Furtwangen. Diesen Stress kann keiner gebrauchen: Man steht noch im Supermarkt an der Kasse, die Gäste, die man eingeladen hat, klingeln aber schon zu Hause an der Tür! Da kommen moderne Lösungen gerade recht: Man empfängt den Klingelruf einfach auf dem Smartphone – und öffnet per App die Wohnung. Solche Lösungen entwickelt das Unternehmen Siedle im Schwarzwald, das insgesamt rund 550 Beschäftigte hat.

Das erste Modell kam schon 1935 auf den Markt

Siedle produziert schon seit 1750 in Furtwangen, zunächst als Gießerei für Metallteile. Im Jahr 1935 brachte der Hersteller dann den ersten Türlautsprecher auf den Markt.

„Er stieß damals schon auf einen großen Bedarf“, erklärt Firmensprecher Clemens Jesenitschnig beim aktiv-Besuch. „Denn zu der Zeit wurden in den Städten viele große Mietshäuser gebaut.“ Wer wissen wollte, wer klingelt, musste sonst noch aus dem Fenster gucken…

Heute kann man das Kamera-Bild sogar unterwegs am Smartphone sehen

Heutzutage freilich ist der Türlautsprecher die Basis für ein ganzes System, das viel mehr kann, als Gespräche zu ermöglichen und die Tür zu öffnen. Dass man per Smartphone sehen kann, wer da gerade vor der Tür steht, ist nur eine von vielen Optionen. Wer will, baut zum Beispiel neben der Klingel eine Paketbox ein, die man dem Postboten aus der Ferne öffnen kann. Und wer gerne mal Schlüssel verliert, setzt vielleicht auf ein Zugangssystem per Fingerabdruck oder Zahlencode.

Jede zweite Türsprechanlage deutschlandweit stammt von Siedle – ob beim Deutschen Bundestag, an Bankgebäuden, Forschungsinstituten, Rathäusern oder in ganz normalen Wohnhäusern. Digitale Vernetzung ist dabei immer gefragter – nicht nur per Smartphone-App, sondern auch in großen Netzwerk-Systemen. „Unsere Entwicklungsabteilung wächst und wächst“, schildert Jesenitschnig, „und wir werden immer stärker auch zum Software-Entwickler.“

Die Anlagen sorgen für Sicherheit etwa im Krankenhaus

Da ist zum Beispiel das System „Siedle Access“: Es integriert sich in ein beliebiges IP-Netzwerk, egal ob im privaten Smarthome oder in Hotels und Firmengebäuden. Es kommt bei vielen Großprojekten zum Einsatz. So liefert Siedle aktuell Technik zur Türkommunikation und Zutrittskontrolle für eine neue Superklinik im dänischen Aarhus, die so groß wie eine Kleinstadt ist – ein System für insgesamt 2.000 Türen und Innenstationen!

Auch die neue Schwarzwald-Baar-Klinik setzt auf Siedle und vernetzt mit dem System alle Außen- und Innentüren sowie Aufzüge. So geht jede Tür nur dann auf, wenn sie auch aufgehen soll.

Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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