Zzzzzzzzzzzzzzzz – dieses Geräusch will beim Radeln nun wirklich niemand hören. Denn dann ist bald der Reifen platt. Ein Trost: „Kleine, runde Beschädigungen wie etwa durch einen Dorn kann man bei Schläuchen selbst flicken.“ Das sagt Gernot Epple vom baden-württembergischen Landesverband des Fahrradklubs ADFC. Vorausgesetzt allerdings, dass die Schläuche aus Butylkautschuk bestehen.

Bei der Herstellung dieser handelsüblichen Schläuche wird dem Kautschuk unter Druck und Hitze Schwefel zugesetzt (das ist die sogenannte Vulkanisation). Denn Roh-Kautschuk lässt sich verformen, springt aber nicht wieder zurück. Erst die Schwefelbrücken verbinden die losen Molekülketten und machen das Material elastisch.

Aufrauen – vulkanisieren – aufpressen

Die Schlauchreparatur klappt, weil dabei eine Art Kalt-Vulkanisation geschieht: „Zuerst raut man die Stelle um die Beschädigung mit Schleifpapier auf, um Rückstände aus der Produktion wie Trennmittel zu entfernen“, erklärt der Experte. Dann die Vulkanisierlösung möglichst dünn auftragen. Sie erzeugt eine kurzfristige Klebeverbindung – und setzt eine Reaktion in Gang: Der Schwefel bildet wieder Brücken zwischen den Makromolekülen in Schlauch und Flicken. „Wichtig ist, dass man die Lösung gut antrocknen lässt“, betont Epple, „das Lösungsmittel muss komplett verdunsten!“ Dann den Flicken mit viel Druck aufpressen – fertig.

Aber Achtung: Bei schlitzförmigen Schäden etwa durch Scherben hält diese Reparatur leider nicht dauerhaft.

Andrea Veyhle
Autorin

Nach dem Germanistik- und Anglistik-Studium absolvierte Andrea Veyhle ein Volontariat und arbeitete für eine Agentur. Seit 2007 ist sie freiberuflich für verschiedene Verlage tätig. Für aktiv berichtet sie in Reportagen über die Chemie in Baden-Württemberg und stellt mit Porträts die vielseitigen Berufsbilder der Branche vor. Außerdem erklärt sie, wo uns chemische Produkte im Alltag begegnen. In ihrer Freizeit experimentiert sie gerne in der Küche, Kalorien strampelt sie auf dem Rennrad wieder ab.

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