Bei vernünftiger Planung und einem regelmäßigen Einkommen ist es meistens kein Problem, die Raten für einen Kredit regelmäßig zurückzuzahlen. Doch unerwartete Ausgaben, eine längere Krankheit, eine Trennung oder andere unvorhergesehene Ereignisse können selbst eine eigentlich solide Finanzierung ins Wanken bringen.

„Die meisten versuchen viel zu lange, solche finanziellen Engpässe irgendwie hinzubekommen, bis irgendwann gar nichts mehr geht“, so die Erfahrung von Gundolf Meyer, Berater bei der Schuldnerhilfe Köln. Der Experte rät: Beim ersten Anzeichen für finanzielle Schwierigkeiten sollte man hellhörig werden.

Typisches Warnsignal: Der Kredit auf dem Girokonto ist ständig ausgeschöpft

Brenzlich wird es, wenn der Dispokredit des Girokontos dauernd am Anschlag ist und man das Bezahlen von Rechnungen so lange wie möglich vor sich herschiebt, weil man einfach nicht weiß, wo man das Geld hernehmen soll. Je früher man jetzt aktiv wird, desto mehr Möglichkeiten hat man, die verfahrene Situation wieder in den Griff zu bekommen. Finanzexperte Meyer gibt Tipps, wie das geht.

Kassensturz machen, damit Geld für die Raten des Kredits frei wird

Bevor man irgendetwas tun kann, muss man sich erst einmal einen Überblick über die tatsächliche finanzielle Situation verschaffen. Auch wenn es unangenehm ist, die desolate Lage schwarz auf weiß vor sich zu sehen, sollte man zunächst einmal alle Einnahmen und Ausgaben sorgfältig auflisten.

„Dadurch erkennt man leicht, welche Ausgaben unnötig sind und wo man sparen kann“, sagt Gundolf Meyer. Manchmal genügt es schon, alles Unnötige konsequent zu streichen, damit wieder Geld für die Kreditraten frei wird. In vielen Fällen reicht das aber nicht aus.

Ursachenforschung betreiben und sich fragen: Warum leidet die eigene Bonität?

Nun heißt es genauer hinschauen: Wie ist es zu dem finanziellen Engpass gekommen? Handelt es sich um eine kurzfristige Angelegenheit, die in wenigen Monaten wieder vorbei sein wird, beispielsweise weil eine unerwartete teure Autoreparatur das Konto komplett in die Knie gezwungen hat? Oder handelt es sich um einen Dauerzustand, der sich absehbar nicht ändern wird, beispielsweise eine schwere Krankheit, Arbeitslosigkeit oder eine Trennung?

Raten des Kredits aussetzen oder eine Zeit lang reduzieren

Bei kurzfristigen Engpässen braucht man meist nur eine kleine Atempause und kann den Kredit danach wieder ordnungsgemäß weiterbedienen. In solchen Fällen sollte man als Erstes einen Blick in den Vertrag werfen. Bei mehreren Krediten beginnt man bei dem mit der größten Rückzahlungsrate.

„In vielen Verträgen ist bereits vorgesehen, dass man einzelne Raten aussetzen oder die Rückzahlung für eine gewisse Zeit reduzieren kann“, weiß Schuldenberater Meyer aus langjähriger Erfahrung. Genau das sollte man dann auch so schnell wie möglich in die Wege leiten. Denn: Diese Option kann man nur nutzen, wenn man bislang alle Raten ordnungsgemäß bezahlt hat. Ist man mit der Rückzahlung dagegen schon im Rückstand, gibt es diese Möglichkeit meist nicht mehr.

Mit den Banken sprechen und um Entgegenkommen bei der Rückzahlung bitten

Sieht der Vertrag solche Klauseln nicht vor, empfiehlt Gundolf Meyer, so schnell wie möglichst das Gespräch mit der Bank zu suchen. „Wenn man die finanziellen Probleme gut begründen kann und die Bank erkennen kann, dass sich die Situation wieder bessert, sind viele Kreditinstitute bereit, dem Kunden mit der Rückzahlung entgegenzukommen“, weiß der Experte aus vielen Gesprächen.

