Köln. Es ist unprofessionell. Jeder wird über ihn reden. Aber Martin Kristen hat es eben erwischt: Der Leibwächter hat sich bei der Arbeit verliebt, ausgerechnet in seine Chefin, das Top-Model Heidi Klum. Seine Gefühlslage kennen auch viele Industrie-Mitarbeiter.
Denn jeder fünfte Berufstätige hat schon im Job sein Herz verloren, verrät uns eine aktuelle, repräsentative Forsa-Umfrage. Die am häufigsten genannte Abteilung, in der die Befragten potenzielle Partner sehen, ist die Produktion.
Kein Drama, sagt der Kölner Arbeitspsychologe Peter Groß – zu dem immer wieder Betroffene kommen, weil sie nicht weiterwissen. „Normalerweise sind Liebesgefühle am Arbeitsplatz unproblematisch – mit ein paar Ausnahmen.“
Wenn die Verliebtheit wie bei Leibwächter Kristen über Hierarchie-Ebenen geht, „sind Schwierigkeiten programmiert“. Heißt: Mit so etwas nur rausrücken, wenn die Gefühle anhalten und das Herz überläuft! „Man muss dann auch eine Enttäuschung akzeptieren können“, so Groß. Und: „Die Zusammenarbeit kann schwieriger werden.“
Für verliebte Kollegen, den Standardfall, gibt es ungeschriebene Regeln. Von übertriebener Geheimhaltung rät der Experte ab: „Offen damit umgehen, spätestens wenn etwas durchgesickert ist und man darauf angesprochen wird.“ Wichtig: Die Professionalität wahren! „Nur in Maßen turteln. Dem Partner aber auch keine Szenen machen.“
Und wenn man abgewiesen wird? „Wer dauerhaft leidet, sollte um Versetzung in eine andere Abteilung bitten.“ Gespräche mit Vertrauenspersonen können helfen, laufen aber besser außerhalb des Betriebs.
Ein Kündigungsgrund sind Liebesgefühle nicht. „Arbeitgeber haben in der Regel nichts gegen Beziehungen“, berichtet der Psychologe, der auch Unternehmen berät. Ein Verbot ist rechtswidrig – das Persönlichkeitsrecht wiegt stärker.
Trotzdem kann Liebe den Job gefährden: wenn darunter die Arbeitsleistung leidet. Oder der Betriebsfrieden – etwa weil jemand obzsöne Liebesbriefe schickt. Wer benachteiligt oder versetzt wird, weil er die Liebe des Vorgesetzten nicht erwidert, kann klagen, hat aber die Beweislast.
Andererseits: Bei 14 Prozent ist laut Umfrage aus einem Flirt im Job schon mal was Festes geworden. Und von diesen hat jeder Sechste für die neue Partnerschaft eine bestehende beendet.
Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.
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