Iserlohn. Lars Stricker kommt gerade aus Attendorn, hat Edelstahlrohre geladen. Souverän steuert er mit seinem Gespann Tor 1 auf dem Speditionsgelände an. Die Handgriffe sitzen: Plane entfernen, Ratschen lösen, Gurte mit Schwung aufs Dach schleudern und die Papiere an den Lageristen weitergeben. Dabei schauen, ob das Sicherungsmaterial noch in Ordnung ist. Denn er weiß: Die Ladung ist nicht ohne. Macht sich unterwegs ein Schwung Edelstahlrohre selbstständig, wird es richtig gefährlich.
Für den 21-Jährigen ist das schon Routine. Seit 2018 macht er bei der Spedition Winner in Iserlohn eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer – und hat sich damit einen Kindheitstraum erfüllt.
Immer auf Achse, der Verkehr stressig: An dem Job muss man Spaß haben
Sein Vater, selbst Brummi-Fahrer, war nicht so begeistert von der Berufswahl. Es ist ein Job, den man mögen muss: immer auf Achse, der Verkehr stressig, das Image schlecht. Lars Stricker hat sich bewusst dafür entschieden: „Ich habe einfach Spaß daran.“
Nach einer abgebrochenen Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker für Nutzfahrzeuge kam er zur Firma Winner, die für viele Metall- und Elektro-Betriebe fährt. Dort startete die Ausbildung in Werkstatt und Lager. Fahrzeugtechnik, Ladungssicherung, Vorschriften, Auftreten beim Kunden – die dreijährige Ausbildung umfasst mehr als nur den Führerschein.
Den hat Lars Stricker im Frühjahr 2019 gemacht, als einer der Ersten auf dem firmeneigenen Fahrschul-Lkw. „Wir haben den für eine optimale Ausbildung angeschafft und kooperieren mit einer Fahrschule“, sagt Ausbilder und Fuhrparkmanager Steffen Gall. Mindestens vier bis fünf Berufskraftfahrer-Azubis stellt Winner im Jahr ein.
Spedition Winner in Iserlohn ist Spezialist für den Langgut-Transport
Das Familienunternehmen hat Niederlassungen im In- und Ausland und ist spezialisiert auf den Transport von Langgut wie Rohre und Stangen aus Stahl. Da gibt es auch für die Azubis in der Region schon viel zu transportieren. Sie sind wegen der Berufsschultage vor allem im Nahverkehr unterwegs. Haben sie ihren Führerschein, begleiten sie zunächst erfahrene Kollegen, bevor es allein auf Tour geht. „Vor den ersten Fahrten hat man großen Respekt“, sagt Lars Stricker: „Selbst fahren ist schon was anderes.“
Aber genau sein Ding. Enge Straßen im Westerwald, Fahrräder und E-Bikes in Münster, wenig Platz beim Rangieren – „das ist manchmal ganz schön tricky“, findet der 21-Jährige. „Man braucht Talent dafür“, ergänzt Steffen Gall.
Als Berufskraftfahrer braucht man starke Nerven. Der große Feind: Rücksichtslose Autofahrer!
Das hat Stricker. Er ist auch schon längere Touren gefahren, mit Übernachtungen im Lkw: „Das gehört dazu.“ Schade findet er es, dass der Trucker-Zusammenhalt nicht mehr so ist, wie er es von seinem Vater kennt. Was ihn allerdings noch mehr nervt, sind rücksichtslose Autofahrer, die keinen Abstand halten, in Baustellen überholen, hupen, wenn es zu langsam geht. „Da braucht man starke Nerven, ich bleib da ganz ruhig“, sagt der junge Mann: „Schließlich werden wir gebraucht.“
Persönlich
Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Mein Vater ist Lkw-Fahrer. Da bin ich schon als Kind begeistert mitgefahren. Das liegt irgendwo im Blut.
Was reizt Sie am meisten?
Man arbeitet eigenverantwortlich. Ich muss viele Situationen alleine meistern.
Worauf kommt es an?
Man muss für den Job gemacht sein und Spaß dran haben. Und ich trage die Verantwortung für 40 Tonnen. Da muss ich wissen, was ich tue.
Die studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin ist für aktiv vor allem im Märkischen Kreis, in Hagen und im Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs und berichtet von da aus den Betrieben und über deren Mitarbeiter. Nach Studium und Volontariat hat sie bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet und ist seit vielen Jahren als freie Journalistin in der Region bestens vernetzt. Privat ackert und entspannt sie am liebsten in ihrem großen Garten.
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