Billerbeck. Von wegen Textilien deutscher Marken kommen nur aus dem Ausland. Es geht auch anders. Das zeigt Strumpf Dirks in Billerbeck. Das Familienunternehmen zieht derzeit eine Fabrik für Strümpfe und Socken hoch – mitten im Münsterland.
Im Sommer 2018 begann Dirks mit dem Neubau einer Halle, in der bald mehr als 80 neue Strickmaschinen stehen. Etwa 30 kauft Firmenchef Dietmar Dirks allein dieses Jahr dazu.
Der Sohn des Firmengründers hat den Betrieb seit der Übernahme 1996 komplett umgestrickt. Denn lange Zeit taten die Mitarbeiter der 1964 gegründeten Firma nur eins: von Hand die Spitzen angelieferter Strümpfe schließen.
Als Dirks und sein Bruder übernahmen, stand fest: „Wenn wir überleben wollen, müssen wir die komplette Produktion machen, nicht bloß die Spitzen.“ Also schufen sie die Eigenmarke JD, kauften 2014 ein österreichisches Unternehmen dazu und bauten die Firma zum Weltmarktführer für Trachtenstrümpfe aus. Die machen heute rund die Hälfte der jährlich eineinhalb Millionen Paar produzierter Socken aus.
Trachtenfeste füllen die Auftragsbücher
Der Grund für die jetzige Investition: Die Kapazitäten wurden knapp. Dass die Auftragsbücher so voll sind, verdankt der 30-Mann-Betrieb dem Boom der Kostümfeste, vor allem den europaweit verbreiteten Oktoberfesten. „Die Saison fängt mit Frühlingsfesten an und geht bis zum Almabtrieb im Herbst“, sagt Dirks.
Neben Trachtenstrümpfen fertigen die Billerbecker weitere fast 5.000 Produkte: Sport- und Arbeitssocken, Ringelstrümpfe, Business- oder Jagdsocken. Und einen Textilschlauch. Den zieht ein großer Dübelhersteller über seine Hightech-Glasdübel, damit sie besser halten. Trotz moderner Maschinen, ist vieles Handarbeit. Und die kostet. Dirks konnte die Produktion in Deutschland halten, weil er auf hochwertige Produkte setzt, die er weltweit an 2.000 Händler verschickt – sogar an einen „Bavarian Store“ in Kanada.
Dafür braucht er Fachkräfte, doch die sind rar. Der Strumpfstricker beschäftigt darum auch Mitarbeiter aus Osteuropa, vor allem Serben. Dirks hat deshalb seine eigene Sicht auf ausländische Fachkräfte und die Eweiterung: der EU Richtung Osten: „Sie würde Jobs sichern, und zwar bei uns in Billerbeck.“
Noch eine ungewöhnliche Schlagzeile, für die das Unternehmen aus dem Münsterland steht.
Werner Grosch war lange Jahre leitender Redakteur einer Tageszeitung mit den Schwerpunkten Politik und Wirtschaft. Für aktiv schreibt er Reportagen aus Unternehmen der Metall- und Elektrobranche und porträtiert Mitarbeiter aus diesen Branchen mit ihren ungewöhnlichen Fähigkeiten oder Hobbys. Privat und beruflich ist er am liebsten mit dem Rad unterwegs.
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