Landshut. Fenster und Türen sind auf Durchzug. Displays, Fräsmaschine und Anschauungsmaterial sind frisch desinfiziert. Jeder Jugendliche trägt Mundschutz – und steht in gebührendem Abstand zu seinen Mitschülern. Willkommen zur Berufsinformation in Corona-Zeiten!
Derzeit ist einfach alles anders. Das gilt auch für die „M+E InfoTrucks“, die seit dem Corona-Lockdown Mitte März nun erstmals wieder durchs Land rollen. Sie informieren Schüler über Ausbildungsinhalte und Berufschancen in der Metall- und Elektroindustrie – alles allerdings unter den strengen Vorgaben eines speziell entwickelten Hygienekonzepts. Denn auch heuer ist es wichtig, jungen Menschen dabei zu helfen, in Sachen Berufsorientierung frühzeitig voranzukommen.
Experten erläutern die Inhalte der Ausbildungsberufe
„Wir sind schon sehr froh, dass wir jetzt überhaupt wieder zu den Schülern kommen dürfen“, sagt Jörg Schneider. Er betreut mit seinem Kollegen Andreas Oswald den Info-Truck fürs südöstliche Bayern. Mitte Juli ist der seit der nötigen Corona-Pause erstmals wieder im Einsatz und hat zum Start am BMW-Werk im niederbayerischen Landshut Station gemacht.
Wo sich normalerweise Klassen mit bis zu 30 Schülern in den zweigeschossigen Truck drängen, sind nun nur maximal zwölf Jugendliche zugelassen. Auch in Landshut werden deshalb die besuchenden Klassen geteilt. Die zweite Gruppe informiert sich zunächst im Gebäude nebenan über die speziellen Ausbildungsmöglichkeiten beim Autohersteller BMW.
Auch dort ist man froh, dass man sich im Rahmen der Berufsorientierung nun wieder als Unternehmen den Schülern präsentieren kann. „Nichts ist wichtiger als der direkte Kontakt“, sagt Ralf Franke, Ausbildungsleiter am BMW-Standort mit 4.000 Mitarbeitern. Der Truck ergänze das eigene Info-Angebot perfekt und sei eine „Riesen-Attraktion“, die bei den Jugendlichen sehr gut ankomme.
Kleinere Gruppen bieten eine intimere Atmosphäre bei Fragen zur Ausbildung
Gerade Mädchen würden sehr davon profitieren, sich auch mal selbstständig an einer Fräsmaschine oder elektrischen Schaltungen zu versuchen, berichtet Franke. „Und wir wollen mehr Mädels bei uns – auch wenn sie bei ihrer Berufswahl nicht immer sofort an einen Automobilhersteller oder die Metall- und Elektroindustrie denken.“ Die Frauenquote unter den Auszubildenden der bayerischen Metall- und Elektroindustrie liegt bei 21 Prozent.
Die Möglichkeiten, Fragen zu stellen, sind in Corona-Zeiten sogar fast besser als sonst. „Kleinere Gruppen bedeuten ein strafferes, kürzeres Programm“, berichtet Truck-Betreuer Schneider. Das Gute dabei ist: In intimerer Runde würden sich manche Schüler viel eher mal trauen, etwas zu sagen, als vor der gesamten Klasse. Schneiders Eindruck: „Im kleinen Kreis gehen die Fragen häufiger etwas tiefer und sind oft auch persönlicher.“
Doch natürlich läuft wegen des Virus manches nicht ganz so rund wie in normalen Zeiten. Beispiel Mund- und Nasenschutz: So sinnvoll er derzeit auch ist – er erschwert manchmal die Kommunikation. „Für meine Arbeit ist er eine Herausforderung“, berichtet Schneider. „Denn ohne sichtbare Mimik funktioniert im Gespräch mit den Schülern einiges nicht – insbesondere Humor.“
Hier gibt es Infos zu den M+E-Berufen:
- Ausbildungsoffensive-Bayern.de: Die Internetseite bietet Orientierung und Informationen rund um die Berufe der Metall- und Elektroindustrie. Üblicherweise stellen Berater die Berufschancen auch im Unterricht bei Siebt- bis Zehntklässlern vor. Aufgrund der Corona-Pandemie gibt es stattdessen die interaktive Web-Show „StayHome.BeSmart.“
- Girls-Day-Akademie.de: Mädchen der Klassen sieben bis zehn erfahren in einer wöchentlichen Arbeitsgemeinschaft, wie viel Spaß Technik und Naturwissenschaften machen. In Corona-Zeiten fand dieses Angebot per Web statt, Experimentierboxen für technische Versuche kamen per Post nach Hause. Zudem erzählten Unternehmensvertreterinnen in Video-Chats von ihrem Berufsleben im gewerblich-technischen Bereich sowie von Studiengängen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.
- Sprungbrett-Bayern.de: Bringt in Corona-Zeiten Schulabsolventen sowie auszubildende Unternehmen zusammen. Die Azubi-Börse listet aktuelle Ausbildungsstellen für den Starttermin September 2020. Zudem gibt es eine Übersicht freier Praktikumsplätze. Wer noch nicht weiß, welcher Beruf der passende ist: Dabei hilft der Berufsideengenerator, der Ausbildungsrichtungen nach fachlichem Interesse vorschlägt.
Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.
Alle Beiträge des Autors