Wer sich gerne in die Natur zurückzieht, muss keineswegs bis ans andere Ende der Welt fliegen. Denn die 16 Nationalparks hierzulande, in denen Flora und Fauna von Menschenhand möglichst unberührt gelassen werden, haben faszinierende Naturschauspiele zu bieten. Auf insgesamt über einer Million Hektar können Besucher von den Naturerfahrungs- und Erholungsangeboten profitieren.
Die Parks sind beliebt: Laut dem Bundesamt für Naturschutz werden sie pro Jahr von circa 53 Millionen Menschen besucht. Um Wildtieren und Pflanzen ein Leben möglichst ohne menschliche Störungen zu ermöglichen, sollte man sich beim Besuch eines Nationalparks unbedingt an Ge- und Verbote halten.
Im Folgenden zeigen wir Ihnen, was die einzelnen Nationalparks so besonders macht:
Nationalpark Bayerischer Wald: Der älteste Nationalpark Deutschlands
Dieser älteste Nationalpark Deutschlands wurde im Oktober 1970 gegründet. Das Schutzgebiet sollte sich ohne Eingriffe des Menschen wieder zu einem echten Urwald entwickeln. Ganz nach dem Motto aller Nationalparks: „Natur Natur sein lassen“. Der Nationalpark Bayerischer Wald erstreckt sich entlang der Grenze zu Tschechien und umfasst inzwischen circa 24.000 Hektar. Bereits über 72 Prozent der Fläche zählen als „Naturzone“ – Gebiete ohne menschlichen Eingriff. Bis 2027 soll dieser Anteil auf 75 Prozent erhöht werden.
Auf rund 350 Kilometern markierter Wanderwege und 200 ausgewiesenen Radwegen können Besucher die umliegende Landschaft erkunden. Die endlos wirkenden Wälder sowie Berge mit Hochmooren und Wasserfällen laden zum Abenteuerurlaub ein. Vielleicht entdeckt so mancher Besucher sogar eines der seltenen Tiere wie etwa den Luchs (Bild), das Auerhuhn und den Fischotter.
Nationalpark Berchtesgaden: Deutschlands einziges Schutzgebiet in den Alpen
Beeindruckende Bilder liefert der Nationalpark Berchtesgaden in Oberbayern: Berge, die sich hinter kristallklaren Flüssen erheben. Wanderwege führen über viele Höhenmeter an traditionellen Almen und traumhaften Panoramen vorbei. Er ist der einzige deutsche Nationalpark, der in den Alpen liegt. Schon in der Romantik ließen sich Künstler von der Natur inspirieren. Besonders beliebt war und ist der Watzmann, der inmitten des Parks mit einer Höhe von 2.700 Metern liegt. Zum Nationalpark erklärt wurde das 210 Quadratkilometer große Gebiet rund um den Königssee allerdings erst 1978. Im Bild: der Hintersee bei Ramsau.
Nationalpark Harz: Sagenumwobene Bergwildnis
Um das höchste Gebirge Norddeutschlands ranken sich zahlreiche Sagen und Mythen. Kein Wunder: Wenn sich dichter Nebel über die Täler und dichten Wälder legt, wirkt das Gebiet am Schnittpunkt von Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wahrlich geheimnisvoll. Besonders der Brocken (Bild), der vom Volksmund auch gerne „Blocksberg“ genannt wird, ist ein beliebtes Reiseziel. Mit einer Höhe von 1.141 Metern ist er der höchste Berg der Gegend.
Der Legende nach gilt der Harz seit Mitte des 17. Jahrhunderts als Hauptversammlungsort der Hexen aus ganz Deutschland. Testen lässt sich das wohl am besten beispielsweise bei einer Sagen- und Mythenwanderung des Nationalparks zur Walpurgisnacht. Mit nahezu 25.000 Hektar Fläche zählt der Harz zu einem der größten deutschen Waldnationalparks. Ganze 97 Prozent der Parkfläche sind von Wald bedeckt – mehr als 10.000 Tier- und Pflanzenarten finden dort Schutz und Zuflucht.
Nationalpark Sächsische Schweiz: Deutschlands einziger Felsen-Nationalpark
Besonders bei Kletterern kommt dieser Nationalpark gut an. Schließlich umfasst er den deutschen Teil des Elbsandsteingebirges in Sachsen mit jeder Menge Felsformationen, die sich besonders gut zum Kraxeln eignen. Aber Achtung: Die sächsischen Kletterregeln sind streng, um Natur und Mensch zu schützen! Der Nationalpark Sächsische Schweiz hat sowohl natürliche als auch einige architektonische Sehenswürdigkeiten zu bieten.
