Regensburg. Hand in Hand mit dem Roboter arbeiten? Maschinen für die vernetzte Fabrik programmieren? Für Cornelia Ketterl und Daniel Schauer ist das eine willkommene Herausforderung. „Mit diesen Kenntnissen sichern wir unsere berufliche Zukunft“, ist ihre einhellige Meinung. Und dafür drücken die beiden Mitarbeiter des Automobilzulieferers Continental in Regensburg noch einmal die Schulbank – mit inzwischen 40 und 33 Jahren.
Möglich macht dies ein besonderes Weiterbildungsangebot bei Continental, das Ungelernten oder Quereinsteigern aus dem Werk die Chance gibt, einen Ausbildungsabschluss in einem M+E-Beruf nachzuholen – und das mit einem Schwerpunkt auf den digitalen Inhalten.
Mit der Industrie 4.0 ändern sich die Tätigkeiten
„Fit für Industrie 4.0“ heißt das interne Qualifizierungsprogramm, das im Herbst 2017 startete. Inzwischen lernen in zwei Klassen je zehn Mitarbeiter vor allem die Berufe Mechatroniker oder Elektroniker für Betriebstechnik. „Das Programm ist sehr erfolgreich und auch für die kommenden Jahre fest eingeplant“, sagt Iris Hackermeier, Leiterin der Aus- und Weiterbildung am Standort.
Das Besondere: Auch während der zweieinhalbjährigen Ausbildungszeit bezahlt Continental den Teilnehmern ihr bisheriges Grundgehalt. „Für das Unternehmen ist das eine echte Investition, von der beide Seiten profitieren“, sagt Hackermeier. Die Teilnehmer qualifizieren sich weiter – und lernen Fertigkeiten, die für den Betrieb wichtiger werden. Denn die zunehmende Digitalisierung wird das Arbeitsumfeld und viele Tätigkeiten stark verändern.
Es erhalten auch Kollegen eine Chance, die bisher keine oder eine fachfremde Ausbildung hatten. Cornelia Ketterl etwa ist eigentlich Rechtsanwaltsgehilfin: „Als ich den Schulabschluss machte, lernten Mädchen einfach keine technischen Berufe …“ Doch das Interesse war da. So fing sie als Bestückerin bei Continental an, arbeitete in verschiedenen Bereichen. Das Qualifizierungsprogramm hilft ihr nun, einen branchenspezifischen Beruf zu lernen. Klar: Es sei schon eine Umstellung, mit 40 noch einmal zur Schule zu gehen. „Aber die Familie unterstützt mich. Meine Tochter hat sogar angeboten, bei den Hausaufgaben zu helfen“, sagt sie und grinst.
Durch die Weiterbildung sichern die Teilnehmer ihre eigene berufliche Zukunft
Auch Bekannte von Daniel Schauer sind beeindruckt, dass er nun die Ausbildung absolviert. 2010 war er über eine Zeitarbeitsfirma zu Continental gekommen, zuletzt arbeitete er in der Instandhaltung. „Viele Freunde zeigen Respekt, dass ich mir die Prüfungen zumute“, sagt der 33-Jährige. Wie alle bekommt er das tarifliche Grundgehalt weiter, Sonderzuschläge entfallen jedoch. „Das sind schon finanzielle Einbußen“, so Schauer, „aber ich weiß, dass ich mit dem neuen Wissen in der Zukunft besser aufgestellt bin und dann auch mehr verdienen kann.“
Alter und Erfahrung: Beim Dazulernen sind das durchaus Pluspunkte. Lisa Winkler betreut alle technischen Azubis am Standort – und hat beobachtet: „Die Älteren sind ganz anders motiviert. Sie können Systeme besser einschätzen und wissen genau, wofür sie bestimmte Fertigkeiten brauchen.“ Bislang sind alle Teilnehmer mit vollem Einsatz dabei: „Wir wählen sie vorher sorgfältig aus.“
Mitarbeiterin Ketterl macht anderen Mut für Neues, auch für die digitalen Techniken: „Vieles ist vertraut. Man lernt einfach, es noch besser zu verstehen.“
Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.
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