Leuna. „Jedes Mal, wenn ich nach Leuna komme, lasse ich eine Menge Geld hier“, scherzt Bernard Pinatel. Da ist was dran. Pinatel, Präsident Refining & Chemicals des französischen Konzerns Total, war ja erst im Mai 2018 am Standort in Sachsen-Anhalt und weihte die gemeinsam mit dem benachbarten belgischen Unternehmen Domo gebaute Benzol-Anlage ein. Deren Kosten: 60 Millionen Euro.
Zur jüngsten Pressekonferenz Ende April bringt Pinatel nun gar über 300 Millionen Euro mit – die größte Investitionssumme seit der Eröffnung des Raffinerie-Neubaus 1997!
80 Kräne und 4.000 Arbeiter im Einsatz
Es geht um das Doppelprojekt „Pro Turn2020“. Die eine Hälfte der vielen Millionen fließt in den für die zweite Jahreshälfte 2020 geplanten Großstillstand der Raffinerie: Über mehrere Wochen werden alle Anlagen auf Herz und Nieren geprüft, gewartet und – wo nötig – erneuert. In Spitzenzeiten drehen sich dann über 80 Kräne, mehr als 4.000 Arbeiter müssen gleichzeitig ran. Weitere 150 Millionen Euro sind für den Umbau der Anlagen des Erdölverarbeiters bis 2021 vorgesehen. Die vorbereitenden Arbeiten laufen schon, wie Raffinerie-Chef Willi Frantz berichtet.
700.000 Tonnen Methanol stellt die Raffinerie bislang jährlich her
Der Grund für die gewaltige Investition: Die erwartete sinkende Nachfrage nach Diesel und Heizöl, im Gegenzug stärkt man die Methanol-Produktion: Schon heute ist die Raffinerie in Leuna mit einer Jahreskapazität von 700.000 Tonnen Europas zweitgrößter Methanol-Produzent. Nach dem Umbau können 20 Prozent mehr von der wichtigen und stark nachgefragten Basis-Chemikalie hergestellt werden.
„Dieses Projekt trägt zur weiteren Integration der Anlage in die petrochemische Industrie bei und verbessert somit auch die Wettbewerbsfähigkeit der Raffinerie in Leuna, die zu den modernsten Anlagen Europas gehört“, so Raffinerieleiter Frantz. Einige beeindruckende Zahlen zum Projekt: Sechs Großreaktoren werden ausgetauscht, 120 neue Anlagenteile verbaut, Rohrleitungen mit einem Gewicht von 700 Tonnen verlegt, 750.000 Stunden Arbeit verrichtet.
Langfristig gute Arbeitsplätze
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff freut es: „Diese Investitionsentscheidung ist historisch für das Chemiedreieck – genauso, wie es der Entschluss zum Neubau der Raffinerie gewesen ist.“ Wer so viel Geld investiere, schätze den Standort und biete auch langfristig viele gute Arbeitsplätze. „Wir werden Total wie unseren Augapfel hüten“, verspricht der Landesvater.