Burscheid. Kähler war und ist ein hoch spezialisierter Händler für Armaturen, die zum Absperren oder Regulieren von Leitungen etwa in Fernwärmenetzen oder Industrieanlagen genutzt werden. Die wichtigsten Produkte sind sogenannte Kugel- und Kükenhähne – teilweise Nischenprodukte, für die es nur eine Handvoll Anbieter gibt.

Die Folgen der Abhängigkeit von wenigen Herstellern wurden für Kähler in der Coronazeit noch viel stärker spürbar. Sie erzeugten weit mehr als ein Störgefühl. „Wir mussten etwas tun“, sagt Bunse, der 2009 als Vertriebsmitarbeiter in die Firma eingestiegen war und sie 2014 dann übernommen hatte. Seine Entscheidung: „Wir machen es jetzt selbst.“

Der Unternehmer knüpfte ein Produktionsnetzwerk

Dabei hatte der Betrieb mit nur sieben Mitarbeitenden nicht die Fachkompetenz, nicht die Anlagen und schon gar nicht den Platz, um die Produktion einfach selbst zu machen. Also ging Bunse auf die Suche. Zunächst nach abgelaufenen Patenten, die als Vorlagen für die eigenen Produkte dienen konnten. Die gab es. Dann nach Konstrukteuren, Montagebetrieben, Gießereien, Lackierereien – eben allem, was für die Herstellung der Armaturen notwendig ist.

Der pfiffige Bunse wusste, wo er Unterstützung finden konnte. Er nutzte die Erfahrung, Kompetenz und Kontakte der Wirtschaftssenioren Leverkusen. „Ohne sie hätten wir das nicht hinbekommen.“ Ein Aufwand, der sich gelohnt hat. Die Partnerfirmen produzieren jetzt direkt in enger Abstimmung mit Kähler. Damit hat sich nicht nur die Abhängigkeit von weit entfernten Lieferanten deutlich verringert. Ein weiterer Vorteil: Kähler kann bei der Entwicklung der Produkte die wichtigen Kunden direkt einbeziehen und damit auf Wünsche eingehen. So ließen sich etwa Sicherheitsanforderungen in Bereichen, die besonderen Explosionsschutz benötigen, noch besser erfüllen.

Armaturen im laufenden Betrieb an Leitungen montieren

Die Firma macht 85 Prozent ihres Umsatzes mit deutschen Abnehmern. Die Nähe ermöglicht auch eine Dienstleistung, die für das Geschäft des Unternehmens wichtig geworden ist: den Anbohr-Service. Wenn Armaturen an bestehenden Leitungen angebracht werden sollen, müssen diese natürlich angebohrt werden. „Unsere spezielle Technik macht das möglich ohne Abschaltung, einfach im laufenden Betrieb“, sagt Peter Jagelki, der unter anderem für den Versand der Produkte zuständig ist.

Händler, Dienstleister und jetzt auch indirekter Produzent – die Firma Kähler, vor 30 Jahren in Leverkusen in einem privaten Keller gegründet, hat sich für die Zukunft gut aufgestellt …

Werner Grosch
Autor

Werner Grosch war lange Jahre leitender Redakteur einer Tageszeitung mit den Schwerpunkten Politik und Wirtschaft. Für aktiv schreibt er Reportagen aus Unternehmen der Metall- und Elektrobranche und porträtiert Mitarbeiter aus diesen Branchen mit ihren ungewöhnlichen Fähigkeiten oder Hobbys. Privat und beruflich ist er am liebsten mit dem Rad unterwegs.

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