So zählt beispielsweise die Aussichtsplattform an der berühmten Felsformation Bastei zwischen dem Kurort Rathen und der Stadt Wehlen zu den Highlights der Sächsischen Schweiz. Das schmale Felsriff fällt dort etwa 194 Meter steil zur Elbe hinab und bietet eine weite Aussicht über das Elbtal. Einen ähnlichen Blick verspricht die etwa 77 Meter lange Basteibrücke (Bild). Sie wurde Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut, damit Wanderer besser zu Unterkünften und einem Gasthaus gelangen konnten. Denn schon damals war das Gebirge ein beliebtes Reiseziel.
Jährlich zieht es über zwei Millionen Gäste in den Nationalpark. Aufgrund von Baumbruchgefahr und den Waldbränden im Sommer 2022 ist die Schutzgebietsverwaltung im Dauereinsatz. Sie konnte durch die Erweiterung der Wanderwegekonzepte unpassierbare Wege wieder zugänglich für Besucher machen.
Müritz-Nationalpark: Im Land der tausend Seen
Der Müritz-Nationalpark im Süden Mecklenburg-Vorpommerns lädt besonders wegen seiner zahlreichen Seen zu einem Besuch ein. Er dient dem Schutz der typisch mecklenburgischen Wald- und Seenlandschaft im norddeutschen Tiefland. Insgesamt 107 Seen, unzählige kleine Gewässer und mehr als 400 Moore zeichnen den Park aus. Benannt wurde er nach dem mit 117 Quadratkilometern größten See Norddeutschlands. Die alten Buchenwälder um die Ortschaft Serrahn gelten als wertvolles und einmaliges Naturgebiet, weshalb sie seit dem Jahr 2011 zum Unesco-Welterbe zählen. Seltene Vögel wie die Rohrdommel und Kraniche fühlen sich in dem Gebiet zu Hause. Ein Besuch lohnt sich vor allem für Wassersportler: Einige der Seen und Flüsse im Gebiet können etwa mit dem Kanu befahren werden.
Nationalpark Jasmund: Fantastische Felsen und wundervolle Wälder mit Meerblick
Dieser Ausblick ließ auch den Maler Caspar David Friedrich nicht unbeeindruckt. 1818 entstand sein weltberühmtes Gemälde „Kreidefelsen auf Rügen“. Wer sich den Ursprung seines Werks mal genauer anschauen will, ist im Nationalpark Jasmund richtig: Dort kann man die imponierenden Kreidefelsen, rund 70 Millionen Jahre alt, entdecken. Das Schutzgebiet liegt auf der Ostseeinsel Rügen und ist mit seinen 3.000 Hektar der kleinste Nationalpark in Deutschland.
Ein spezieller Felsen scheint es Touristen dort besonders angetan zu haben – der 118 Meter hohe Königsstuhl. Hier bietet die einmalige Kreideküstenlandschaft einen fesselnden Blick auf das Meer. Im Frühjahr 2023 soll zudem eine neue schwebende Plattform eröffnet werden, die das Highlight des neu gestalteten Königswegs bildet. Auch dieser Park ist zum großen Teil von dichten, jahrhundertalten Buchenwäldern bewachsen, die ebenfalls seit 2011 dem Unesco-Weltnaturerbe angehören. Das Schutzgebiet gehört zu den wenigen Landschaften Deutschlands, in denen die Abfolge vom geschlossenen Wald zu natürlich offenen Biotopen zu beobachten ist: Ein reiches Spektrum naturnaher Ökosysteme speist sich aus Flachwasserzonen, Steilküsten, Blockstränden, Wäldern, Mooren und Bächen.
Nationalpark Wattenmeer: Naturschauspiele an der Nordsee
Das Wattenmeer der Nordseeküste von Deutschland, der Niederlande und Dänemark ist das größte zusammenhängende Wattgebiet der Welt. Das Wechselspiel von Ebbe und Flut sorgt hier für eine einzigartige Flora und Fauna. Gleich drei Nationalparks in Deutschland haben sich den Naturschutz des Gebiets auf die Fahne geschrieben: Nationalpark Niedersächsisches, Hamburgisches und Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.
Der letztgenannte Nationalpark (Bild: Leuchtturm Westerheversand) ist mit Abstand der größte Nationalpark Deutschlands – mit 441.500 Hektar, wovon mehr als zwei Drittel ständig unter Wasser liegen.
Durch das Watt kann bei Ebbe gewandert werden, aber bitte nur in Begleitung eines ortskundigen Wattführers, denn die Flut kann gefährlich werden! Im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer kann man sogar eine Kutschfahrt mit dem Wattwagen machen. Mit etwas Glück bekommen Besucher ein paar Kegelrobben, Seehunde oder Schweinswale zu Gesicht. Das Wattenmeer gehört dem Unesco-Weltnaturerbe an, vor allem weil es Lebensraum für unglaublich viele Tier- und Pflanzenarten bietet. In den tiefen Prielen, also den Wasserläufen im Watt, findet man zum Beispiel viele Fische, Muscheln und Krebse. Zu manchen Zeiten zählt man außerdem mehr als sechs Millionen Vögel und über 150 Vogelarten in dem Gebiet.
