Zukunft und Ungewissheit gab es schon immer – auch in der Arbeitswelt. Doch derzeit scheint sich besonders viel zu bewegen. Wir haben dazu nachgefragt bei jemanden, der es wissen muss: Den Direktor des ifaa in Düsseldorf, Professor Sascha Stowasser.

Herr Stowasser, welche Überraschung haben Sie zuletzt erlebt?

Das war kürzlich bei Thyssenkrupp Rasselstein in Andernach. Dort steht eine neue Anlage zur Weißblech-Herstellung, für weit über 100 Millionen Euro. Top-Technologie, ganz wichtig für den Standort. Ein Beispiel für das, wozu unsere Betriebe fähig sind.

Technologie, Digitalisierung – sie prägen die Zukunft der Arbeit?

Es gibt weitere sogenannte Treiber – von der alternden und schrumpfenden Bevölkerung bis hin zum gesellschaftlichen Wertewandel. Alles spielt eine Rolle, wenn wir von der Zukunft der Arbeit sprechen.

Jetzt kommt noch künstliche Intelligenz hinzu, KI.

Handys und Navi stecken voller KI. Auch im Job nutzen viele schon KI-basierte Systeme, oft ohne sich dessen bewusst zu sein. Die Qualitätskontrolle von Bauteilen etwa, das Prüfen von Belegen, das Umrüsten von Fertigungsanlagen: Vieles geht mit KI noch schneller und zuverlässiger.

Selbst beim Aufstellen von Schichtplänen kann KI helfen – um die Zeitwünsche der Beschäftigten besser aufeinander abzustimmen.

Viele sorgen sich um ihren Job wegen KI.

Weil Beschäftigte Angst vor KI haben, scheitert deren Einführung sogar häufig. So weit muss es nicht kommen. Wichtig ist, die Mitarbeiter bei der Einführung einzubinden, Fragen und Bedenken zu klären – und Flurfunk zu vermeiden. Das zeigt auch eine unserer aktuellen Praxis-Studien.

Die menschenleere Fabrik wird es nicht geben?

Schon bei der Einführung der Dampfmaschine hatten Menschen Angst um ihren Arbeitsplatz. Heute werden die Folgen von Roboter- und Technologieeinsatz in der öffentlichen Diskussion oft spektakulär dargestellt. Tatsächlich tragen digitale Technologien vor allem dazu bei, dass neue (Teil-)Aufgaben entstehen, alte entfallen oder Aufgaben sich wandeln.

Wo lernt man das, was man dafür wissen muss?

Worauf es ankommt, wissen die Betriebe am besten. Viele kleinere und mittelgroße Firmen schließen sich auch in sogenannten Kompetenzclustern zusammen. So können sie nicht zuletzt Qualifizierungsmaßnahmen gemeinsam angehen.

Ihre Botschaft für unsere Leserinnen und Leser?

Zunächst einmal – Arbeit dient dem Menschen nicht nur zum Broterwerb. Sie ist auch sinnstiftend, bereichert unser Leben. Und weil sie so wichtig für uns ist, sollte jeder offen sein für Neues. Das reicht bis zum lebenslangen Lernen, das einen – über das Berufliche hinaus – auch persönlich richtig weiterbringt. Wer es so hält, weiß: Das kann richtig Spaß machen.

Stephan Hochrebe
aktiv-Redakteur

Nach seiner Redakteursausbildung absolvierte Stephan Hochrebe das BWL-Studium an der Universität zu Köln. Zu aktiv kam er nach Stationen bei der Funke-Mediengruppe im Ruhrgebiet und Rundfunkstationen im Rheinland. Seine Themenschwerpunkte sind Industrie und Standort – und gern auch alles andere, was unser Land am Laufen hält. Davon, wie es aussieht, überzeugt er sich gern vor Ort – nicht zuletzt bei seiner Leidenschaft: dem Wandern.

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