Fulda. Ob Mineralölkonzerne, Pharmariesen oder Chemiegiganten: Viele Große brauchen die Produkte von John Crane. Denn das Unternehmen, Teil der britischen Smiths Group mit über 22.000 Mitarbeitern weltweit, ist ein wichtiger Partner für den Anlagenbau. aktiv sprach mit Nico Schmäling, Geschäftsführer von John Crane in Fulda mit Gesamtverantwortung für die Positionierung des Unternehmens im deutschsprachigen Raum.

Was haben Sie mit den Großen der Industrie zu tun?

Wir sind Experten in der Dichtungstechnologie, und unsere Gleitringdichtungen, Sperrsysteme und Kupplungen sind wichtige Rädchen im Getriebe von Produktionsprozessen in Industrieanlagen. John Crane ist unter anderem der Technologieführer für Rührwerksdichtungen. In Fulda ist unser Exzellenz-Zentrum. Hier entwickeln und produzieren wir Lösungen für Rührwerkshersteller in vielen Branchen und sehr oft für die großen Unternehmen in der Chemie- und Pharma-Industrie.

Wie hoch ist Ihre Exportquote bei Rührwerksdichtungen?

Über den direkten Weg unter 20 Prozent. Über die Maschinenhersteller gehen jedoch mehr als 80 Prozent unserer Produkte in die ganze Welt.

Ist Ihre Arbeit nach der Auslieferung getan?

Ganz im Gegenteil. Der Service wird immer wichtiger. Wir investieren nah am Kunden, wollen für ihn erreichbar sein und haben aktuell mehr als 200 Niederlassungen weltweit. Etliche Mitarbeiter sind schon gar nicht mehr bei uns im Werk tätig, sondern ausschließlich beim Kunden. An einem großen Pharmastandort können schon mal 1.000 Pumpen und 300 Rührwerke mit Gleitringdichtungen aus unserem Haus Teil des Produktionsprozesses sein. Dass diese eine hohe Verfügbarkeit haben, ist für unsere Kunden ausschlaggebend und für uns ein wichtiges Geschäft.

Hilft Ihnen die Digitalisierung?

Sehr. Vertriebler und Servicemitarbeiter haben über Tablets und Smartphones Zugriff auf unser Datensystem und können sofort sehen, was wann wie an der Anlage gemacht wurde und vieles mehr. So kann man gezielter Angebote abgeben oder Anlagen warten. Vieles wird sich verändern. Werden wir zum Beispiel weiterhin Teile verkaufen, oder will der Kunde nur noch nach Betriebsstunden abrechnen? Es gibt jede Menge spannende Fragen, mit denen wir uns aktuell beschäftigen.

Kommen Mitarbeiter da noch mit?

Ja, aber man muss was dafür tun. Anständiger und fairer Umgang miteinander und nicht zuletzt Weiterbildung sind der Schlüssel. Gerade hat sich der dritte Mann hier zum Pumpenfachingenieur weiterqualifiziert, über einen neuen Studiengang. Problematisch ist für uns der Fachkräftemangel bei Technikern und Ingenieuren in Kombination mit dem neuen Recht auf Teilzeit. Wichtige Leute fehlen, und es ist schwierig, die möglichen Arbeitszeitmodelle umzusetzen und gleichzeitig dem Wunsch unserer Kunden nach kompetenten Ansprechpartnern gerecht zu werden. Nicht nur in unserer Konzernzentrale in den USA stoßen solche Regelungen auf Unverständnis. Neben der Digitalisierung wird es immer mehr zur Herausforderung, noch effizienter zu werden, um den Produktionsstandort zu halten.

Warum engagieren Sie sich beim Arbeitgeberverband Hessenmetall?

Weil ich nicht meckern möchte, sondern auch was ändern und Dinge mitgestalten will. Deshalb habe ich mich auf die Geschäftsführerstelle bei John Crane beworben und mich dann im vergangenen Jahr zum Vorsitzenden der Bezirksgruppe Offenbach-Osthessen von Hessenmetall wählen lassen.

Zur Person

Im Betrieb: Nico Schmäling Nico Schmäling, Geschäftsführer von John Crane in Fulda, an einer Gasfilteranlage. Foto: Scheffler
Nico Schmäling Geschäftsführer von John Crane
  • 1979 geboren in Witten-Herdecke, verheiratet, zwei Kinder
  • Diplom-Ingenieur, Studium Wirtschaftsingenieurwesen TU Kaiserslautern und Berlin
  • 2008 MAN Diesel & Turbo in Augsburg
  • 2014 Wechsel zu John Crane in Fulda, seit Oktober 2016 Geschäftsführer
  • Seit 2018 Mitglied des Vorstands von Hessenmetall und Vorsitzender der Bezirksgruppe Offenbach-Osthessen
Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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