Grenzach-Wyhlen. Welcher Beruf passt zu mir? Das dürfen Schülerinnen ab der fünften Klasse einmal in Jahr beim Girls’ Day ausprobieren: Sie erobern die Labore und Werkstätten der Unternehmen. 2020 hätte der Tag eigentlich im März stattfinden sollen, wurde aber wegen der Coronakrise abgesagt.
Claudia Radfelder, Ausbildungsleiterin am Bayer-Standort GP Grenzach Produktions in Grenzach-Wyhlen, organisiert den Girls’ Day dort schon seit 13 Jahren. Das Pharma-Unternehmen (bekannt für die Herstellung der Wund- und Heilsalbe Bepanthen) bildet Chemielaboranten, Pharmakanten, Mechatroniker, Maschinen- und Anlagenführer sowie Fachinformatiker aus. Und es bietet duale Studiengänge an.
„Unsere Azubis holen die Mädchen am Eingang ab, ich halte eine Begrüßungsrede, wir lernen uns kennen“, erzählt Radfelder. „Bei der Führung gehen wir in die Herstellung und die Verpackung.“ Das kommt gut an: „Normalerweise gelangt man nicht so einfach in unser Unternehmen.“
Im Labor können die Mädchen den Ausbildern und den Azubis Löcher in den Bauch fragen. Und dürfen selber ran: Sie können Lippenstifte und Parfüm aus Naturaromen herstellen. Dazu extrahieren sie das Aroma aus Pfefferminzblättern oder Zitronenschalen. Das macht natürlich Appetit – weshalb der nächste Gang in die Kantine führt.
Anschließend lernen die jungen Gäste in der Werkstatt Elektrotechnik und Mechanik kennen: Sie fräsen, löten und stellen kleine Andenken her. Eine, die das alles bereits erlebt hat, ist Leandra Masur: 2011 bewunderte sie als Schülerin das Labor bei GP Grenzach, wurde Chemielaborantin und ist heute fest beim Unternehmen angestellt.
Zwei Millionen Mädchen haben bisher teilgenommen
Neu ist ein Exkurs in die Informatik: „Wir hätten gerne mehr Bewerbungen von Frauen auf unsere Ausbildung als Fachinformatiker oder für die duale Ausbildung Wirtschaftsinformatik“, so Radfelder. Und tatsächlich könnte hier die Nachwuchs-Veranstaltung helfen: „Auch in der Informatik arbeitet eine Kollegin, die uns am Girls’ Day kennengelernt und dann ihr duales Studium bei uns absolviert hat.“
Den bundesweiten Girls’ Day gibt’s übrigens seit 2001, knapp zwei Millionen Mädchen haben seitdem teilgenommen.
Dr. Sabine Latorre war bei aktiv 22 Jahre lang die Spezialistin für Themen aus der Chemie- und Pharma-Industrie – bis zu ihrem Rentenbeginn im April 2024. Sie liebt es, komplizierte Zusammenhänge einfach darzustellen – so schon vor ihrer Zeit bei aktiv als Lehrerin sowie als Redakteurin für die Uniklinik Heidelberg und bei „BILD“. Außerdem schreibt sie naturwissenschaftliche Sachbücher für Kitas und Schulen. Privat reizen sie Reisen sowie handwerkliche und sportliche Herausforderungen.
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