Stadthagen. Geboren ist er in Hannover, aber einen Teil seiner Jugend hat Rüdiger Margraf in Essen verbracht. „Meine Mutter konnte die Wäsche nicht zum Trocknen ins Freie hängen“, erinnert er sich, sonst hätte der Stoff schnell grau ausgesehen. Das war normal während der 60er Jahre im Ruhrgebiet: Die Montanindustrie gab nicht nur vielen Tausend Menschen Arbeit, sondern sorgte auch für reichlich Ruß in der Luft. „Damals“, sagt Margraf, „da mussten Industrieschornsteine rauchen – heute dürfen sie das nicht mehr.“
Genau das aber ist gut für das Unternehmen, das er seit 21 Jahren leitet: Margraf ist geschäftsführender Gesellschafter von LUEHR FILTER – überzeugter Mittelständler und Familienunternehmer. „Das bietet viele Vorteile – für die Kunden, weil wir dicht an den Aufgaben dran und schnell in der Umsetzung sind.“ Und für die Mitarbeiter. Statt unbedingter Renditeverpflichtung gelten Tradition und Verbundenheit. „Die Mitarbeiter wissen, dass bei uns kein ‚Hire and Fire‘ herrscht. Und natürlich, dass man bei uns im Mittelstand viele Freiheiten zur Entfaltung findet.“
Der Chef und Maschinenbau-Ingenieur setzt auf Innovationskraft
Für eine Firma, die Filtersysteme produziert, bedeutet es ein Plus, dass Deutschland beim Umweltschutz eine Vorreiterrolle einnimmt. Wer weiß schon, dass es hierzulande seit 2005 verboten ist, thermisch verwertbare Abfälle auf Deponien zu lagern? Stattdessen dürfen dabei Schadstoffe nur in marginalen Mengen freigesetzt werden.
Dass das über 80 Jahre alte Unternehmen so gut dasteht, liegt an der Fähigkeit, sich zu fokussieren. Und an der Innovationskraft. Die Technologieführerschaft ist dem Maschinenbau-Ingenieur Margraf wichtig. Er setzt auf motivierte Leute:„Bei uns kann man Projektleiter werden, ohne studiert zu haben.“
Saubere Luft muss auch bezahlbar sein
Der Firmenchef schaut positiv in die Zukunft, weil weltweit ein großer Bedarf für Filteranlagen bestehen wird. Allerdings gelten längst nicht in jedem Land strenge Grenzwerte wie in Deutschland oder der EU.
Saubere Luft müsse auch bezahlbar sein. „Bei uns wird Müll getrennt, bei uns gibt es Müllgebühren, das heißt: Es entstehen auch Einnahmen, mit denen sich eine vorbildliche Entsorgung finanzieren lässt“, so der Ingenieur. Das ist im Ausland oftmals anders. Deshalb denkt Margraf immer wieder an die nächsten Schritte. Weltweit ist sein Unternehmen gut vernetzt. Die Forschung und Entwicklung bei LUEHR FILTER arbeitet ständig an Verbesserungen. „Verhältnisse wie früher im Ruhrgebiet gibt es heute noch in vielen Teilen der Erde.“
Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.
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