Bunt, ausgefallen, tolerant: Letztes Jahr feierten 120.000 Menschen ausgelassen den Christopher Street Day (CSD) Rhein-Neckar in Mannheim. Lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, queere und intersexuelle Menschen, kurz „LGBTIQ“, setzten damit ein Zeichen gegen Hass, Ausgrenzung und Diskriminierung. Mit dabei: Gerhard Müller, Leiter Diversity + Inclusion beim Chemiekonzern BASF in Ludwigshafen.

Beim CSD so öffentlich mitzumachen, dazu gehört schon was ...

Keineswegs! Ich bin von der Aktion ganz begeistert. BASF war in Mannheim erstmals am CSD beteiligt, es waren viele Kolleginnen und Kollegen mit Familien und Freunden dabei. Wir haben für Vielfalt, Respekt und Gleichberechtigung demonstriert und hatten jede Menge Spaß. Auch bei Pride-Events weltweit waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von BASF dabei – von Berlin über Rio de Janeiro bis Texas und New Jersey.

Sind Sie verheiratet?

Ja, mit einer Frau. Das sage ich in letzter Zeit öfter mal dazu, denn man sollte das nicht voraussetzen. Es gibt schließlich verschiedene Konstellationen von Partnerschaften. Wir haben zwei Kinder.

„Lebendige Vielfalt in jedem Winkel des Unternehmens“

Hat Sie Ihr Beruf für diese Dinge sensibilisiert?

Durchaus. Mein Team und ich sorgen bei BASF ja dafür, dass wir offener und toleranter werden und eine lebendige Vielfalt in jedem Winkel des Unternehmens vorankommt.

Das Thema Diversity+Inclusion, also Vielfalt und Einbeziehung, ist bereits seit 2008 bei der BASF organisatorisch verankert. Auch privat bin ich offener beziehungsweise sensibler geworden und nehme viele Dinge bewusster wahr.

Was verstehen Sie unter Diversity?

Jeder Mensch ist wichtig und wertvoll für das Unternehmen. Es darf zum Beispiel keine Vorurteile oder Nachteile geben wegen des Alters, des Geschlechts, der sexuellen Orientierung, Religionszugehörigkeit, physischer oder psychischer Beeinträchtigungen oder aufgrund einer unterschiedlichen Sozialisation. Unterschiedlich kann aber auch die Art und Weise sein, wie wir etwa an Fragestellungen herangehen.

„Durch Vielfalt entstehen kreative Lösungen“

Was wollen Sie mit dieser Offenheit erreichen?

Im Kern steht für mich die Vielfalt der Persönlichkeiten unserer heterogenen Belegschaft. Dieses Potenzial möchten wir nutzen und von verschiedenen Sichtweisen bewusst profitieren. Unterschiedliche Lebenswege und -erfahrungen führen dazu, dass Personen, die anders leben oder denken, Fragestellungen anders angehen. Durch diese Vielfalt entstehen oftmals kreative Lösungen und innovative Ideen.

Keine leichte Aufgabe in einem global agierenden Konzern mit weltweit 119.000 Mitarbeitern.

Stimmt, aber es ist eine schöne Aufgabe. Ich habe 1996 mein duales Studium bei BASF begonnen und in unterschiedlichen Positionen viel vom Unternehmen gesehen, auch im Ausland. Dieser Perspektivwechsel hilft mir heute sehr.

Wie lassen sich denn Vorurteile abbauen, mal ganz konkret?

Wir bieten zum Beispiel Vorträge und Seminare an, in denen sich die Belegschaft mit ihren unbewussten Vorurteilen oder Denkmustern auseinandersetzt. Wir unterstützen Mitarbeiternetzwerke, zum Beispiel die Netzwerke für Frauen, Männer oder für die LGBTIQ-Community.

Wir achten zunehmend auf eine wertschätzende Kommunikation und arbeiten daran, unsere Führungskräfte weiter zu sensibilisieren und für einen inklusiven Führungsstil zu stärken. Und wir erarbeiten Formate, die das Thema Innovation in den Zusammenhang zu Diversity + Inclusion stellen.

Was wollen Sie damit erreichen?

Der Erfolg unseres Unternehmens hängt stark von Innovationen ab, dazu benötigen wir die Kraft unserer Vielfalt. Mein Wunsch ist es, dass wir durch Offenheit, Wertschätzung und Toleranz immer innovativer, kreativer und erfolgreicher werden.


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Sabine Latorre
Bis 2024 Leiterin aktiv-Redaktion Rhein-Main

Dr. Sabine Latorre war bei aktiv 22 Jahre lang die Spezialistin für Themen aus der Chemie- und Pharma-Industrie – bis zu ihrem Rentenbeginn im April 2024. Sie liebt es, komplizierte Zusammenhänge einfach darzustellen – so schon vor ihrer Zeit bei aktiv als Lehrerin sowie als Redakteurin für die Uniklinik Heidelberg und bei „BILD“. Außerdem schreibt sie naturwissenschaftliche Sachbücher für Kitas und Schulen. Privat reizen sie Reisen sowie handwerkliche und sportliche Herausforderungen.

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