Stadthagen. Ein Unternehmen im Umweltschutz – da wollte er arbeiten. Das war Ingenieur Daniel Bausch wichtig. So kam der junge Mann nach dem Studium zu Luehr Filter. Und weil dieser Familienbetrieb zu den Technologieführern zählt, scheute Bausch auch nicht den Sprung aus Frankfurt ins beschauliche Schaumburger Land. Hier hat der Ingenieur gut zu tun – trotz der Krise.

Luehr, Spezialist für reine Luft, spürt bei der Auslastung von Corona wenig. Denn in einigen Jahren müssen Kläranlagen Phosphate aus dem Klärschlamm zurückgewinnen, das schreibt die neue Klärschlammverordnung vor. Luehr plant und produziert Filteranlagen, die helfen, diese Vorgabe zu schaffen. Das Geschäft mit Gasreinigungen für Verbrennungsanlagen mache denn auch einen immer größeren Anteil am Umsatz aus, berichtet der geschäftsführende Gesellschafter Rüdiger Margraf.

Die extrem niedrigen Grenzwerte für Abluft sind europaweit geregelt

Das Familienunternehmen ist seit 80 Jahren aktiv, heute wird es von der dritten Generation gelenkt. 320 Mitarbeiter hat der Betrieb, 85 Millionen Euro setzt er im Jahr um. Was moderne industrielle Filteranlagen leisten können, erklärt Margraf dem Laien gern am Beispiel von Müllverbrennungsanlagen. Moderne Anlagen trennen nahezu alle beim Verbrennen freigesetzten Verunreinigungen wie Schwefeloxide, Salzsäure, Schwermetalle inklusive Quecksilber, Dioxine, Partikel und andere luftfremde Stoffe weitestgehend ab.

Die im Vergleich zu anderen Industrien extrem niedrigen Grenzwerte sind EU-weit geregelt. Die von Luehr Filter eingesetzten Verfahren zählen laut Margraf „weltweit zur besten verfügbaren Technik“. Sie kommen in Verbrennungsanlagen für die Energieerzeugung ebenso wie in der Stahl-Industrie und im Metallrecycling zum Einsatz.

Ans Corona-Regelwerk haben sich die Mitarbeiter gewöhnt

Die Corona-Krise ändert auch bei Luehr manches. Staatliche Zuschüsse, Kredite oder Kurzarbeit hat der Betrieb bisher nicht benötigt. Aber natürlich reist Firmenchef Margraf weniger, stattdessen führt er nun Videokonferenzen mit Kunden und Mitarbeitern. „Verglichen mit manchen Regionen in anderen Ländern geht es uns hier sehr gut“, betont Lisa Margraf, die das Marketing leitet. „Wir sind ein Familienbetrieb in ländlicher Umgebung. Das hat in diesen schwierigen Zeiten auch einige Vorteile.“

An das Corona-Regelwerk hat man sich gewöhnt. „Ein Stück Normalität“, nennt es Vertriebsingenieur Bausch. Der 32-Jährige arbeitet jetzt teilweise im Homeoffice. „Ich komme damit gut klar“, sagt er. „Um den Kontakt zu den Kollegen zu halten und an wichtigen Meetings teilzunehmen, bin ich regelmäßig auch im Betrieb.“

In der Schlauchfertigung trägt Wilfried Rehborg-Windheim (58) die Verantwortung. Die neuen Regeln etwa fürs Abstandhalten und Desinfizieren hat sich sein 15-köpfiges Team selbst erarbeitet. „Hier ist niemand nur ein kleines Rädchen im Getriebe“, findet Rehborg-Windheim, „wir stehen hinter dem Unternehmen.“

Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

Alle Beiträge des Autors