Weilheim. Es gibt Situationen, da ist sogar Papierkram aufregend. Etwa wenn die Weltraumbehörde Nasa Informationen anfordert. „Ich musste einen zehnseitigen Fragenkatalog beantworten“, erzählt Produktmanager Klaus Reithmayer (57). Erst dann durfte vor ein paar Jahren eines „seiner“ Messinstrumente zur Wasseranalyse auf die internationale Raumstation ISS geschossen werden.
Seit 18 Jahren arbeitet Reithmayer beim 400-Mann-Unternehmen Xylem Analytics Germany im oberbayerischen Weilheim. Dort ist er als Produktmanager die Schnittstelle zwischen verschiedenen Abteilungen. Entwicklung neuer Messinstrumente, Steuerung des Vertriebs, Fehleranalyse bei Problemen: Dies alles und noch viel mehr geht über seinen Schreibtisch. Reithmayer ist immer der Mann für alle Fälle. Oder wie er selbst sagt: „Das Mädchen für alles.“
Sein Arbeitgeber gehört zum internationalen Xylem-Konzern, der unter anderem für Wasseraufbereitung und -versorgung bekannt ist. Die Tochterfirma in Weilheim entwickelt Sensor- und Analysetechnik und baut Geräte für die Labor- und Feldmessung. Der Fokus liegt auf der Umweltanalytik, etwa der Messung von Wasserqualität.
Sein naturwissenschaftlicher Hintergrund ist die Basis
Der promovierte Mineraloge Reithmayer verantwortet vor allem Produkte im Bereich der Elektrochemie. Die Geräte messen unter anderem pH-Wert, elektrische Leitfähigkeit und Sauerstoffgehalt. Sein naturwissenschaftlicher Hintergrund sei für seine Arbeit von großem Vorteil, sagt er. „Es ist einfacher, sich mit technischem Wissen ins Kaufmännische einzuarbeiten als andersherum.“
Auch wenn Reithmayer die Impulse für neue Produkte gibt, ist er kein Produktentwickler. Aber er begleitet die Entwicklung aus Sicht der Kunden und des Marktes. „Ich muss verstehen, was unsere Entwickler tun, aber sage ihnen nicht, wie sie es zu tun haben“, erklärt der Produktmanager.
An allen Stationen in einem Produktzyklus beteiligt
Die Messtechnik aus Weilheim wird unter anderem dabei gebraucht, Gewässer wie Flüsse und Seen zu kontrollieren. Auch in Schwimmbädern oder Kläranlagen wird sie genutzt. Am häufigsten kommen die Geräte zur Qualitätskontrolle in der Industrie zum Einsatz, etwa bei der Herstellung von Medikamenten, Kosmetik, Reinigungs- oder Lebensmitteln. So können Hersteller etwa den Salzgehalt im Senf mit dem Messen der elektrischen Leitfähigkeit kontrollieren. Denn die hängt vom Salzgehalt ab. Ein niedriger pH-Wert kann in manchen Lebensmitteln wie etwa Babynahrung ein Indikator für unerwünschte mikrobielle Belastung sein.
Reithmayer ist an allen Stationen in einem Produktzyklus beteiligt. Bei den Designs für neue Messgeräte bestimmt er zum Beispiel maßgeblich mit. Und beschweren sich später einmal Kunden über Schwierigkeiten, etwa Softwareprobleme, ist das auch seine Baustelle. Momentan kümmert er sich unter anderem darum, eine neue Generation von Messgeräten bekannt zu machen. Sie kann Daten digitalisieren und direkt zur Verarbeitung weiterversenden. „Es geht hier um die Automatisierung der Überwachung“, erklärt Reithmayer: „Das vereinfacht die Arbeit von Wissenschaftlern und Kontrolleuren enorm.“
Daten verarbeiten und sammeln wird immer wichtiger fürs Geschäft
Für Reithmayer und seine Firma dürfte die zunehmende Digitalisierung auch in Zukunft noch viel Veränderung bringen. „Wir werden vermutlich immer weniger einfache Hardware herstellen“, prognostiziert er. Die Kompetenz eines Herstellers wie Xylem Analytics werde sich immer weiter hin zu den Sensoren und der Verarbeitung und Analyse der gewonnenen Daten verschieben. „Diese auslesen kann eigentlich schon heute jedes Smartphone.“
Nachgefragt
Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Nach meiner Promotion wäre ich gerne in der Forschung geblieben. Da waren die Jobs aber rar. Heute bin ich froh, dass ich damals dann im Vertrieb untergekommen bin.
Was reizt Sie am meisten?
Die unglaubliche Vielfalt an unterschiedlichen Tätigkeiten und Aufgaben. Mir wird nie langweilig.
Worauf kommt es an?
Ich benötige technisches Wissen und muss mich schnell in Probleme einarbeiten. Zudem stehe ich dauernd im Austausch mit Menschen. Kommunikativ sollte man in meinem Beruf also schon sein.
Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.
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