Osterode. Zukunftsfähige Arbeitskultur – dieses Prädikat erhielten kürzlich 40 Unternehmen und Verwaltungen vom Bundesarbeitsministerium. Zugegeben, der Titel klingt etwas sperrig. Doch für Maja Vogt ist es eine wichtige Bestätigung für die Arbeit ihres Projektteams bei der KKT Gruppe in Osterode. Zwei Jahre lang haben dessen neun Mitglieder das Unternehmen unter die Lupe genommen.

„Der Blick aus der Geschäftsführung auf das Unternehmen ist oft zu eindimensional“, berichtet die Projektleiterin. „Deshalb wollten wir wissen: Wie sehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz und das Unternehmen? Was läuft gut? Was lässt sich verbessern? Ziel ist es, aus Mitarbeitern Mitgestalter zu machen.“ Gewünscht war durchaus der kritische Blick. „Wir wollen eine ‚Motzkultur‘ fördern und so zum Mitmachen auffordern“, sagt Ehemann und Geschäftsführer Sven Vogt.

Gesunde, sichere und erfolgreiche Arbeitskultur ist das Ziel

Genau das Richtige für Maja Vogt. Ihre offene, sympathische Art hilft, Vorbehalte innerhalb der Belegschaft abzubauen. Als ehemalige Volleyballerin weiß sie, wie wichtig Teamarbeit ist. Außerdem stand ihr ein Coach der Demografieagentur für die Wirtschaft zur Seite. Deren Coaches helfen in Niedersachsen, die „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ in Betrieben und Verwaltungen umzusetzen. Das Ziel: Beschäftigte und Betriebe sollen gleichermaßen von einer gesunden, sicheren wie erfolgreichen Arbeitskultur profitieren. Die Demografieagentur haben übrigens der Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall, die Landesregierung und der DGB Niedersachsen gegründet. Ihnen ist der sozialpartnerschaftliche Ansatz der Beratungsgesellschaft wichtig.

„Wir wollen, dass alle gern zur Arbeit kommen“

Die KKT Gruppe mit Sitz im Harz fertigt Kautschuk- und Kunststoffteile vor allem für die Auto-Industrie. Sie stellt seit Jahren überdurchschnittlich viele Azubis ein und hat daher einen niedrigen Altersschnitt. Schon im Jahr 2016 wurde KKT als „Demografiefester Betrieb“ zertifiziert. „Das war der Startschuss“, sagt Maja Vogt. In den vergangenen zwei Jahren habe das KKT-Projektteam dann weitere Betriebsbereiche durchleuchtet. Das Ziel: die Dynamik in der jungen Belegschaft hochhalten. „Wir wollen, dass alle gern zur Arbeit kommen. Doch alte Konzepte stoßen schnell an ihre Grenzen“, erklärt Maja Vogt. Neue Ideen seien gefragt. 16 Maßnahmen wurden identifiziert und „Kümmerer“ gefunden, die sie vorantreiben. Hier einige Beispiele:

  • Weiterbildung. Dafür wurde ein Online-Portal eingerichtet. Jetzt können Videoschulungen einfacher, schneller und ortsunabhängig stattfinden.
  • Wissenstransfer. Mitarbeiter haben Lernvideos gedreht. Damit lässt sich schnell zeigen, wie Teile hergestellt und weiterverarbeitet werden. Das Ziel: Wichtiges Know-how soll nicht nur von wenigen Spezialisten beherrscht werden.
  • Interne Kommunikation. Ein großer Monitor informiert Mitarbeiter in der Produktion über Schicht- und Rüstpläne, Kennzahlen und aktuelle Neuigkeiten.
  • Gesundheit. Mitarbeiter rotieren jetzt auf den Arbeitsplätzen. Das soll die Monotonie in der Endbearbeitung abbauen.
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Junge Mütter aus der Produktion arbeiten dauerhaft in der Frühschicht. Damit haben sie Planungssicherheit für die Betreuung ihrer Kinder.

Die „Initiative Neue Qualität der Arbeit“

  • Gemeinsames Projekt. Die „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ startete 2002 als Projekt von Bund, Ländern, Sozialversicherung, Gewerkschaften, Stiftungen und Arbeitgebern. Sie wird vom Bundesarbeitsministerium gefördert.
  • Ziele. Die Initiative soll mehr Arbeitsqualität als Schlüssel für Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der Betriebe in Deutschland schaffen.
  • Niedersachsen. Hier wird die Initiative von der Demografieagentur umgesetzt.

Die Demografieagentur für die Wirtschaft

Die Agentur in Hannover unterstützt Unternehmen bei Veränderungsprozessen

  • 75 Expertinnen und Experten sind bundesweit im Einsatz.
  • 1.000 Unternehmen wurden bisher erfolgreich betreut.
  • 6 Standorte hat die Agentur in Niedersachsen.
Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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