Markt Schwaben. Wer dicke Metallträger stemmen will, braucht Muckis. Aber auch die richtige Körperhaltung – und hier und da ein bisschen Hilfe von der Technik.

Liesa Hergeth weiß das genau. Die 27-Jährige ist Gesundheitsmanagerin im Druckguss-Unternehmen Magna BDW Technologies in Markt Schwaben. In dem Industriebetrieb mit 550 Mitarbeitern kümmert sich die Sportwissenschaftlerin um eine gesunde Umgebung am Arbeitsplatz. Viele Jobs in der Gießerei hat sie dabei schon ein Stückchen leichter gemacht.

Das zeigen nicht zuletzt die Zahlen. So hat sich der Krankenstand halbiert. „Er beträgt jetzt nur noch 5 Prozent“, sagt Hergeth. Das seien 3 Prozentpunkte weniger als in Gießereien sonst üblich.

Alle Arbeitsplätze in dem metallverarbeitenden Betrieb wurden dafür auf mögliche Erleichterungen untersucht und gegebenenfalls umgestaltet.

Rücken- und Skeletterkrankungen kamen in der Belegschaft früher häufig vor, das erbrachte eine Analyse vor Ort. Die betroffenen Mitarbeiter fielen oft längere Zeit aus. Hergeth überlegte, wo man da ansetzen kann.

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„Prävention“, heißt das Zauberwort, um Krankheiten vorzubeugen

„Prävention“, heißt das Zauberwort, um Krankheiten von vornherein zu verhindern. Weil in dem Druckgusswerk schwere Bauteile hin- und hergewuchtet werden, geht es vor allem um Ergonomie beim Tragen und Heben.

Ein Getriebetopf, wie ihn Magna tausendfach für die Automobil-Industrie herstellt, wiegt zwar nicht mehr als ein Paket Zucker.

Doch Karosserie-Strukturbauteile wie Quer- und Längsträger bringen es leicht auf 20 Kilogramm pro Stück. „Das hohe Gewicht bemerkt man am Anfang gar nicht“, so Hergeth. Doch wer solche Teile täglich hebt – womöglich über Jahre –, belastet seinen Rücken. Vor allem, wenn die Haltung nicht stimmt.

Die Bänder laufen auf Hüfthöhe, Gitterboxen werden hochgekurbelt

Mit Unterstützung des Managements führte Hergeth zahlreiche Verbesserungen ein. „Wir haben die Abläufe an die Mitarbeiter angepasst“, erzählt sie.

Beim Rundgang durch die Fertigung sieht man die Veränderungen überall: Elektrisch angetriebene Bänder laufen da auf Hüfthöhe, sodass die Arme beim Arbeiten rechtwinklig gehalten werden können. Rutschen, auf denen die rohen Gussteile zur Weiterverarbeitung nach unten gleiten, sind verstellbar.

Gitterboxen zum Verpacken stehen erhöht auf Gestellen, die sich mittels Kurbel an die Körpergröße des Mitarbeiters anpassen lassen. Hubwagen, sogenannte „Elektro-Ameisen“, die blitzende Aluminiumteile transportieren, können beliebig nach oben oder unten gefahren werden. Die Ofengestelle („Rungen“) in der Gießerei sind ebenfalls individuell einstellbar.

Zudem wurden Hebehilfen angeschafft, für die Bearbeitung massiver Teile. Ein Vakuumsauger hebt nun in flottem Takt in die Höhe, was man früher mit reiner Muskelkraft bewegte.

Die Hilfen werden im Werk gerne eingesetzt. „Zu Beginn brauchte das ein wenig Überzeugungskraft“, berichtet Hergeth, „doch jetzt klappt es gut.“

Rückentraining im laufenden Schichtbetrieb

Das Tückische: Gerade jüngere Mitarbeiter spürten die Belastung am Anfang – noch – nicht: „Sie denken, dass der private Workout im Fitness-Studio genügt.“

Doch das allein reiche nicht. In Rückenschulungen vermittelt man bei Magna deshalb, wie man sich ergonomisch richtig streckt und bückt. Die Trainings laufen während des regulären Schichtbetriebs.

Für die Einrichtung neuer Arbeitsplätze gibt es ebenfalls Checklisten vom Gesundheitsmanagement. Sie legen die Arbeitshöhe fest oder die Erreichbarkeit von Werkzeugen und Material. Hergeth: „Wir prüfen das immer wieder.“

Das alles kostet erst mal Geld. Ein fünfstelliger Betrag ist pro Hebehilfe fällig. „Doch es bringt auch was“, so Hergeth. Sie organisiert nicht nur Rückenschule und Gesundheitstage in der Firma, sie hält sich auch in ihrer Freizeit persönlich fit – am liebsten in der Kletterhalle: „Schließlich muss ich Vorbild sein.“

Nachgefragt

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Ich habe einen Master in Ergonomie, der passt gut in die Industrie. Meine Abschlussarbeit habe ich zum Beispiel über Exoskelette geschrieben. Die verleihen Superkräfte.

Was reizt Sie am meisten?

Mir gefällt, dass ich täglich mit vielen verschiedenen Abteilungen zu tun habe. Ich mag die Abwechslung.

Worauf kommt es an?

Genau hinzusehen, wo man etwas verbessern kann. Viele gute Ideen kommen auch aus dem Vorschlagswesen, das ich ebenfalls betreue.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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