Zittau. Wie schön, wenn man im Winter, 20 Minuten vor der Fahrt zur Arbeit, einfach mal beim Frühstück das Knöpfchen drückt – und die Standheizung des Autos anspringt: Im warmen Auto fängt der kalte Tag doch viel netter an.
Damit so eine Standheizung ferngesteuert in die Gänge kommt, benötigt sie einen Empfänger für das elektronische Signal. Und der Sender darf nicht aus Versehen das Auto des Nachbarn aktivieren … Eine komplexe Angelegenheit also. Die Firma Digades aus dem ostsächsischen Zittau beherrscht diese Kunst: Bei einem Großteil der Autos in Deutschland, die serienmäßig eine Standheizung haben, läuft die Sache dank Hightech aus dem relativ jungen Familienunternehmen.
Mit Funklösungen für Standheizungen wuchs die Firma – und hat inzwischen noch mehr zu bieten
„Wir sind Weltmarktführer für die Funkfernbedienung von Standheizungen“, sagt Geschäftsführer Sascha Berger, ein promovierter Physiker, „dank unübertroffener Reichweite und auch dank der Kompaktheit unserer Produkte.“ Digades entwirft, entwickelt und fertigt diese etwa für die Volkswagen-Gruppe und den Automobilzulieferer Webasto.
1991 gründete Saschas Vater Lutz Berger, ein Funkspezialist, die Firma mit ein paar wenigen Mitarbeitern. Inzwischen arbeiten hier 200 Beschäftigte. Mit den Funklösungen für Standheizungen wuchs das Unternehmen, inzwischen ist Digades aber mit einer Vielzahl elektronischer Produkte rund um Auto und Motorrad, Gebäude und Infrastruktur am Markt: Funkfernbediensysteme, Elektronikkomponenten und -systeme, komplexe Steuergeräte unter anderem für Differenzialsperren von Geländewagen.
„Erfolgreich ist, wer die Technologie führend beherrscht und wer immer wieder innovative Produkte auf den Markt bringen kann“, fasst Berger die Firmenphilosophie zusammen. Deshalb wird ständig in neuste Technologie investiert. Das sieht man etwa in der Fertigung, wo mehr als 100 Mitarbeiter die vielen Einzelschritte auf dem Weg zum Produkt erledigen. Und gerade steckt der Betrieb Millionen Euro in ein neues Entwicklungszentrum. In der Produktentwicklung arbeiten immerhin rund 70 Menschen – also ein Drittel der Belegschaft.
Innovatives Display im Motorradhelm macht das Fahren sicherer
Derzeit tüftelt man zum Beispiel am sogenannten Headup-Display: „Das ist ein ins Helmvisier für Motorradfahrer integriertes Display, das die wichtigsten Daten vom Cockpit anzeigt – sodass der Fahrer den Blick ununterbrochen nach vorne richten kann“, erklärt Berger. Ähnlich bahnbrechend: „dguard“, ein GPS-gestütztes Notrufsystem für Motorräder, das einen Unfall, aber auch einen Diebstahl sofort meldet. Dafür gab’s 2017 den Deutschen Mobilitätspreis.
Weil ständige Innovation so wichtig ist, kooperiert das Unternehmen mit diversen Hochschulen in der Region. Darunter ist auch die Universität Liberec im benachbarten Tschechien, die eine sehr gute Fakultät für Mechatronik zu bieten hat.
„Sehr vorteilhaft ist es aus unserer Sicht, dass das Entwicklungszentrum nur wenige Schritte von der Fertigung entfernt ist“, sagt Berger. Das damit schnell mögliche Miteinander der Kollegen sorge dafür, dass schon beim Entwickeln immer auch an eine möglichst schlanke, kostensparende Produktion gedacht wird.