ältestes Industrieunternehmen. Seit 1827 ist der Betrieb im Besitz der Familie Heusler und zählt heute mit knapp 1.000 Mitarbeitern zu den weltweit führenden Herstellern von niederohmigen Präzisions- und Leistungswiderständen. Weitere Unternehmensbereiche sind unter anderem Messtechnikprodukte sowie die Herstellung von Präzisionslegierungen.

Hessens ältestes Industrieunternehmen

Weit mehr als 1.000 solcher Legierungen und Verbindungen sind heute bekannt. Sie gehen zurück auf die Forschungsarbeiten von Fritz Heusler. Der promovierte Chemiker und Bergbauingenieur entdeckte vor 125 Jahren die nach ihm benannten Heusler’schen Legierungen.

Den innovativen Verbindungen widmete die Isabellenhütte zum 125. Jubiläum vor Kurzem ein Fachsymposium, an dem renommierte Wissenschaftler verschiedener Fakultäten teilnahmen. Felix Heusler, Geschäftsführer der achten Generation der Isabellenhütte, eröffnete das Symposium und moderierte die Vorträge zu Ehren seines Urgroßvaters Fritz.

Die Heusler-Legierungen bestehen aus nicht-magnetischen Einzelkomponenten. Kommen aber die Elemente in diesen Verbindungen durch Verschmelzung zusammen, weisen sie starke ferromagnetische Eigenschaften auf. Fast so einfach wie beim Bauen mit Legosteinen lassen sich laut Professorin Claudia Felser aus vielen Elementen des Periodensystems fast beliebige Eigenschaften in Heusler-Verbindungen realisieren. Die Direktorin am Max-Planck-Institut für Chemische Physik fester Stoffe in Dresden und Jan Marien, Leiter Forschung und Entwicklung bei der Isabellenhütte, widmeten sich in ihren Vorträgen der praktischen Anwendung von Heusler-Legierungen und den vor gut 15 Jahren entdeckten Halb-Heusler-Verbindungen, die weitere unzählige Materialkombinationen ermöglichen.

Abwärme umwandeln in nutzbare Energie

So liefert die Isabellenhütte beispielsweise in der Energiedebatte zur CO2-Reduktion einen vielversprechenden Beitrag, der unmittelbar vor der Marktreife steht. Die Grundidee: aus ungenutzter Abwärme Strom erzeugen.

Dazu nutzt die Technologie Halb-Heusler-Verbindungen, eine neue Klasse thermoelektrischen Materials. Ziel dieser Technologie ist es, etwa beim Einsatz in einem Pkw-Verbrennungsmotor bis zu 4 Prozent CO2-Ausstoß einzusparen. Auch das ist nur ein Beispiel von vielen für das Firmenmotto: Innovation aus Tradition.

Heizleiter für Beatmungsgeräte

Dillenburg. Die Isabellenhütte liefert eine besondere Legierung als Heizleiter für Beatmungsgeräte. Und das Unternehmen, ein Spezialist für Präzisionslegierungen, hat seine Produktionsmenge nun in Rekordzeit vervielfacht, als die Nachfrage nach Beatmungsgeräten im Zuge der Corona-Pandemie sprunghaft anstieg. In ein Kabel inte­griert, sorgt der Heizleiter namens „Isotan“ dafür, dass das zugeführte Atemgas auf Körpertemperatur erwärmt wird, bevor es den Patienten erreicht. Ist die Temperatur nämlich zu niedrig, drohen Unterkühlung und Schädigung der Lunge.

Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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