Viele User stöbern zwar in Online-Shops herum und füllen dort sogar den Warenkorb, bestellen hinterher aber trotzdem nicht. Das ärgert die Anbieter natürlich, und so versuchen sie mit einigen kleinen – und ganz legalen – Tricks gegenzusteuern. Iwona Husemann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen erklärt, wie die Shops dafür sorgen, dass man nicht nur stöbert, sondern auch wirklich bestellt.

Trick 1: Produktknappheit suggerieren

Wir leben bekanntlich im Zeitalter des Überflusses und sind es daher gewöhnt, dass Waren überall und jederzeit verfügbar sind – vor allem im Internet. Warum soll man also die Jeans sofort kaufen oder das Hotelzimmer direkt buchen, wenn man es genauso gut noch morgen oder übermorgen tun kann? Die Antwort der Shops heißt: Knappheit. „Viele Anbieter erwecken den Eindruck, dass man schnell kaufen muss, um die Ware noch zu erhalten“, sagt Husemann. Da heißt es dann beispielsweise „Nur noch sechs Exemplare auf Lager“, „Gerade schauen sich zehn andere Interessenten dieses Produkt an“ oder auch „Dieses Produkt wurde in der letzten halben Stunde achtmal verkauft.“

Schon möglich, dass der Lagerbestand wirklich so knapp ist, wie der Online-Händler behauptet, aber sicher ist das nicht. „Für den Kunden ist es kaum nachzuvollziehen, ob diese Aussagen wirklich stimmen“, sagt die Expertin. Clevere Online-Shopper lassen sich deshalb nicht unter Druck setzen. „Oft gibt es dasselbe oder ein vergleichbares Produkt auch bei einem anderen Anbieter, womöglich sogar zu einem günstigeren Preis“, so die Erfahrung der Verbraucherschützerin. Sie rät deshalb, grundsätzlich vor jeder Bestellung die Angebote bei verschiedenen Shops zu vergleichen.

Außerdem sollte man mehrmals und mit mindestens zwei unterschiedlichen Preissuchmaschinen (wie beispielsweise idealo.de oder billiger.de) die Preise vergleichen, denn bei vielen Produkte können sich die Preise je nach Wochentag und Uhrzeit ändern. Und Tests der Verbraucherzentrale zeigten: Es gibt nicht die eine beste Preissuchmaschine.

Selbst wenn die Internet-Recherche ergibt, dass das gewünschte Produkt grundsätzlich gerade selten erhältlich ist, empfiehlt es sich, dennoch einmal kurz durchzuatmen: „Man sollte sich überlegen, ob man das Produkt tatsächlich braucht – und wenn ja, ob man es unbedingt sofort benötigt oder nötigenfalls auch warten kann, bis das Produkt wieder lieferbar ist“, rät die Juristin.

Trick 2: Satte Rabatte angeben

Dass Schnäppchen zum Kauf verführen, kennen vermutlich die meisten Konsumenten von ihren eigenen Shopping-Touren durch die Läden. Und natürlich versucht auch der Online-Handel, mit Sonderangeboten zu locken. Dazu sollte man wissen, dass die durchgestrichenen Preise oft nur die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers sind, die aber in der Praxis kaum jemand verlangt.

„Das Sonderangebot bei einem Anbieter kann trotzdem teurer sein als die nicht reduzierte Ware bei einem anderen Shop“, so die Erfahrung von Husemann. Sie empfiehlt daher: „Man sollte auch bei Rabattaktionen immer die Preise vergleichen. Denn es ist gut möglich, dass die Produkte woanders ohne Rabatt trotzdem günstiger sind.“

Die Königsklasse unter den angeblichen Preisschlachten ist es übrigens, Rabatte mit der Knappheitsbehauptung zu kombinieren, beispielsweise „Nur heute: 10 Prozent auf alle Gartenmöbel.“ Ähnlich funktioniert auch die Schnäppchenjagd an Aktionstagen, etwa dem „Black Friday“, dem „Cyber Monday“, der „Shopping Week“ oder Ähnlichem. Auch bei solchen zeitlich befristeten Rabattaktionen ist nicht alles Gold, was glänzt: Recherchen der Verbraucherzentralen haben ergeben, dass man manchmal tatsächlich echte Schnäppchen machen kann, aber keineswegs alle Produkte wirklich zum Tiefstpreis angeboten werden.

Trick 3: Turbo-Lieferung anbieten

Wer im Internet bestellt, will die Ware natürlich so schnell wie möglich bekommen. Das wissen auch die Shop-Betreiber, und manche locken deshalb mit rasanten Lieferzeiten, beispielsweise: „Wenn Sie jetzt sofort bestellen, wird die Ware schon morgen geliefert.“ Oder: „Wenn du vor elf Uhr bestellst, liefern wir noch heute Abend .“ Auch wenn die schnelle Lieferung verführerisch klingt, rät Husemann, sich selber nicht unter Zeitdruck setzen zu lassen: „Der Kunde sollte sich überlegen, ob es wirklich so schlimm wäre, wenn die Ware etwas später ankommen würde.“

Trick 4: Mengenrabatt und kostenlose Lieferung anbieten

Praktisch jeder Shop erlässt ab einem gewissen Mindest-Bestellwert die Versandkosten. Viele geben auch zusätzliche Rabatte, etwa: „10 Prozent Rabatt auf Ihren gesamten Einkauf, wenn Sie für mindestens 75 Euro bestellen.“ Das Ziel ist klar: Der Kunde soll einen Anreiz haben, mehr Ware zu bestellen, als er ursprünglich geplant hatte. „Bei solchen Angeboten sollte man genau prüfen, ob man die zusätzlichen Produkte wirklich benötigt“, empfiehlt die Juristin. Was nützt schließlich der ganze schöne Rabatt, wenn die zusätzlich bestellten und bezahlten Produkte hinterher ungenutzt im Schrank herumliegen?

Außerdem immer im Hinterkopf behalten: Ein Gratis-Versand bedeutet ja nicht automatisch, dass man das gewünschte Produkt für kleinstmögliches Geld bekommt. Unterm Strich könnte das Einkaufen bei anderen Händlern günstiger sein, selbst wenn man ein paar Euro für Verpackung und Porto bezahlen muss.

Silke Becker
Autorin

Silke Becker studierte Soziologie, BWL, Pädagogik und Philosophie. Seit ihrem Abschluss arbeitet sie als Redakteurin und freie Journalistin. Außerdem hat sie mehrere Bücher veröffentlicht. Am liebsten beschäftigt sie sich mit den Themen Geld, Recht, Immobilien, Rente und Pflege.

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