Nationalpark Eifel: Die Milchstraße mit bloßem Auge sehen
65 Kilometer südwestlich von Köln liegt der einzige Nationalpark in Nordrhein-Westfalen. Die Natur zeichnet sich durch Laubmischwälder, Quellgebiete und Bachtäler sowie zahlreiche Seen, aber auch Felskomplexe aus. Entdecken lässt sich das alles auf eigene Faust, und zwar zu Fuß, mit dem Rad oder sogar zu Pferd. Man kann den Park aber auch im Rahmen einer Führung erkunden: Es werden kostenlose Wanderungen und Schiffstouren mit Rangern angeboten, außerdem sind individuelle Touren buchbar. Besonders ausdauernde Besucher verschlägt es zum Wildnis-Trail. Dieser ist insgesamt 85 Kilometer lang und führt in vier Etappen durch den gesamten Park. Ein Highlight im Frühjahr sind die gelb blühenden Narzissenwiesen. Außerdem ist der Park seit 2019 internationaler Sternenpark: Durch das Ausbleiben der Lichtverschmutzung kann man nachts einen besonders klaren Sternenhimmel sehen – die Milchstraße inklusive (Bild: Weinfelder Maar).
Noch gilt der 2004 gegründete und insgesamt 110 Quadratkilometer große Nationalpark als „Entwicklungs-Nationalpark“ – innerhalb von 30 Jahren müssen mindestens drei Viertel der Fläche sich selbst überlassen werden. Erst dann kann der Park die internationalen Kriterien eines Nationalparks erfüllen. Doch bereits jetzt gilt auf mehr als der Hälfte der Fläche „Natur Natur sein lassen“. Hier können unter anderem auch seltene Tierarten wie Uhu, Wildkatze und Schwarzstorch gefunden werden.
Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft: Einzigartige Lagunen an der Ostsee
Den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft im äußersten Norden Ostdeutschlands prägen vor allem seine einzigartigen Lagunen an der Ostsee. Bodden sind übrigens durch Inseln oder Landzungen vom Meer abgetrennte flache Küstengewässer und kommen im Park zuhauf vor. 1990 wurde der Park zum Nationalpark erklärt und ist mit seiner heutigen Fläche von 786 Quadratkilometern der drittgrößte Nationalpark Deutschlands. Er besteht zu 83 Prozent aus Gewässern und ist unter anderem die Heimat von Kegelrobben, Seehunden und Fischottern. So manches Mal schauen sogar Schweinswale nahe der Küste vorbei. Der Nationalpark ist mit seiner bewegten Landschaft, geformt von Wind und Wellen, vor allem für seine vielen verschiedenen Lebensräume wie beispielsweise den Zwergstrauchheiden und dem Salzgrasland berühmt. Erkundet werden kann das Gebiet am besten zu Fuß oder auf dem Fahrrad. In dem Park fühlen sich übrigens verschiedene Vogelarten besonders wohl, die Küstenvogelbrutgebiete dort beherbergen hin und wieder mehr als 50 Prozent des Gesamtbestandes von Mecklenburg-Vorpommern.
Nationalpark Unteres Odertal: Auenlandschaften über Grenzen hinweg
Das untere Odertal in Brandenburg ist Deutschlands einziger Auennationalpark. Das bedeutet: Hier finden sich große sogenannte Polder – eingedeichte Gelände, die regelmäßig überflutet werden. So konnten sich typische Lebensräume und Arten der Aue erhalten. Im Frühjahr und Herbst lässt sich so etwa der Durchzug Tausender Gänse, Enten und Kraniche beobachten. Der Park ist zudem das erste grenzüberschreitende Großschutzgebiet mit Polen. Wer die Landschaft der Polderwiesen auf den rund 10.000 Hektar näher erleben möchte, kann das auf dem Auenpfad tun. Dieser führt an Altwasserarmen der Oder vorbei und soll den alten Verlauf des Flusses erlebbar machen. Laubmischwälder, Hänge und blütenreiche Trockenrasen prägen das Bild des unteren Odertals. Einmalig sind auch die Kutsch- und Kremserfahrten durch den Park.
