Hannover. Das Unternehmen Körting ist derzeit gut ausgelastet. Kurzarbeit gibt es hier nicht. Vor allem in China zieht das Geschäft des Spezialisten für Verfahrenstechnik wieder kräftig an. Die Strahlpumpen und Vakuumanlagen aus Hannover sind gefragt. Und doch hat die Pandemie den Alltag im Betrieb stark verändert. aktiv fragte Mitarbeiter und Chef, wie Körting Corona trotzt.

Belegschaft trägt Schutzplan

Die Kollegen stehen voll dahinter, sagt Facharbeiter Fatih Mut. „Regelmäßiges Desinfizieren, Distanz halten in den Sozialräumen und am Arbeitsplatz – wir tun eine Menge zum Schutz der Kollegen“, berichtet der 32-Jährige. Und Masken seien Pflicht, wo Mindestabstände nicht eingehalten werden können. Das sei auch bei der Geburt seiner Tochter im Kreißsaal so gewesen. „Nicht schön, aber absolut wichtig“, findet der junge Vater. Nur fürs aktiv-Foto hat er die Maske abgenommen. „Wir nehmen Corona hier sehr ernst.“ Am Arbeitsplatz hat Mut sieben Meter Abstand zum Kollegen. „Das ist viel mehr als sonst, aber es funktioniert alles reibungslos.“

Abstandhalten ist Alltag

Für Vertriebsmitarbeiterin Angelika Cohrs ist es längst Routine. „Anfangs war Corona für alle weit weg“, berichtet die 62-Jährige. „Doch als Mitte März Schulen und Kitas geschlossen wurden, war die Pandemie plötzlich mitten in unserem Alltag.“ Im Büro wurden die Arbeitsplätze anders verteilt. Ihre Kollegin, die ihr Jahre gegenüber saß, zog in den Besprechungsraum um. „Ich bin froh, dass ich dadurch nicht im Homeoffice arbeiten muss“, sagt Cohrs. Viele Spediteure und Kunden erreiche sie schon seit Monaten nur zu Hause. „Mir fehlt dennoch das Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen.“

Ausbildung im Homeschooling

Für Azubi Oliver Budick (20, zweites Lehrjahr) ist das jetzt Alltag. „Anfangs war es etwas chaotisch, weil die Lehrer noch nicht so gut damit klarkamen. Jetzt funktioniert es ganz gut. Von mir aus kann das so weitergehen. Mir macht Lernen am Computer Spaß.“ Im Betrieb wird gerade eine neue CNC-Maschine geliefert. Über 400.000 Euro hat die gekostet. Budick ist stolz. „Davon erzähle ich meinem Bruder. Er fängt in Kürze auch hier an.“

Eigenkapitalbasis hilft

Staatshilfe benötigt Körting Hannover nicht, berichtet der geschäftsführende Gesellschafter York Fusch. „Vor Corona wurden nachhaltig und konservativ wirtschaftende Unternehmen eher belächelt“, weiß er. Die Krise belege, dass die seit Generationen verfolgte Strategie richtig sei. Die Firma profitiere jetzt von ihrer soliden Eigenkapitalbasis. „Wir machen nicht jede Mode mit“, sagt Fusch. „Das schnelle Geschäft ist nicht unsere Philosophie. Wir denken in Generationen.“

Zugute kommt dem Familienunternehmen (280 Mitarbeiter, 55 Millionen Euro Umsatz) auch die starke Exportorientierung. „75 Prozent unseres Umsatzes machen wir mit ausländischen Kunden“, berichtet Fusch. Im nächsten Jahr feiert Körting den 150. Geburtstag. Das verdanke die Firma auch den Mitarbeitern. Man halte zusammen, gerade jetzt in der Krise, betont Fusch. „Der offene Austausch untereinander, besonders mit dem Betriebsrat, ist dabei enorm wichtig. Wir stehen zur Sozialpartnerschaft.“

Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

Alle Beiträge des Autors