Göppingen. Die Digitalisierung verändert gerade vieles in dieser Welt. Sie ruft Besorgte auf den Plan. Und Begeisterte! Zu denen zählt Thomas Celofiga: In dem 46-Jährigen lodert eine Leidenschaft für alles, was digital ist. Der gelernte Werkzeugmacher hat sich weiterentwickelt zur Führungskraft im Team der Digitalisierungsexperten beim Pressenhersteller Schuler. Dort sorgen Celofiga und seine Kollegen etwa dafür, dass die Kunden ihre hydraulischen und mechanischen Pressen heute viel einfacher testen und einrichten können als früher: virtuell! Per Datenbrille.

Celofigas Mitarbeiter Michael Weiher zeigt beim aktiv-Besuch, wie’s geht: Er setzt sich die VR-Brille auf. Und steht damit virtuell vor einer Umformpresse, wie sie in der Produktion von Karosserieteilen eingesetzt wird. Er kann durch deren Wand gehen – und duckt sich – denn jetzt steht er, gefühlt, mittendrin in der Anlage! Und sieht, wie sie arbeitet.

Der Software-Enthusiast liest seit 25 Jahren die Fachzeitschriften

Celofiga schwärmt: „Das eröffnet uns ganz neue Möglichkeiten!“ Der 46-Jährige leitet am Hauptsitz in Göppingen die 2017 geschaffene Abteilung Systemtest. Die entwickelt zu Schuler-Pressen einen „digitalen Zwilling“: Die virtuelle Version. Als Lehrling hätte er sich nicht vorstellen können, dass er einmal mit so etwas arbeiten würde. „Alles Digitale hat mich aber schon immer brennend interessiert!“

Nach der Schule saß er an seinem C 64, einem der ersten Heimcomputer. Über den zweiten Bildungsweg ging er aufs Gymnasium, studierte Feinwerktechnik. Bei Schuler ist er seit über 20 Jahren, früher als Inbetriebnehmer und in der Konstruktion.

Pressen von Schuler prägen die Geldmünzen von mehr als 180 Ländern der Welt.

Der Konzern mit seinen weltweit 6.600 Mitarbeitern bietet kundenspezifische Spitzentechnologie in der Umformtechnik, von der vernetzten Presse bis zur Presswerksplanung. Auch Automations- und Softwarelösungen, Werkzeuge, Prozess-Know-how und Service für die gesamte metallverarbeitende Industrie. Schuler-Pressen prägen zum Beispiel die Münzen von mehr als 180 Ländern!

Celofiga mischte immer gerne mit, wenn es bei Schuler um Digitales ging. „Mein mechanischer Background hat mir dabei tatsächlich geholfen. Man muss kein Informatiker sein.“ Das Know-how eignete sich Celofiga zum Teil selbst an: „Ich lese seit 25 Jahren diverse Fachzeitschriften.“ Am Feierabend setzt er seinen drei Söhnen (der jüngste ist vier Jahre alt) schon mal eine Datenbrille auf – „die finden das gigantisch!“ Oder er baut funkferngesteuerte Autos mit ihnen. Im Herbst erwartet seine Frau sogar noch zwei Söhne: Zwillinge.

Der Kundschaft bringt ein digitaler Zwilling viele Vorteile

Die „digitalen Zwillinge“ der Schuler-Pressen indes bieten den Kunden viele Vorteile. „Sie bekommen damit ihre realen Anlagen schneller und in besserer Qualität“, erklärt der Experte. Denn Software kann schon vorab getestet und Funktionen wie etwa ein Werkzeugwechsel optimiert werden. „So können unsere Inbetriebnehmer mehr von der Heimat aus erledigen, und beim Kunden läuft die Produktion schneller an.“ Die Bediener einer Presse können am virtuellen Exemplar schon geschult werden, bevor die echte Anlage aufgebaut ist.

Firmensprecher Hans Obermeier betont, die Möglichkeiten der Digitalisierung auszuschöpfen, sei für Schuler eine Notwendigkeit: „Um zukunftsfähig zu bleiben und um als Arbeitgeber für die neue Generation von Software-Spezialisten attraktiv zu sein.“ Das Team der Digitalisierungsexperten ist bei Schuler übrigens direkt beim Vorstandschef Domenico Iacovelli angedockt.

Celofiga arbeitet auch an sicheren Cloud-Lösungen für Kundendaten und vernetzte Fabriken. Der Mensch werde durch solche Innovationen aber nicht überflüssig: „Im Gegenteil – neue Technologien werden für uns Menschen gemacht.“

Nachgefragt

Wie sind Sie zum Digitalisierungs-Experten geworden?

Alles Digitale hat mich schon immer begeistert, das Wissen habe ich mir nach und nach angeeignet.

Was reizt Sie am meisten daran?

Dass die Digitalisierung unendlich viele Möglichkeiten bietet!

Worauf kommt es an?

Für die damit verbundenen Veränderungen muss man erst einmal das „Mindset“ schaffen, also: die richtige Einstellung. Denn jede Veränderung kann Menschen auch Angst machen.

Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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