Burghausen. Manchmal muss plötzlich alles ganz schnell gehen. So wie Mitte März, zu Beginn der Corona-Krise in Deutschland. Beschäftigte konnten von einem Tag auf den anderen nicht mehr wie gewohnt in ihren Betrieb kommen – und stattdessen sollte das Arbeiten von daheim nun reibungslos funktionieren. Wer da helfen konnte, war gefragt.

„Unsere Telefone haben im Frühjahr nicht mehr stillgestanden“, erzählt Andreas Bublak, Vorstand der COC AG. Der IT-Dienstleister aus dem oberbayerischen Burghausen hilft Unternehmen dabei, ihre Arbeitsprozesse zu digitalisieren. Und dazu gehört auch das Einrichten der IT-Infrastruktur – etwa fürs Arbeiten im Homeoffice.

Bei vielen Firmen musste man bei null anfangen

„Wir haben das erfolgreichste Halbjahr der Firmengeschichte hinter uns“, berichtet Bublak. Überstunden und Wochenendarbeit waren an der Tagesordnung, um den Kunden einen Digitalisierungsschub zu verpassen und sie so fit zu bekommen für das Arbeiten unter Corona-Bedingungen. „Wir haben da deutlich geholfen, sicherlich einige Lücken geschlossen und gezeigt, was heute alles möglich ist.“

Dabei war laut Bublak bei etwa der Hälfte der Firmen die Basis bereits gelegt. Da hätte man nur hier und da ein wenig nachhelfen müssen. Andere Unternehmen hingegen hätten vor der Pandemie zum Beispiel das Arbeiten im Homeoffice kategorisch ausgeschlossen – teils aus Sicherheitsbedenken, teils aus dem Wunsch nach Kontrolle. „Bei diesen absoluten Homeoffice-Gegnern mussten wir leider bei null anfangen“, sagt der IT-Experte.

Die Probleme fingen schon bei der Hardware an. Laptops waren schwer zu bekommen – sie wollte zu diesem Zeitpunkt schließlich jeder. In vielen Fällen habe man sich damit beholfen, feste Bürorechner über heimische Privatcomputer zu steuern. Vorteil: Die Daten blieben so im internen Firmennetzwerk.

„So manche skeptische Firma hat mittlerweile das Ruder um 180 Grad herumgeworfen und bekommt nun mit, dass mobiles Arbeiten funktioniert“, berichtet Bublak. Auch zahlreiche Mitarbeiter seien durch das Corona-Virus erstmals gezwungen gewesen, sich ausführlicher mit moderner IT auseinanderzusetzen – und hätten es prima geschafft.

In der schwierigen Wirtschaftslage werden Aufträge gestrichen

Bei COC ist man stolz auf die geleistete Arbeit, schaut aber etwas besorgt auf die kommenden Monate. Denn die Corona-Krise hat in der Wirtschaft deutliche Spuren hinterlassen. Branchen wie der Automobil- , Maschinen- und Flugzeugbau sind vom aktuellen Wirtschaftseinbruch besonders stark betroffen. Und gerade hier sind viele COC-Kunden beheimatet.

Die Folge sind abgesagte Aufträge und verschobene Projekte. So ist für manchen Mitarbeiter nach stressigen Monaten mit zahlreichen Überstunden sogar Kurzarbeit nicht ausgeschlossen. „Wir sind leider am Ende der Nahrungskette“, sagt Bublak angesichts drohender Streichungen von Aufträgen. Die kommenden sechs bis neun Monate würden für sein Unternehmen sehr spannend werden. „Noch nie bestand im Hinblick auf das Geschäft so viel Unsicherheit wie aktuell.“

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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