Nationalpark Hainich: Wald, so weit das Auge reicht
Grün in Grün zeigt sich der Nationalpark Hainich in Thüringen. Der Park liegt im Städtedreieck von Eisenach, Bad Langensalza und Mühlhausen. Mit einer Fläche von 130 Quadratkilometern ist er das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet Deutschlands. 2011 wurde er wegen seines Buchenwaldes auf die Liste der Unesco-Weltnaturerbe gesetzt. Denn nur hier wachsen die weltweit letzten verbliebenen Reste großer, unzerschnittener Buchenwälder auf Muschelkalkboden in mittlerer Höhenlage. Auch deshalb soll in Thüringen ein mitteleuropäischer Urwald entstehen. Der Park ist unter anderem für seinen Baumkronenpfad (Bild) bekannt, der sich auf einer Länge von 530 Metern vom unteren Kronenbereich der Bäume hinauf bis in die Spitzen der Urwald-Kronen schlängelt. Auf der Plattform des Turmes lässt sich schließlich aus 40 Meter Höhe der Ausblick genießen.
Nationalpark Kellerwald-Edersee: Paradies für Angler, Segler und andere Wassersportler
Der Nationalpark Kellerwald liegt inmitten einer der beliebtesten Ferienregionen Hessens, nämlich der Region Edersee. Der klare, blau-grüne Edersee dürfte vor allem für Angler, Segler und Wassersportler ein Highlight sein. Zudem bietet der See einen perfekten Ausgangspunkt für eine Wanderung durch die umliegenden Berge und Wälder. Dank zahlreicher Rund- und Fernwanderwege lässt sich das Gebiet erkunden. Mal geht es hinein in die Wildnis der Wälder und mal hinauf zu weiten Aussichtspunkten. Wie alle deutschen Buchen-Schutzgebiete gilt der Nationalpark Kellerwald-Edersee als Unesco-Weltnaturerbe und schützt den bodensauren Buchenwald der Mittelgebirge.
Nationalpark Schwarzwald: Der wilde Südwesten
„Eine Spur wilder“, heißt es auf der Webseite des Nationalparks Schwarzwald, der sich auf einer Fläche von 10.062 Hektar erstreckt. Etwa die Hälfte davon ist inzwischen frei von menschlichen Eingriffen – bis 2044 sollen es 75 Prozent sein. Der Nationalpark mag auf den ersten Blick etwas ungemütlich wirken. Denn 200 Tage im Jahr regnet es dort, womit der Park in einer der niederschlagsreichsten Regionen Deutschlands liegt. Doch durch das raue Klima profitieren angepasste Tier-, Pilz- und Pflanzenarten, viele davon bedroht und selten. Insbesondere das Auerhuhn hat hier eines der wichtigsten Vorkommen in Mitteleuropa.
Der Park mit seinen Bergmischwäldern, Mooren, Weideflächen und Seen reizt mit seinen Gegensätzen: Mal zeigt sich die Natur sanft, mal wild. Der Park gliedert sich in zwei voneinander getrennte Gebiete: einen nördlichen Teil rund um den Hohen Ochsenkopf und einen südlichen Teil am Ruhestein. Zu den beliebtesten Wegen durch den Schwarzwald zählen die drei Erlebnispfade, die sich jeweils einem Thema widmen: dem Luchs, der Neuentstehung des Waldes und der Entwicklung des Waldes seit Orkan „Lothar“ im Jahr 1999. Eine Besonderheit sind zudem die Grinden – Weideflächen in den Hochlagen – denn seit Generationen werden hier Forstwirtschaft und Beweidung betrieben, was die Region bis heute prägt. Im Bild: der Mummelsee.
Nationalpark Hunsrück-Hochwald: Auf den Spuren der Kelten
Etwa eine Stunde Autofahrt von Trier und Mainz entfernt liegt der Nationalpark Hunsrück-Hochwald, der seinen Namen dem gleichnamigen Gebirge verdankt. Schier endlose Wälder erstrecken sich auf einer Fläche von 10.000 Hektar vor den Augen der Besucher und sind damit der ideale Rückzugsort für alle, die Platz und Weite suchen. Vom Bundesamt für Naturschutz als „Hotspot-Region für biologische Vielfalt“ gezählt, kennzeichnet die Landschaft des Mittelgebirges urige Wälder und eine artenreiche Pflanzen- und Tierwelt. Der Park ist damit in vielen Dingen einzigartig: Nirgendwo anders in Europa kommen so viele Wildkatzen vor. Und in keinem anderen deutschen Nationalpark lässt sich außerdem so viel über keltisch-römische Kulturgeschichte herausfinden. So können Neugierige beispielsweise im Keltenpark bei Otzenhausen (Bild) mehr über die einstigen Dörfer lernen. Spektakulär wirkt der Ringwall (Bild). Die Reste dieser einst gewaltigen Befestigungsanlage sind gut vom Keltendorf aus erreichbar.