Wenn die Kälte durch die Ritzen zieht, ist es oft schon zu spät im Jahr, um über einen Fensteraustausch nachzudenken. Deshalb sei jetzt schon daran erinnert: Neue Fenster machen das Wohnen nicht nur behaglicher. Sie senken außerdem den Energieverbrauch und können den Schallschutz verbessern. Entscheidend sind die richtige Wahl und der fachgerechte Einbau. Auf was man dabei achten sollte, erklärt Christian Handwerk, Referent für energetisches Bauen und Bauphysik bei der Verbraucherzentrale NRW im Bereich Energie.

Fenster-Check – was man wie prüfen sollte:

Zieht es stark? Ein einfacher Test gibt Aufschluss

Als Erstes schaut man sich die eigenen Erfahrungswerte an. Weiß man beispielsweise, dass ein Raum deutlich schlechter warm wird als alle anderen? Zieht es an bestimmten Stellen, obwohl die Fenster zu sind? Hier kann eine Kerze helfen: Man kann bei windigem Wetter mit der Flamme langsam vor dem Rahmen entlang gehen und beobachten, ob sie flackert. „Das ist ein Zeichen für Undichtigkeit. Fehlen Dichtungen im Rahmen, hilft bereits günstiges Abdichtungsband enorm, welches man in Baumärkten kaufen kann“, sagt Handwerk. Empfehlenswert sei dabei eines aus dem Material EPBDM (weiches Gummi), also nicht das offenporige Schaumstoffprodukt.

Der Experte rät weiter: „Kommt man zu dem Ergebnis, dass mehr getan werden muss, lohnt es sich, einen unabhängigen Energieberater ins Haus zu holen. Der kann genau sagen, ob man nur eine kleine Korrektur der Fenstereinstellung vornehmen oder neue Dichtungen besorgen muss oder ob es wirklich eines Fensteraustausches bedarf“, sagt der Experte. So eine Beratung vor Ort gibt es bei den Verbraucherzentralen zum Beispiel schon ab 30 Euro.

Welche Wärmeschutzverglasung ist vorhanden?

Ein wichtiges Thema ist die Wärmeschutzverglasung. „Ist das Haus oder die Wohnung vor 1995 gebaut worden, hat es in aller Regel keine. Erst in den 90ern gab es da einen großen Technologie-Sprung“, sagt der Experte. Die Wärmeschutzverglasung ist wichtig. „Ein sehr altes, einfach verglastes Fenster lässt bis zu viermal so viel Wärme entweichen wie eine ungedämmte Wandfläche gleicher Größe.“ Nach Schätzungen der Deutschen Energie Agentur sind in Deutschland 320 Millionen Fenster sanierungsbedürftig.

Baujahr und Produktname stehen meist auf der Metallfläche zwischen den Scheiben. Findet man dort nichts, kann man den sogenannten Feuerzeugtest machen. „Halten Sie vor dunklem Hintergrund eine Flamme vors Fenster. Wurde Wärmeschutzglas eingebaut, hat das zweite Spiegelbild der Flamme eine andere Farbe als die anderen“, erklärt Handwerk. Der Grund für diesen Effekt ist eine Metallbedampfung auf der inneren Scheibe, die das Licht anders reflektiert als unbeschichtetes Glas.

Übrigens: Hat das dritte (von insgesamt vier) Spiegelbildern eine andere Farbe, handelt es sich um eine Sonnenschutz-Verglasung. „Bei den allerneuesten Fenstern ist dieser Effekt nicht in jedem Fall zu sehen – diese wird man aber auch nicht austauschen wollen“, so der Experte der Verbraucherzentrale.

Ist der Fensterrahmen dicht?

Der nächste Blick gilt dem Rahmen. Der sollte nicht verwittert, gebrochen, verzogen oder anderweitig beschädigt sein. Um die Dichtheit zu testen, kann man ein Blatt Papier zwischen Fensterrahmen und -flügel einklemmen. „Lässt sich das Papier bei geschlossenem Fenster nicht herausziehen, ist das Fenster an dieser Stelle dicht genug“, so der Experte. Den Test sollte man an mehreren Stellen wiederholen.

