Langgöns. Rund 3 Millionen Euro investierte Christ Feinmechanik (60 Mitarbeiter und 5 Millionen Euro Jahresumsatz) in ein neues Werk in Langgöns. aktiv sprach mit Geschäftsführer Andreas Christ über Spindeltechnologie, den Glauben an die Zukunft mittelständischer Familienunternehmer und das Glück, auch als Hesse zur EU zu gehören.

Herr Christ, wofür braucht man denn Spindeln?

Spindeln sind das Herz jeder Bearbeitungsmaschine. Sie werden gebraucht bei den verschiedensten Fertigungsverfahren, zum Beispiel beim Schleifen, Fräsen, Gravieren, Polieren oder Bohren, denn sie treiben das Werkzeug oder auch das Werkstück innerhalb der Maschine an und ermöglichen so erst die eigentliche Bearbeitung. Ihr Einsatz ist nahezu grenzenlos, da so gut wie jedes Material damit bearbeitet werden kann, von Holz, Metall und Kunststoff bis hin zu Glas.

Und was ist das Besondere an den Spindeln von Christ Feinmechanik?

Unsere Präzision. Spindeln von uns laufen extrem genau. Die Spindelsysteme, Komponenten und Bauteile sind deshalb in vielen Branchen sehr gefragt. Dank eigener Entwicklungsabteilung finden wir zudem für jede Anwendung das passende Teil. Wir haben hier eine tolle Mannschaft aufgebaut, die mit ungeheuer viel Know-how noch immer für jedes Problem die richtige Lösung gefunden hat. Und wir haben mit einem Partnerunternehmen eine neue Spindelgeneration entwickelt, die flexibler ist als die Vorgänger, und erfolgreich auf den Markt gebracht.

„Wir entwickeln für jede Anwendung die richtige Spindel“

Andreas Christ

Haben Sie deshalb so kräftig in den Standort investiert?

Auch … Wir glauben an uns und unser Können. Mein Vater hat das Unternehmen 1964 gegründet, mein Bruder und ich sind eigentlich schon als Schüler eingestiegen, und da einer meiner Söhne Maschinenbau studiert und schon Interesse bekundet hat, fiel die Entscheidung leichter. Wir haben die letzten Jahre über die Straße produziert, das war kein Zustand mehr. Letztlich mussten wir einfach was tun. Also studiert man seine Zahlen, betrachtet Erreichtes, Know-how und Können. Und natürlich haben wir die Entscheidung als Familie gemeinsam getroffen. Ein zusätzlicher Segen war dann noch die finanzielle Unterstützung durch das Land Hessen über den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE). Auch wenn ich mich vor allem als Hesse sehe, finde ich es schon toll, dass auch in unserem Land Gelder der EU für solche Zukunftsprojekte zur Verfügung stehen. Ministerpräsident Volker Bouffier hat uns sehr unterstützt und es sich nicht nehmen lassen, bei der Einweihung des Neubaus dabei zu sein. Für uns alle hier war es eine große Ehre, dass er zur Einweihung kam.

Wo sehen Sie zukünftige Herausforderungen?

Es ist immer eine Herausforderung, ein Unternehmen wirtschaftlich stabil zu halten, sich am Markt zu behaupten und wenn alles gut läuft, auch weiter zu wachsen. Wir müssen sehr flexibel reagieren können, und ich bin froh, dass die Mitarbeiter da mitziehen. Wir sind schon sehr digital und damit sehr transparent. So kann zum Beispiel in der Fertigung jeder sehen: Wo sind wir richtig gut, wo passieren Fehler, wo müssen wir besser werden? Und wir müssen durch die fortschreitende Digitalisierung weiter investieren, in Software, Maschinen und Anlagen, aber auch in die Weiterbildung der Mitarbeiter. Das alles fordert einen permanent. Manchmal denke ich schon, dass der Tag nicht genug Stunden hat.

Woher ziehen Sie dann Kraft?

Aus einem guten Mix: Ich habe eine tolle Familie, bin überzeugter Christ und seit 18 Jahren Mitglied im Kirchenvorstand, bin begeisterter Sportler und mache auch noch selbst Musik.

Wenn Sie nun noch einen Wunsch bei einer Glücksfee frei hätten?

Dann würde ich mir wünschen, dass mein Kreuzbandriss wieder gut verheilt, damit ich in diesem Winter wieder Ski fahren kann, und für die Christ Feinmechanik weiter eine gute wirtschaftliche Entwicklung.

Zur Person

Seit Kurzem auf dem Markt: Unternehmer Andreas Christ von Christ Feinmechanik in Langgöns ist stolz auf das mit einem Partnerunternehmen entwickelte Spindelsystem.
Andreas Christ Geschäftsführer bei Christ Feinmechanik Bild: Scheffler
  • Geboren 1966 in Langgöns, verheiratet, zwei Söhne
  • Ausbildung zum Automateneinrichter
  • Weiterbildung zum Industriemeister (Abendschule), kontinuierliche Weiterbildung in verschiedenen Bereichen, insbesondere Automatisierung und Digitalisierung
  • Seit 2000 Geschäftsführer von Christ Feinmechanik in Langgöns
Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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