Zagreb. In Kroatien sterben die Marder aus. Keine Sorge: Den Tieren geht’s gut! Kuna (kroatisch für Marder) heißt auch die Währung, mit der man in dem Balkanstaat seit 1994 bezahlt. Der Name kommt aus dem Mittelalter. Damals wurden Marderfelle noch als Zahlungsmittel akzeptiert. Damit ist lange Schluss – und mit der Kuna jetzt auch. Am 1. Januar 2023 sagt Kroatien „Zdravo!“ (Hallo!) zum Euro und führt als 20. Land in Europa die Gemeinschaftswährung ein. Die weckt keine tierischen Assoziationen, dafür aber Erinnerungen: In einigen Staaten sind mit der Euro-Einführung die Preise erst einmal gestiegen. Droht das jetzt auch im Urlaubsland an der Adria?

Kroatiens neue Währung: Seit September müssen Händler auch Euro-Preise auszeichnen

Tatsächlich befürchten laut Umfragen 75 Prozent der Kroaten Preiserhöhungen. Man habe vorgesorgt, damit Händler die Umstellung nicht für heimliche Aufschläge nutzen, beschwichtigt Kroatiens Finanzminister Marko Primorac: So müssen schon seit September alle Preise in den Läden auch in Euro ausgezeichnet werden. Aufrundungen sind nur bei der dritten Dezimalstelle hinter dem Komma erlaubt.

82 Euro kostete ein Tag Kroatienurlaub 2022.

Quelle: BAT Stiftung für Zukunftsfragen

Der Tourismus, Kroatiens wichtigster Wirtschaftszweig, werde vom Euro profitieren, glaubt Primorac. Schließlich stammten zwei Drittel der Urlauber aus der Eurozone. „Sie müssen sich nicht mehr den Kopf zerbrechen, wie sie das Taxi vom Flughafen zum Hotel bezahlen, sondern werden sich sofort wie zu Hause fühlen“, so der Finanzminister.

Ob dieses neue Heimatgefühl mehr Deutsche an die Adria lockt? Der Tourismusforscher Ulrich Reinhardt ist da skeptisch. „Die Währung wird keinen großen Einfluss darauf haben, ob sich Urlauber für Kroatien entscheiden“, sagt der Professor von der Fachhochschule Westküste in Heide.

Mehr zum Thema

Ausschlaggebend für einen Urlaub auf dem Balkan sei vielmehr der Preis. Kroatien gehört laut der regelmäßigen Umfrage der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen zu den günstigsten Zielen in Europa. 2022 lagen die durchschnittlichen Tagesausgaben von Kroatien-Urlaubern demnach bei 82 Euro. Zum Vergleich: In Italien kostete ein Urlaubstag 95, in Griechenland 103 und in Spanien gar 112 Euro. „In Kroatien kann man also ein, zwei Tage länger für dasselbe Geld Urlaub machen“, bilanziert Reinhardt.

Mit Euro zahlen: Wer nicht umrechnen muss, gibt womöglich weniger aus

Die niedrigen Preise sind einer der Hauptgründe, warum sich Urlauber für das Land entscheiden. Das wüssten auch die Reiseanbieter, so der Tourismusforscher. Deshalb erwartet er auch mit der Euro-Umstellung keine Kostensprünge: „Die Preise für Kroatienreisen werden wohl leicht anziehen, aber insgesamt immer noch günstig bleiben.“ Denn die Schönheit des Landes hin, die Gastfreundschaft der Einwohner her: „Wenn Kroatien genauso teuer wird wie Mallorca oder Kos, entscheiden sich viele für die Flugreise und gegen die Autofahrt an die Adria.“

Vielleicht könnten die gewohnten Scheine und Münzen manchen Sommerurlaub sogar verbilligen, glaubt Reinhardt: „In Euro fällt es leichter, mit deutschen Preisen zu vergleichen.“ Das dürfte manchen Spontankauf im Urlaub verhindern.

Michael Aust
aktiv-Redakteur

Michael Aust berichtet bei aktiv als Reporter aus Betrieben und schreibt über Wirtschafts- und Verbraucherthemen. Nach seinem Germanistikstudium absolvierte er die Deutsche Journalistenschule, bevor er als Redakteur für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ und Mitarbeiter-Magazine diverser Unternehmen arbeitete. Privat spielt er Piano in einer Jazz-Band. 

Alle Beiträge des Autors