Mittenwalde. Vom 2. bis 10. Juli 2022 ist wieder IdeenExpo in Hannover. Sina Seibold und Karl Altreuther gehören zum Standpersonal der Kautschukindustrie. Ihr Job: Lust auf Kautschuk bei Jugendlichen wecken. Was werden die beiden Auszubildenden den Schülerinnen und Schülern präsentieren? Wie haben sie sich auf das Mega-Event vorbereitet? Und was unternimmt ihr Arbeitgeber, um im Kampf um Fachkräfte vorn zu bleiben? aktiv besuchte die beiden 19-Jährigen kurz vor Beginn der Messe an ihrem Arbeitsplatz in der Motzener Kunststoff- und Gummiverarbeitung in Mittenwalde (Brandenburg).
Jugendliche ansprechen, die noch nichts von Kautschuk gehört haben
„Ich bin gespannt, aber auch etwas nervös“, sagt Karl Altreuther. Der angehende Werkzeugmacher im dritten Ausbildungsjahr kennt die IdeenExpo von Fotos und Videos und hat eine Menge davon gehört. „Unsere Kollegen, die beim letzten Mal dabei waren, schwärmen heute noch“, erzählt er. Einen Vorgeschmack bekamen die beiden beim Team-Training. Der Arbeitgeberverband der Kautschukindustrie organisiert das IdeenExpo-Projekt und hatte die Azubis vorab zum Kennenlerntag nach Hannover eingeladen. „Wir haben wichtige Tipps bekommen. Wie wir Jugendliche ansprechen, die schüchtern sind oder noch nie etwas von Kautschuk gehört haben“, sagt Sina Seibold.
Sie präsentiert die Babyplast-Mikro-Spritzgießmaschine, die sie mit nach Hannover nehmen wird. Damit will sie den Standbesuchern kleine Spritzgießteile aus Kunststoff zum Mitnehmen produzieren. „Die Maschine ist ohne Schnickschnack und Gedöns. Sie verfügt über alle Funktionen, die man zum präzisen Spritzgießen benötigt“, sagt sie und erklärt: „Wir alle verwenden täglich Produkte, die auf Babyplast-Maschinen produziert werden. Beispielsweise stecken in jedem beliebigen Mobiltelefon gleich mehrere filigrane Bauteile.“
Bestrahlung verleiht Plastik ein Formgedächtnis
Fast wie Zauberei wirkt der rote Plastikklecks, der ebenfalls im Gepäck der beiden Auszubildenden sein wird. Wenn man ihn in den Wärmeofen bei 180 Grad legt, wird daraus eine Tasse. Das „chemische Wunder“ dauert 15 Minuten. Erstaunlich, wie sich der Pott langsam aufrichtet und Form gewinnt. Die Tasse ist aus PE, also normalem Polyethylen, mittels Spritzguss hergestellt. Und wird dann in einer Bestrahlungsanlage mit energiereichen Elektronen bestrahlt. Das verleiht dem Material ein Formgedächtnis, im Fachjargon „shape memory effect“ genannt. Damit der zutage treten kann, wird die Tasse auf 100 Grad erwärmt, danach „zusammengefaltet“. Und dann entsteht sie im Wärmeofen bei 180 Grad wieder wie neu. Selbst der Henkel steht wie eine Eins.
Die Tasse ist ein Marketing-Gag – mit dem die Motzener auf ihre Spezial-Kunststoffe aufmerksam machen. Wenn sie auf Fachmessen wie der „K“ in Düsseldorf oder der „Fakuma“ in Friedrichshafen ausstellen, schicken sie vorab „zerdrückte“ Tassen an die Geschäftspartner. Verbunden mit der Aufforderung, sie zu einem Kaffeeplausch am Stand der Firma mitzubringen. „Das funktioniert prima, es kommt zu interessanten Gesprächen“, erzählt Firmenchef Matthias König.
Er weiß, dass sein Unternehmen sich in Zukunft einiges einfallen lassen muss, um für Fachkräfte attraktiv zu sein. Dabei hilft die IdeenExpo: „Wenn unsere Auszubildenden in Hannover dabei sind, spricht sich das in unserer Region rum und macht auf uns aufmerksam.“
Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.
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