Diepholz. Aus Detlef Schlathau sprudelt seine Erfahrung nur so heraus. Kollegen zu schulen – das macht ihm großen Spaß. „Wir treffen uns in Gruppen mit maximal sechs Teilnehmern und trainieren Themen wie Arbeitssicherheit, Qualitätsprüfung oder Produktdetails“, erzählt er.
Der 55-jährige gelernte Maler ist seit 29 Jahren Montageeinrichter bei ZF – und er ist Wissensträger. Er weiß genau, wie man Berufseinsteiger auf eine Aufgabe in der Industrie vorbereitet.
ZF wurde bereits zum dritten Mal als „demografiefest“ ausgezeichnet
Gerade werden im sogenannten Methodenraum am Standort Diepholz die rund 350 Produktionsmitarbeiter zum Beispiel in Arbeitssicherheit, Ergonomie oder Arbeitsschutz geschult. Schlathau trifft den richtigen Ton: „Ferienhelfer brauchen mehr Basisinformationen als alte Hasen, die schon lange dabei sind.“
Die Deutschen werden halt immer älter. Und das Angebot an Arbeitskräften wird kleiner, wenn in den nächsten 15 Jahren die geburtenstarken Jahrgänge der „Babyboomer“ das Rentenalter erreichen. Das stellt auch die Betriebe vor Herausforderungen.
ZF hat deshalb mit Experten der Demografieagentur für die Wirtschaft zusammengearbeitet. Bereits zum dritten Mal ist der Autozulieferer vom Land Niedersachsen mit dem Zertifikat „Demografiefest 4.0“ ausgezeichnet worden. Damit würdigt das Land Unternehmen, die auf den demografischen Wandel reagieren und dabei alle Mitarbeiter einbinden.
Ziel ist, die Erfahrung Älterer an andere Mitarbeiter weiterzugeben
„Eine frühzeitige demografiebewusste Personalpolitik der Unternehmen ist ein Schlüssel zur Bewältigung des demografischen Wandels“, sagt Lutz Stratmann, Geschäftsführer der in Hannover ansässigen Demografieagentur für die Wirtschaft.
Ein Ziel ist, das Wissen im Werk zu halten und die Erfahrung an andere Mitarbeiter zu transportieren. Wie wichtig das ist, bestätigt Rainer Plate, in Diepholz für die Qualitätssicherung der Pkw-Fahrwerktechnik verantwortlich: „Wir vermitteln in unserem Methodenraum spezielles Wissen für unsere Fertigung. Das geht oft über die Kenntnisse der allgemeinen Berufsausbildung hinaus.“
Wissenstransfer auch für den Wandel in der Auto-Industrie nötig
ZF setzt auf den Wissenstransfer zwischen den Generationen, denn für den Wandel in der Automobil-Industrie wird das Know-how aller Mitarbeiter benötigt. Rund um den Dümmer See hat der Autozulieferer an fünf Standorten seine Pkw-Fahrwerktechnik konzentriert.
Diese spielt eine entscheidende Rolle auch für das Zukunftsthema autonomes Fahren. „Egal, ob ein Auto rein elektrisch oder konventionell, autonom oder manuell gesteuert fährt – das Fahrwerk bildet die Grundlage. Die große Erfahrung unserer Mitarbeiter hilft uns, die Technologien zu verknüpfen und an der Mobilität von morgen zu arbeiten“, sagt Andrea Henning, Standortleiterin am Multidivisionsstandort Lemförde.
Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.
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