Fensterwechsel: Entscheidend sind Rahmen- und Verglasungsart

Fenster haben viele Funktionen: Schallschutz, Hitze- und Einbruchschutz. Barrierefreie Ausführungen, die auch eingeschränkte Menschen bedienen können, gibt es ebenfalls. Manche Fenster lassen sich sogar ins Smarthome-System integrieren und dann per Handy öffnen und schließen. Bevor es an die gewünschten Funktionen geht, muss man sich im Klaren sein, welche Materialien man sich wünscht.

Etwa 20 bis 40 Prozent einer Fensterfläche besteht aus dem Rahmen. Dessen Material ist wichtig für die energetische Qualität eines Fensters. „Rahmen aus Mehrkammerprofilen oder speziell gedämmte Rahmen sind heute Standard“, sagt Handwerk. „Holz- und Kunststoffrahmen geben in der Regel weniger Wärme nach außen ab als Metallrahmen.“ Letztendlich ist die Entscheidung für oder gegen ein Material aber eine sehr individuelle. Da spielen auch ökologische Faktoren und Recyclingmöglichkeiten eine Rolle, genauso wie Wirtschaftlichkeit, Wartungsaufwand und Aussehen der Fenster.

Absoluter Mindeststandard sind Wärmeschutzverglasungen mit zwei Scheiben, heute ist bereits eine Dreifachverglasung bei neuen Fenstern der Normalfall. Eine Dreifachverglasung lässt, im Vergleich zu Zweischeiben-Isolierfenstern, weniger als ein Drittel der Wärme entweichen. „Wie viel Wärme durch ein Fenster verloren geht, zeigt der sogenannte U-Wert: Je kleiner dieser ist, desto geringer ist der Verlust teurer Heizenergie.“ Bei 1,3 sollte er höchstens liegen. Entscheidend ist immer der Wert des kompletten Fensters, also von Glas und Rahmen zusammen. „Er wird als Uw-Wert bezeichnet und muss von allen Herstellern angegeben werden. In manchen Prospekten findet sich auch der Ug-Wert, der sich nur auf die Verglasung bezieht. Wichtig ist es, stets den Uw-Werte zu vergleichen“, so der Experte.

Wer neue Fenster einbaut, sollte auch an die Fassadendämmung denken

Einen Fenstertausch sollte man zusammen mit einer nachträglichen Außenwanddämmung andenken. „In einem schlecht oder gar nicht gedämmten Gebäude sind Fenster mit besonders starkem Wärmeschutz nicht immer empfehlenswert“, sagt Handwerk. Baut man in einem ungedämmten Haus gute Wärmeschutzverglasungen ein, werden im Inneren – statt der Fensterscheiben – Bereiche der Außenwände zu den kältesten Oberflächen. Dort könnte Kondenswasser in die Wände ziehen. Das bringt ein Schimmelrisiko mit sich: „Dem kann man aber mit einem veränderten Lüftungsverhalten entgegenwirken. Der Fenstertausch macht eine nachträgliche Dämmung nicht zwingend notwendig, in vielen Fällen ist diese aber ratsam. Auch bei diesen Fragen hilft der Energieberater weiter.“

Schallschutz durch neue Fenster

Wer beispielsweise an einer viel befahrenen Straße wohnt, könnte Lärmschutzfenster einbauen lassen, wenn die Geräusche als störend empfunden werden. Fenster gibt es in verschiedenen Schallschutz-Qualitäten. Sie können den Schalleintrag um bis zu 50 Dezibel senken, „allerdings sind solche Fenster auch sehr teuer. Fenster mit einer Schalldämmung von 38 Dezibel und mehr kann man bereits als gute Schallschutzfenster bezeichnen. Sie sind etwas teurer als die Standardausführung“, sagt der Experte. Damit der Schallschutz überhaupt wirksam ist, müssen angrenzende Fugen dicht sein, etwa Einbaufugen, Schließfugen oder Rollladenkästen. „Schallschutzfenster sollten von Profis eingebaut werden, die solche Details richtig ausführen.“

Neue Fenster ermöglichen eine Neugestaltung von Wohnraum

Wer sich zum Einbau neuer Fenster entscheidet, der kann in diesem Zuge auch neu gestalten. So lässt sich die Öffnungsrichtung ändern oder eine ganz neue Einteilung und Flügelgröße wählen. Wenn der Fachmann eh schon mal dran ist, lassen sich gegen einen nicht allzu großen Aufpreis auch Fensterausschnitte vergrößern, was ein völlig neues Raumgefühl mit sich bringt.

