Nördlingen. „Vermutlich hat fast jeder etwas mit unseren Produkten zu tun – täglich!“, erzählt Peter Schneider sichtlich stolz. „Und zwar spätestens, wenn man sich ein Glas Mineralwasser einschenkt, eine Limo oder am Abend zu Hause ein Bierchen gönnt.“
Peter Schneider ist Geschäftsführer von Engelhardt Druck im bayerischen Nördlingen. Und hier werden Tag für Tag rund 130 Millionen Etiketten produziert, vor allem für die Getränke- und die Nahrungsmittel-Industrie.
Engelhardt ist mit 380 Mitarbeitern der größte Betrieb und das Stammwerk der Etiketten-Gruppe der Heiner Brinkhege HBB Beteiligungsgesellschaft in Georgsmarienhütte. Zu ihr gehöhren auch Walcher (Heidenheim), Goeltz-Druck (Mengen) und Töpfer (Kulmbach). Gemeinsam zählt man rund 900 Beschäftigte, die einen Jahresumsatz von gut 160 Millionen Euro erwirtschaften.
„Wir machen jedes Etikett – egal aus welchem Material“
Durch den Zusammenschluss können die Firmen ihren Kunden Offset-, Flexo-, Tief- und Digitaldruck aus einer Hand anbieten. „Wir machen jedes Etikett, egal aus welchem Material und egal in welcher Menge, vom Einzelstück bis zu einer Auflage von 100 Millionen und mehr“, betont Schneider. Und er erzählt von Schrumpffolien um PET-Flaschen für Mineralwasser, von hochwertigen, metallisch schimmernden Papieren für angesagte Craft-Biere aus kleinen Brauereien und von Millionenauflagen für bekannte koffeinhaltige Limonaden.
„Wir drucken rund um die Uhr auf modernsten Maschinen. Aber erst die Weiterverarbeitung der fertigen Bogen macht uns zu Spezialisten für Etiketten“, erklärt der Geschäftsführer.
Gut 35.000 messerscharfe Werkzeuge liegen bereit
Wurde früher nur selten etwas am Etikett geändert und in der Regel in hohen Auflagen gedruckt, müssen die Maschinen heute oft mehrmals am Tag umgerüstet werden. Nur noch bei etwa einem Fünftel der Aufträge geht es um unveränderte Nachdrucke, bei der großen Mehrzahl gibt es zum Teil erheblichen zusätzlichen Aufwand – das kostet Zeit und damit Geld. „Der Kunde muss bei niedrigeren Stückzahlen zwar mehr zahlen, aber trotzdem verdienen wir weniger“, erläutert Schneider.
Erhebliche Investitionen in Digitalisierung und Automatisierung
Das und der Fachkräftemangel sind für das Unternehmen gute Gründe, noch mehr zu automatisieren. Zudem wird kräftig in die Digitalisierung investiert, etwa um Prozesse besser steuern zu können, vom Auftragseingang bis zum Versand. In den letzten zwei Jahren investierte die HBB deshalb rund 18 Millionen Euro in die Digitalisierung und Automatisierung der Werke. In den nächsten zwei Jahren will man noch einmal mindestens 5 Millionen Euro für die Betriebe ausgeben, um sie fit zu machen für die Zukunft. „Wenn wir diesen Weg nicht gehen, wird es es uns schon in fünf Jahren gar nicht mehr geben“, stellt Schneider nüchtern fest.
Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.
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