Ein schönes Stück Chemiegeschichte liegt dem Wanderer auf dem Erzweg am Rhein bei St. Goar zu Füßen: Aus der dortigen Grube am Prinzenstein wurde früher Zinkerz gefördert. Dieses nutzten die Römer für Messingmünzen, es diente der Behandlung von Augenleiden, wurde zum Dachdecken genutzt – und findet sich heute als Antireflex-Beschichtung etwa auf Kameralinsen. Für die Industrie sind Entspiegelungen von Glas oder Kunststoff eine der technologisch anspruchsvollsten Herausforderungen: Die Schichten sind 50-mal dünner als ein menschliches Haar, ihre genaue chemische Zusammensetzung ist ein gut gehütetes Geheimnis.

Neun Vergütungsschichten auf einer Linse

Erfunden 1935 von der Firma Zeiss, kommen Antireflex-Beschichtungen etwa in Smartphone-Kameras zum Einsatz, für Brillenglas und bei Mikroskopen. Neun und mehr Vergütungsschichten werden aufgetragen. Sie haben jeweils unterschiedliche Qualitäten und sind etwa schmutzabweisend, kratzfest, reflexmindernd oder filtern schädliches blaues Licht. Oft werden hauchdünne, harte Schichten aus Zinksulfid aufgetragen – dieses entsteht durch die Reaktion von Zink und Schwefel. Neben diesem Beschichtungsmaterial mit seinen ausgezeichneten optischen Eigenschaften kommen auch andere Materialien zum Einsatz – etwa Magnesiumfluorid, Siliziumdioxid und Titandioxid. Die Geschichten dazu finden sich allerdings auf anderen Wanderwegen.

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Stephan Hochrebe
aktiv-Redakteur

Nach seiner Redakteursausbildung absolvierte Stephan Hochrebe das BWL-Studium an der Universität zu Köln. Zu aktiv kam er nach Stationen bei der Funke-Mediengruppe im Ruhrgebiet und Rundfunkstationen im Rheinland. Seine Themenschwerpunkte sind Industrie und Standort – und gern auch alles andere, was unser Land am Laufen hält. Davon, wie es aussieht, überzeugt er sich gern vor Ort – nicht zuletzt bei seiner Leidenschaft: dem Wandern.

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