Waltershausen. Mehl staubt, Teig klebt an Fingern, es wird gekichert und gelacht. Verführerische Düfte ziehen durch die Betriebsküche. 22 Kinder zwischen 3 und 16 Jahren backen zusammen mit ihren Eltern Plätzchen. Mittendrin Sigrid Hartung und ihr Team von der Personalabteilung des Continental-Standorts in Waltershausen (Thüringen).
In der Woche drauf verkaufen Auszubildende die Leckereien im Werk. Und der Erlös, großzügig aufgerundet von Werkleiter Klaus Faßler und den Betriebsleitern des Standorts, geht als Spende an ein Kinderhospiz im nahen Tambach-Dietharz.
An Tagen wie diesen zeigt die Personalarbeit ihr modernes Gesicht: „Sich sozial engagieren, etwas tun für die Region, das gehört heutzutage zu unseren Aufgaben dazu“, erklärt Personalchefin Hartung.
Bewerber fragen nach Homeoffice und Kinderbetreuung
Für solche Aktionen und andere gute Ideen sind sie, Mandy Fehringer sowie Ausbilderin Jacqueline Maschek und das ganze Team Familie & Beruf kürzlich zum zweiten Mal geehrt worden. Der Verein „Total E-Quality“ hat die innovative Personalarbeit im vergangenen Jahr erneut mit dem Prädikat ausgezeichnet. Gewürdigt wird damit auch die hohe Wertschätzung, die personelle Vielfalt, die in Waltershausen gelebt wird.
Ziel des 1996 gegründeten Total-E-Quality-Vereins ist, die Chancengleichheit von Frauen und Männern und eine gute Unternehmenskultur zu fördern. Den Lohn zahlen, Versicherungsbeiträge anweisen und Urlaubsanträge bearbeiten – das reiche schon lange nicht mehr für die Personalarbeit, schildert Hartung, die seit 1990 Personalchefin des Werks ist. Das ist aktuell auf fast 1.200 Beschäftigte gewachsen. Und die sollen sich auf der Arbeit wohlfühlen und gern in die Fabrik kommen. Dafür engagiert sich Hartung mit ihrem Team. Sich um andere zu kümmern, macht ihr Spaß.
Personalarbeit den neuen Herausforderungen angepasst
„Heute muss man als Arbeitgeber attraktiv sein, ein Wohlfühlpaket bieten“, berichtet Hartung. Geld allein locke niemanden mehr. „Immer häufiger fragen Bewerber nach Arbeitszeitmodellen, Homeoffice und Weiterbildung sowie nach Angeboten für die Kinderbetreuung.“
Vor vier Jahren haben Hartung und das Team Familie & Beruf deshalb begonnen, die Personalarbeit den neuen Herausforderungen anzupassen. Kollegin Mandy Fehringer und Ausbilderin Jacqueline Maschek sammelten in der Belegschaft Ideen und Wünsche für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Zudem schauten sie sich manches bei anderen Continental-Unternehmen ab, wie die Zusammenarbeit mit der Stiftung Lesen oder die Mitarbeit im Netzwerk „Erfolgsfaktor Familie“. Was sich seitdem geändert hat? Heute bietet das Kautschukwerk Auszeiten (sogenannte Sabbaticals), Homeoffice und mobiles Arbeiten an. Es gibt Sportangebote für die Belegschaft und Familienfeste.
"Wir müssen inviduelle Lösungen für individuelle Probleme finden"
Vor allem aber: „Jeder kann jederzeit in die Personalabteilung kommen und individuelle Lösungen für individuelle Probleme absprechen“, betont Hartung.
Ob Schichtarbeiter mit pflegebedürftigen Eltern oder die alleinerziehende Mutter, deren Kind sich den Arm gebrochen hat – „wir müssen Lösungen finden, manchmal für kurze Zeit, manchmal für Wochen und Monate“, beschreibt die Personalchefin die Herausforderung.
Das Team kümmert sich dieses Jahr wieder um ein Ferienprogramm für die Kinder und vereinbart Rabatte mit örtlichen Händlern, sagt Hartung. Es ist immer viel zu tun. Für den nötigen Ausgleich sorgt Hartung mit Backen, Gartenarbeit und Wandern. „Das macht das Gemüt froh. Und entspannt.“
Persönlich
Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Ich wollte mit Menschen zu tun haben und mit meiner Arbeit etwas bewegen können. Die Personalarbeit lag da nahe.
Was reizt Sie am meisten?
Die Vielfalt. Es macht mir Freude, Problemen auf den Grund zu gehen und mich zu engagieren, damit es für jeden Mitarbeiter passt.
Worauf kommt es an?
Probleme muss man gemeinsam lösen. Und man sollte ständig mit den Beschäftigten im Gespräch bleiben, damit beide Seiten wissen, was nötig und möglich ist.