Ennepetal. Aboubakar Fofana machte sich vor sechs Jahren als 17-Jähriger in Guinea auf den Weg, den Traum vom Leben in Deutschland im Kopf. Jetzt ist er angekommen, in Ennepetal, seiner neuen Heimat.

Seit letzten September macht er dort beim Schraubenhersteller ABC eine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer. Im Frühsommer hat er geheiratet; seine Frau lernte er im Salsa-Kurs kennen. Vor dem Standesamt standen die Kollegen mit großen Spax-Schrauben Spalier. „Ich war so überrascht und stolz. Die Firma ist wie eine Familie“, strahlt er.

Doppelt so viele Flüchtlinge wie im Jahr zuvor machen eine Lehre

Fofana ist ein Beispiel dafür, wie die Integration von Flüchtlingen gelingt. Am besten über den Job. Laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit vom Frühjahr 2018 (neueste Zahl) machen derzeit 28 000 junge Menschen aus den acht Hauptherkunftsländern außerhalb Europas hierzulande eine Ausbildung, doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Und die Zahl der Flüchtlinge, die eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung haben, zog 2018 hochgerechnet um fast die Hälfte auf 298 000 an.

Der Afrikaner hat sicher Glück gehabt, aber er hat auch einiges dafür getan. In Guinea hatte er ein Praktikum in einem Sicherheitsdienst gemacht, sich auf seiner dreijährigen Flucht über die Türkei und Griechenland als Koch durchgeschlagen: „Mit Metall hatte ich nie etwas zu tun. Aber wenn ich ein Ziel habe, mache ich alles dafür.“

Flüchtlingsprojekt des Märkischen Arbeitgeberverbands

Also nahm er an einem Flüchtlingsprojekt teil, das vom Märkischen Arbeitgeberverband initiiert wurde – mit Praktikum, Metall-Grundkurs und Sprachförderung. Anschließend wagte er sich an eine Einstiegsqualifizierung bei ABC.

Mit seiner Zielstrebigkeit stach Fofana heraus. Der einstündige Anfahrtsweg war kein Thema. Bei jeder Verspätung meldete er sich sofort. Die Arbeit mit dem Metall machte ihm zunehmend Spaß; selbst das unbeliebte Feilen war erträglich: „Man fängt mit nichts an und hat am Ende etwas Tolles geschaffen.“

Während des EQ-Jahres besuchte er die Berufsschule: „Dort muss man viel schreiben, schnell verstehen, und dann geht es schon weiter. Das war nicht einfach.“ Mittlerweile ist eine Drei die schlechteste Note, sein Ziel ist eine Eins in allen Fächern: „Ich will mehr lernen, vor allem Deutsch. Die Sprache ist der Schlüssel für mich.“            

Hildegard Goor-Schotten
Autorin

Die studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin ist für aktiv vor allem im Märkischen Kreis, Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs und berichtet von da aus den Betrieben und über deren Mitarbeiter. Nach Studium und Volontariat hat sie außerdem bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet und ist seit vielen Jahren als freie Journalistin in der Region bestens vernetzt. Privat ackert und entspannt sie am liebsten in ihrem großen Garten

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