Hildesheim/Braunschweig. Wegen Corona sind viele Schulen dicht, die Kinder müssen zu Hause lernen. Doch viele Schüler haben nicht die Mittel zur Anschaffung der erforderlichen Computer. „Dabei gibt es zahlreich Geräte, die noch funktionieren“, sagt Matthias Mehler, Unternehmer aus Hildesheim. „Und genau die werden dringend gebraucht.“

Er hatte von der Initiative „Hey, Alter“ gehört. Zusammenbringen, was zusammengehört – nach dieser Devise läuft in Braunschweig schon seit dem ersten Lockdown im Frühjahr vergangenen Jahres das Projekt, das Schüler mit gebrauchten Rechnern versorgt. „Wir freuen uns sehr darüber, dass sich die Hildesheimer unserer Initiative anschließen“, sagt Florian Bernschneider, Hauptgeschäftsführer des Braunschweiger Verbands. Er hat unter seinen Mitgliedern die Werbetrommel gerührt. Der Verband öffnete auch den Hildesheimern die Türen zu den Ideengebern.

Mehr Chancengleichheit für Schülerinnen und Schüler der Region

Mehler, Chef des Verbands Unternehmer Hildesheim, stellte unter seinen Mitgliedern ein Team zusammen, das kürzlich auch in der Domstadt an den Start gegangen ist: Unternehmen, Institutionen und private Haushalte in Stadt und Region sind aufgerufen, alte Rechner zur Verfügung zu stellen. Mitarbeiter von Mehler, der Unternehmer in der Veranstaltungsbranche ist, holen die gebrauchten Geräte ab. Studierende der Uni Hildesheim machen sie wieder fit.

Über die Stiftung NiedersachsenMetall, die seit Jahren im engen Kontakt mit Schulen auch in der Region Hildesheim steht, führt der Weg zu den Kindern und Jugendlichen, die bislang nicht oder nur eingeschränkt an E-Learning oder Homeschooling teilnehmen konnten. „So verhelfen wir auch in unserer Region Schülerinnen und Schülern zu mehr Chancengleichheit“, sagt Mehler.

Studierende der Uni Hildesheim machen die Rechner wieder fit

Abgeschriebene, aussortierte und weggestellte – aber noch funktionierende – Computer, Laptops und Tablets sind begehrt, optimalerweise inklusive Kamera und Mikrofon, am liebsten komplett mit Tastatur und Maus, gerne auch Tablets. Die Rechner sollten maximal fünf Jahre alt sein, mindestens einen 2 GHz Dual Core Prozessor und 4 GB RAM haben, und alle Komponenten sollten funktionsfähig sein. „Zudem sollten sie möglichst datenfrei sein. Unabhängig davon werden sämtliche Speicher von uns neutralisiert“, sagt Stefan Hinz, Geschäftsführer der örtlichen IT-Firma HCT GmbH, „anschließend werden das Betriebssystem Ubuntu Linux, ein Browser und Libreoffice installiert.“ Nach erfolgreichem Testlauf gehen die Geräte mit „Hey, Alter“-Stempel an die Schüler.

Für die Umsetzung konnte Unternehmer Hildesheim die Kompetenzwerkstatt für Entrepreneurship und Transformation (EKT) der Uni Hildesheim gewinnen. Sie stellt Räumlichkeiten zur Verfügung. Studierende helfen, die eingehenden Computer zu inventarisieren, die Speicher zu neutralisieren und die neue Software aufzuspielen. IT-Spezialisten von Compra und HCT unterstützen, wann immer es hakt. Sorgen um mögliche Verstöße gegen den Datenschutz machen sich die Organisatoren nicht. „Wir können auch Löschprotokolle erstellen, wenn dies von den Alteigentümern gewünscht wird“, so HCT-Chef Hinz.

Hildesheim ist bereits der zwölfte Standort von „Hey, Alter“. Insgesamt sind mehr als 1.300 Rechner ausgeliefert worden.

Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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