Viel zu tun für Siegmund Bulek. In wenigen Tagen geht der Flug nach Danzig, und danach steht ein Kundenbesuch in Russland an. Eigentlich müsste Bulek das alles gar nicht mehr tun, denn schon vor rund fünf Jahren hat er seinen wohlverdienten Ruhestand angetreten.

Doch „sein“ Unternehmen, der Bremer Fördertechnik-Spezialist Louis Schierholz GmbH, wollte nur ungern auf seine Erfahrung verzichten. „Also habe ich damals mit der Geschäftsleitung vereinbart, dass ich noch ein paar Jährchen dranhänge“, erzählt er augenzwinkernd.

Inzwischen ist der Maschinenbau-Ingenieur 69 Jahre alt und aktiv wie eh und je. Sein Einsatzgebiet: Polen, Russland und die ehemaligen Republiken der Sowjetunion. Sie kennt der vor über 30 Jahren aus Kattowitz nach Bremen gekommene Bulek wie seine Westentasche.

Seit 1990 in der Firma tätig

Und vor allem kennt er die Mentalität der Menschen dort und spricht ihre Sprache. Ein Riesenvorteil, wenn man im Außendienst arbeitet.

Louis Schierholz ist ein typischer „Hidden Champion“. Das Unternehmen mit 200 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 35 Millionen Euro entwickelt und baut Fördersysteme für industrielle Anwendungen und gehört in diesem Segment zu den wichtigsten Anbietern weltweit.

Der in Polen geborene Bulek trat 1990 als 40-Jähriger in die Firma ein. Zunächst startete er als Planungsingenieur, konzipierte und plante Fördersysteme. Nach einigen Jahren im Projektmanagement wechselte er 2002 in den Vertrieb, wo er für Kunden in Osteuropa aktiv war.

Heute ist er in der Regel noch einen Tag pro Woche für Schierholz aktiv. „Erreichbar bin ich aber immer“, sagt er. „Mein Handy ist nie aus, außer in der Kirche.“

Vier Rennräder im Keller

Auf die Frage, warum er noch für die Firma unterwegs ist, hat er eine einfache Antwort. „Ich liebe meine Arbeit, sie ist ein wichtiger Teil von mir. Und wieso sollte ich aufhören, nur weil ich ein bisschen älter geworden bin?“

Das Alter sieht man ihm nicht an, was sicher auch an seinen sportlichen Aktivitäten liegt. Früher spielte er Eishockey und Tennis, heute fährt er leidenschaftlich gern Rennrad.

„Ich habe vier Räder im Keller und trainiere regelmäßig“, berichtet Bulek. Bis zu 100 Kilometer radelt der rüstige Rentner schon mal pro Tag. Zudem ist er Geschäftsführer des Radsport-Clubs Vegesack und organisiert Touren und Radrennen.

Trotz aller Fitness: Irgendwann kommt auch für ihn mal der letzte Arbeitstag. Bulek: „Mit meiner Geschäftsführerin habe ich vereinbart, dass ich noch ein letztes großes Geschäft in Russland abschließen will. Danach höre ich auf.“

Lothar Steckel
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Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.

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