Auch der Einbruchschutz kann verbessert werden

In weniger als 30 Sekunden können Einbrecher ein Fenster aufhebeln, wenn es nur einfache Rollzapfenverschlüsse hat. Deutlich schwerer haben sie es bei Pilzkopfzapfenverriegelungen. Die können sogar nachgerüstet werden. „Das lohnt sich aber nicht immer – die Kosten sind wegen des handwerklichen Aufwands vergleichsweise hoch“, sagt Handwerk. Pilzkopfzapfen verhaken sich mit dem Rahmen, sodass Diebe deutlich mehr Mühe haben, Fenster und Rahmen zu trennen.

Die Nachrüstung von Schlössern und Scharnieren ist fast immer möglich. Abschließbare Fenstergriffe können gleichzeitig als Kindersicherung dienen. Bei mehreren Fenstern sollte auf gleich schließende Zylinder geachtet werden und der Schlüssel im Notfall immer auffindbar sein. Außerdem gibt es einbruchhemmende Verglasungen. Dabei unterscheidet man zwischen sechs Widerstandsklassen („Resistance Classes“, kurz RC). „Sie beziehen sich auf die Gesamtkonstruktion aus Rahmen, Beschlag und Verglasung. Bei privaten Wohngebäuden sollte man mindestens auf die Klasse RC 2 setzen“, sagt Experte Handwerk.

Die Kosten: Womit man rechnen muss

Die Arbeiten sollten man unbedingt Fachkräften überlassen. „Holen Sie mindestens zwei, besser noch drei Angebote von qualifizierten Fachfirmen ein“, rät der Experte der Verbraucherzentrale. Dazu sollte man wissen: Die Berufsbezeichnung Fenstermonteur ist in Deutschland nicht geschützt. Qualitätsmerkmale für eine Firma können Gesellen- oder Meisterbrief als Schreiner, Tischler oder Glaser der Fachrichtung Fensterbau sein. Mitgliedschaften in der Handwerkskammer, der Innung oder der Kreishandwerkerschaft sprechen für einen Mindeststandard.

Wichtig: In den Angeboten sollten genaue Angaben zur Fensterqualität und zur Montage gemacht werden. Weitere Punkte wie Gerüst- und Entsorgungskosten sollten eigene Posten sein. Ein Energieberater kann entsprechende Angebote prüfen. „Mit einem fünfstelligen Betrag für ein Einfamilienhaus ist dabei zu rechnen“, so Handwerk. Ein Betrag von 20.000 bis 25.000 Euro ist realistisch, allerdings können davon noch Fördermittel abgezogen werden.

Förderung nutzen

Für Umrüstung und Austausch von Fenstern gibt es verschiedene finanzielle Förderprogramme, zum Beispiel der KfW. „Wichtig zu wissen ist auch, dass manches Bundesland zusätzliche Fördergelder bietet; sogar auf kommunaler Ebene kann das in Einzelfällen so sein.“ Der Experte rät in jedem Fall dazu, sich vorab zu informieren und die Mittel zu beantragen, bevor Handwerksbetriebe beauftragt werden. Wer ohne Förderung austauscht und umrüstet, kann gegebenenfalls die Handwerkerrechnungen von der Steuer absetzen.

Was Haus- oder Wohnungsbesitzern klar sein muss: Die Energieersparnis wird den Betrag für die neuen Fenster nicht schnell amortisieren. „Je nach Nutzerverhalten spart man möglicherweise 15 Prozent des bisherigen Verbrauchs ein“, sagt Handwerk. „Rein finanziell gibt es meistens bessere energetische Aufwertungsmaßnahmen am Gebäude.“ Aber durch neue Fenster verändert sich auch das Raumklima positiv. Es zieht weniger, und im Winter setzt man sich wieder gerne ans Fenster.

Marie Schäfers
Autorin

Marie Schäfers hat ihren Studienabschluss in Geschichte und Journalistik an der Universität Gießen gemacht. Sie volontierte bei der „Westfälischen Rundschau“ in Dortmund und ist Leitende Redakteurin der Zeitung Sonntag-EXPRESS in Köln. Für aktiv beschäftigt sie sich als freie Autorin mit den Themen Verbraucher, Geld und Job.

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