Aber auch das funktioniert nur, solange man seine Schulden bislang immer brav zurückgezahlt hat. Ist man dagegen bereits im Verzug, kann man normalerweise nicht mehr auf das Wohlwollen der Banken hoffen.

Bei langfristigen Engpässen sollte man genau die Konditionen des Darlehens prüfen

Kann man das finanzielle Problem trotz aller Einsparungen nicht in den Griff bekommen, sodass man die Raten dauerhaft nicht bezahlen kann, hilft ein weiterer Blick in das Kleingedruckte.

„Viele Konsumentenkredite sind mit einer Restschuldversicherung verknüpft“, weiß der Experte. Diese Versicherung zahlt beispielsweise bei Krankheit, Arbeitslosigkeit oder auch Tod des Versicherungsnehmers.

Die Versicherungsbedingungen sind unterschiedlich, deshalb muss man individuell prüfen, ob der versicherte Fall tatsächlich eingetreten ist und die Versicherung zahlen muss. Am besten lässt man sich dazu beraten, beispielsweise bei einer Schuldnerberatung oder der Verbraucherzentrale.

Nutzt man die Restschuldversicherung, sollte man auf jeden Fall die Wartezeit überbrücken können

Viele Versicherungen zahlen erst nach einer Wartezeit, bei Krankheit beispielsweise meist nach sechs Wochen, bei Arbeitslosigkeit oft noch später. „Während dieser Wartezeit müssen die Raten selbst aufgebracht werden“, erklärt Meyer. Man sollte auf jeden Fall versuchen, die Raten noch so lange zusammenzukratzen, bis die Versicherungsfrage geklärt ist, denn sonst riskiert man nicht selten den Versicherungsschutz.

Umschuldung als Alternative, um Belastung mit Kreditraten zu verringern

Besteht keine Restschuldversicherung, gibt es häufig noch die Möglichkeit, die bestehenden Darlehen umzuschulden und dabei eine längere Kreditlaufzeit zu vereinbaren.

„Dadurch läuft der Kredit über eine längere Zeit, und man hat dementsprechend geringere Monatsraten“, erklärt der Experte. Weiterer Vorteil: Da die Zinsen in den letzten Jahren immer weiter gesunken sind, haben solche Neuverträge nicht selten bessere Konditionen als Altverträge.

Ein eingetragener Bürge sollte über Probleme informiert werden – und kann womöglich helfen

Wurde zur Absicherung des Kredits ein Bürge eingetragen, sollte man selbstverständlich auch mit diesem sprechen. Wer großzügige und gut situierte Familienangehörige oder Freunde hat, kann sich natürlich auch privat etwas leihen. Doch weil dies erfahrungsgemäß fast immer zu üblen Streitereien führt, ist eine solche Lösung nur mit Vorsicht zu genießen.

Letzter Ausweg: Die Privatinsolvenz des Kreditnehmers

Ist trotz aller Bemühungen einfach zu wenig Geld da, um die Kredite zurückzuzahlen, und ist auch eine Umschuldung mit einer längeren Laufzeit nicht möglich, bleibt nur noch der Weg in die Privatinsolvenz.

Auch hierzu sollte man sich unbedingt beraten lassen, denn die Bedingungen sind sehr streng. Immerhin: Hält man alle Auflagen ordnungsgemäß ein, ist nach einigen mageren Jahren irgendwann alles erledigt, und man ist die verfluchten Schulden endgültig los.

Silke Becker
Autorin

Silke Becker studierte Soziologie, BWL, Pädagogik und Philosophie. Seit ihrem Abschluss arbeitet sie als Redakteurin und freie Journalistin. Außerdem hat sie mehrere Bücher veröffentlicht. Am liebsten beschäftigt sie sich mit den Themen Geld, Recht, Immobilien, Rente und Pflege.

Alle Beiträge der Autorin