Weißbach. Continental, kurz: Conti? Das ist ein großer Autozulieferer – klar, weiß man. Was aber kaum bekannt ist: Das Technologieunternehmen hat auch etwas im Bau- und Möbelbereich zu bieten! Weil Wohnraum vielerorts knapp wird, hat der Konzern ein Tiny House gebaut, also ein Mini-Haus. Und damit nebenbei mal ganz anders aufgezeigt, welche Kompetenzen und Potenziale in dem Unternehmen stecken.
Initiator des Projekts ist Ralf Imbery, Design-Chef bei Continental. Sein Team hat die zunächst seltsam erscheinende Idee umgesetzt. Warum kommt ein Autozulieferer auf die Idee, ein Haus zu entwerfen? „Die Antwort ist einfach“, entgegnet der 59-Jährige schmunzelnd: „Weil wir es können! Und vor allem, weil wir gemeinsam mit Kunden und Partnern über den Tellerrand schauen wollen.“
Zur Verabredung mit aktiv trägt der Mann ein Freizeithemd. Die Frühlingssonne scheint durchs Fenster. Imbery wirkt locker und entspannt. Emotionen und Gelassenheit, sagt Imbery, seien in seinem Beruf das Wichtigste überhaupt. „Wenn wir von etwas träumen können, dann können wir es auch machen“, spitzt er zu. „Also haben wir mit unserem Projekt ContiHome angefangen, die Zukunft zu gestalten.“
Arbeiten, relaxen, kochen, essen, schlafen – alles auf nur 32 Quadratmetern
Über 50 Mitarbeiter in Asien, den USA und vor allem in Deutschland gehören zu seinem Design-Team, 10 von ihnen haben sich mit dem Häuschen beschäftigt. „Es geht um innovative, trendige, mobile Lebensräume“, erklärt Imbery, „viel Lebensqualität auf wenig Raum.“ Arbeiten, relaxen, kochen, essen, schlafen – alles auf 32 Quadratmetern.
Bei Conti kennt man sich mit pflegeleichten und langlebigen Oberflächen aus. Und man versteht es auch, Haptik, Design und Funktionalität erlebbar zu machen. „Das alles sind unsere Kernkompetenzen“, sagt Imbery. „Die machen wir nun eben auch in unserem ContiHome sichtbar.“ Wände, Fußboden, Fenster, ja sogar die ausklappbare Terrasse – alles ist aus Materialien hergestellt, mit denen man beim Auto-Zulieferer auch sonst arbeitet.
Und noch ein wichtiges Thema kann man mit diesem Projekt gut aufgreifen: Nachhaltigkeit. „Ein kleines Haus besitzt weniger Wohnfläche, es besteht aus weniger Baumaterial, und es verbraucht weniger Energie.“ Imbery ist es wichtig, den umweltfreundlichen und ressourcenschonenden Aspekt zu betonen, denn das entspreche den Bedürfnissen der Verbraucher: „Wir haben recycelbare Materialien eingesetzt.“ Zum Beispiel am Fenster. Die beschichteten Fensterprofile sind zu 100 Prozent recycelbar.
Licht, Wärme, Sound: Im ContiHome ist alles vernetzt
Und weil in Zukunft neue Häuser nicht einfach nur Häuser sind, ist auch dieses Häuschen ein Smarthome. Es denkt quasi mit und nimmt seinen Bewohnern Arbeit ab. Mithilfe von moderner Technik lässt sich das Zuhause per Smartphone oder Tablet auch aus der Ferne steuern und überwachen. Licht, Wärme, Sound – alles ist mit allem vernetzt.
Viele trickreiche Details verblüffen: In der Küche ist zum Beispiel ein elektronischer Kamin versteckt, er funktioniert mit Wasserdampf und kann als Raumteiler genutzt werden. Ein kreatives Highlight ist die Uhr im ContiHome: Sie zeigt die Zeit durch ein durchleuchtendes Material. Interessant auch, wie man es geschafft hat, die sehr echt anmutende Holzoptik der Fassade zu erzeugen.
Weniger überraschend ist es, dass der Autozulieferer sein Mini-Haus auf einen Trailer gebaut hat. Mobilität gehört schließlich seit jeher zu Continental.
Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.
Alle Beiträge des Autors