Iserlohn. Gemeinsam auf ein Problem schauen, die Meinung Unbeteiligter hören, neue Perspektiven kennenlernen – das kann bei der Suche nach einer Lösung helfen. Nur: Im Arbeitsalltag ist das nicht immer zu bekommen. Die Beratungsform „External Peer Reflection (EPR)/kollegiale Fallberatung“ kann da helfen – der Weiterbildungsdienstleister Arbeitgeber Südwestfalen (agsw) bietet diese Qualifizierung jetzt an. Zielgruppe sind „High Potentials“ – Nachwuchskräfte, die gefördert werden sollen und wollen. Das Programm bietet ihnen die Möglichkeit, über den Tellerrand zu schauen, ohne den Arbeitgeber wechseln zu müssen.
Die Teilnehmer kommen aus verschiedenen Branchen – sie lösen gemeinsam knifflige Fälle
Im September ist eine erste Runde mit acht Teilnehmern aus sechs Unternehmen gestartet – unter ihnen Sabrina Schreckert. Sie hat vor 15 Jahren bei Spax International ihre Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht und berufsbegleitend BWL und Soziologie studiert. Mittlerweile ist sie beim Ennepetaler Schraubenhersteller vor allem für die Personalentwicklung verantwortlich.
„Wir kommen aus unterschiedlichen Branchen und Bereichen: Fertigungsleitung, Personal- und Qualitätswesen“, berichtet sie über die Gruppe. „Das ist sehr hilfreich. Das bringt einen anderen Blickwinkel rein.“ Und genau darum geht es, wie Uta Kressin von agsw erklärt, die das Schulungsprogramm gemeinsam mit einem Wirtschaftspsychologen begleitet.
Die monatlichen Treffen (ohne Coach) laufen nach einem festen Schema und mithilfe verschiedener Methoden ab, die in der ersten Veranstaltung trainiert wurden. „Es sind keine Laberrunden“, betont Uta Kressin. Ein „Fallgeber“ skizziere ein Problem in Wort und Bild. „Diese Visualisierung zwingt, strukturiert vorzugehen und hilft, die Problematik zu verstehen.“ Die Teammitglieder beraten den Fall, äußern Ideen, machen Vorschläge. Der Fallgeber ist dabei bis zum abschließenden Feedback nur Zuhörer. „Jedem ist selbst überlassen, was er dann mit den Anregungen macht. Wichtig ist der wertschätzende Blick der anderen.“
Drei bis vier konkrete Fälle werden pro Treffen vorgestellt, ohne den Datenschutz zu verletzen. Da kann es um ein Problem der Mitarbeiterführung gehen oder um die Veränderung veralteter Firmenstrukturen. „Andere waren vielleicht schon mal in einer ähnlichen Situation. Da ist es hilfreich, zu hören, wie sie das gelöst haben“, sagt Spax-Mitarbeiterin Schreckert: „Man wird auch sensibilisiert, über das eigene Verhalten nachzudenken.“ Die Vertraulichkeit ist dabei garantiert: „Nichts geht aus dem Raum.“
Zweite Gruppe startet Ende April
Schon nach den ersten – coronabedingt virtuellen – Treffen ist die Personalentwicklerin vom Programm begeistert: „Das bringt sehr viel.“ Auch der angebotene berufsbezogene Persönlichkeitstest hat sie überzeugt: „Ich war erst skeptisch, aber ich habe gute Tipps bekommen.“ Vom Außenblick und den Erfahrungen anderer profitieren, Führungskompetenzen aufbauen – die Chancen werden auch im Unternehmen geschätzt, das die Teilnahme seiner High Potentials unterstützt. Uta Kressin hofft, dass sich ein dauerhaftes Netzwerk bildet, vielleicht sogar mit der zweiten Gruppe. Die startet Ende April – eine Anmeldung ist noch möglich.
Alle Informationen dazu unter: agsw.de
Die studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin ist für aktiv vor allem im Märkischen Kreis, in Hagen und im Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs und berichtet von da aus den Betrieben und über deren Mitarbeiter. Nach Studium und Volontariat hat sie bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet und ist seit vielen Jahren als freie Journalistin in der Region bestens vernetzt. Privat ackert und entspannt sie am liebsten in ihrem großen Garten.
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