Als 1961 die Mauer gebaut wurde, war er gerade zehn Jahre alt und genoss die Ferien; als sie fiel, lag er im Bett und schlief. Dennoch verfolgte Günther Knuth vor einigen Wochen die Gedenkfeiern zum 9. November 1989 mit großer Anteilnahme. „Die DDR ist ein Teil meiner Geschichte“, sagt der gebürtige Rostocker. „Auch wenn ich als Kirchenmitglied und Nicht-Anhänger der SED aus Sicht der Partei ein hoffnungsloser Fall war.“

Der 63-Jährige, der seit 1991 im Vertrieb von Alfa Laval in Glinde arbeitet, blickt auf ein äußerst bewegtes Leben zurück. Nach einer Ausbildung zum Schiffsbetriebsschlosser bei der Deutschen Seereederei (DSR) war er jahrelang auf Schiffen unterwegs und lernte dabei die Welt kennen. Möglich war das nur, weil es keine Westverwandtschaft gab.

„Die Schiffe auf der Werft haben uns Kinder enorm beeindruckt. Manchmal durften wir zum Stapellauf mit“

Die Liebe zur Schifffahrt kommt nicht von ungefähr. Knuths Vater arbeitete als Schweißer auf der Warnowwerft, die heute ein Teil von Nordic Yards ist. „Die Schiffe auf der Werft in Warnemünde haben uns Kinder enorm beeindruckt. Manchmal durften wir unseren Vater begleiten, wenn ein Stapellauf stattfand.“

Als Knuth 1981 selber Vater wurde, gab er die Seefahrt auf und übernahm eine Aufgabe im Wissenschaftlich Technischen Zentrum der DSR. Die Qualifikation dafür hatte er mit einem Studium an der IHS Warnemünde erworben.

Als Schiffsbetriebstechniker war er bei der DSR ein gefragter Mann, immerhin fuhren zeitweilig über 200 Schiffe für die Reederei. Dennoch war Knuth nach dem Ende der DDR schnell klar, dass der volkseigene Betrieb seine besten Zeiten hinter sich hatte. Noch ehe die Reederei privatisiert wurde, suchte er nach neuen Perspektiven und fand sie 1991 bei Alfa Laval in Glinde.

Dort arbeitet er als Vertriebler im Bereich Marine & Diesel – ein Job, der ihm auch nach fast 25 Jahren „immer noch unheimlich Spaß macht“. Knuth: „Wir sind eine tolle Truppe und haben einiges erlebt. Das schweißt zusammen.“

Das Team-Denken liegt dem Norddeutschen im Blut, er ist passionierter Sportler und hat lange Fußball gespielt. Dazu kamen Karate, Kung-Fu und Tai-Chi. 2001 schließlich entdeckte Günther Knuth seine Leidenschaft für Triathlon.

Seitdem ist er regelmäßig bei Wettkämpfen dabei. Einer der Höhepunkte war 2012 der Schweizer Alpinathlon, der auf 3.300 Meter Höhe führt.

Und woher nimmt der dreifache Vater die Zeit fürs Training? „Kein Problem“, sagt er. „Man muss nur aufs Fernsehen verzichten, dann bleibt genug Zeit.“

Clemens von Frentz
Leiter aktiv-Redaktion Nord

Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht für das Magazin „aktiv im Norden“ in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.

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