Alle Jahre wieder, besonders im August und September, umschwirren sie uns in Gärten, Bäckereien und Schwimmbädern in rauen Mengen auf der Suche nach der nächsten Mahlzeit – Wespen. „Da hilft nur: Ruhe bewahren“, rät Melanie von Orlow vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Schließlich haben die schwarz-gelben Brummer auch ihre guten Seiten, und zwar als natürliche Insektenvernichter. Sie vertilgen nämlich auch Fliegen, Mücken oder Spinnen.

Im Folgenden geben wir Ihnen sieben praktische Tipps, wie Sie sich am besten mit lästigen Wespen arrangieren – und was im Falle eines Stiches zu tun ist.

Nicht pusten: Insekten werden sonst agressiv

Wildes Wedeln oder gar Wegpusten kommt bei den Tieren gar nicht gut an. „Sie fühlen sich dann bedroht. Das im Atem enthaltene Kohlendioxid etwa reizt die Hautflügler“, erklärt von Orlow. Sie gingen dann zum Angriff über, und das lockt weitere Artgenossen an.

„Da hilft nur eins: Ruhe bewahren“, so Wespen-Expertin von Orlow. Das heißt: keine hektischen Bewegungen machen. Je ruhiger man sich verhält, umso weniger nehmen die Tiere einen als Bedrohung wahr – und stechen dann auch nicht zu.

Übrigens: Dass einem die Wespe oft körperlich nah kommt, ist kein Ausdruck von Aggressivität. „Das Tier will mit seinen Facettenaugen nur scharf sehen“, so die Expertin.

Im Sommer: Speisen draußen gründlich abdecken

Nur zwei der acht heimischen Wespenarten stehen überhaupt auf Süßspeisen und Fleisch oder Wurst: die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Um sie nicht anzulocken, sollte man Speisen draußen immer gut abdecken und Reste schnell abräumen.

Denn: Zucker und das Eiweiß brauchen die Tiere gerade im August für ihren Nachwuchs. Deshalb schwärmen sie dann in Massen aus. „Und auf unseren Tellern finden sie gerade das in solchen Mengen, wie die Natur das normalerweise gar nicht so schön präsentiert“, erklärt von Orlow.

Landet eine Wespe auf dem Pflaumenkuchen, „sollte man sie sachte wegschieben, statt zu schlagen“, rät von Orlow. Übrigens: Auch Fallobst aus dem Garten sollte man regelmäßig entsorgen, weil der Geruch die hungrigen Tiere anlockt.

Trinken im Garten: Nur mit Strohhalm

Um unliebsamen Besuch in der Bier- oder Saftflasche zu vermeiden, eignen sich gut Strohhalme. Ganz praktisch für Kinder: Becher mit Deckel und integriertem Strohhalm.

Apropos: Kleinkindern sollte man nach der Mahlzeit die Essensreste aus dem Gesicht wischen, um Wespen nicht anzulocken.

Futterfallen: Nur alte und schwache Tiere landen dort

Mit Bier oder Saft gefüllte Wespenfallen hält die Expertin für Tierquälerei: „Die Tiere ertrinken qualvoll. Oft ziehen die Fallen auch Bienen und Hornissen an, die unter Schutz stehen. Sie sind deshalb gesetzlich nicht im Außenbereich gestattet“, so die Nabu-Expertin. Die Fallen funktionieren nicht mal. Denn in ihr landen oft nur alte, schwache Tiere. Das aktive, jüngere Wespenvolk wird nicht dezimiert.

Auch von einer Ablenkfütterung lassen sich die Tiere nicht täuschen. Dabei werden einige Meter entfernt vom Esstisch etwa überreife Weintrauben als Leckerbissen aufgestellt. Davon lassen sich Wespen kaum täuschen: „Die Tiere unterscheiden nicht zwischen Futterstelle und unserem Teller.“ Sie werden also trotz dieser Ablenkung den reich gedeckten Esstisch anfliegen.

Keinen Kontakt suchen: Bei Wespennestern auf Abstand bleiben

Hat sich ein Wespenvolk im Garten niedergelassen, gilt: Mindestens zwei bis drei Meter Abstand halten, die Flugrouten der Tiere nicht durchqueren oder versperren. „Störungen wie Erschütterungen des Nests oder Abgase des Benzinrasenmähers können die Tiere in Unruhe versetzen“, weiß die Wespen-Expertin. Wer nicht in der Nachbarschaft eines Wespennests den Sommer verbringen will, sollte einen Fachmann mit dessen Entfernung beauftragen.

Wird es im Herbst über mehrere Nächte frostig, gehen die Tiere ein. Dann kann man das Nest auch selbst entfernen. Ist das nicht möglich, sollte man das Flugloch wespendicht mit Bauschaum oder Silikon verschließen. Zuletzt noch die Stelle um das (ehemalige) Wespennest gut säubern. „Ansonsten könnten sich wohnungssuchende Königinnen im nächsten Jahr an der gleichen Stelle wieder einfinden, weil es dort nach Wespe riecht“, erklärt von Orlow.

Schmerzhafte Stiche: Da hilft Wärme statt Kälte 

Hat eine Wespe zugestochen, ist schnelles Handeln angesagt. Nicht nur wegen der Schwellung oder des Schmerzes. Schließlich sind Wespen auch Aasfresser. Deshalb kann es zu Entzündungen, im schlimmsten Fall sogar zu Blutvergiftungen kommen, wenn sich Bakterien in der Wunde einnisten. „Je früher man gegen die Stichreaktion angeht, umso schwächer wird die ausfallen“, weiß die Nabu-Expertin.

Bewährt haben sich dabei sogenannte Stichheiler. Das sind kleine elektrische Geräte, die kurzzeitig die Stichstelle auf bis zu 50 Grad erhitzen: „Die Idee dahinter ist, dass die im Wespengift enthaltenen Eiweiße noch an der Einstichstelle unschädlich gemacht werden und die Stichreaktion gedämpft wird.“ Werde das Gerät zwei- bis dreimal angewendet, könne man den Stich am nächsten Tag kaum mehr sehen.

Bei allergischen Reaktionen auf einen Wespenstich: Sofort zum Arzt

Wespenstiche sind schmerzhaft, aber meistens nach wenigen Tagen verheilt. Gefährlich kann es allerdings bei Stichen in der Speiseröhre werden, die dann zuschwillt und die Atmung behindert. In diesem Fall sollte man einen Arzt aufsuchen.

Reaktionen wie Atemnot, Schweißausbrüche oder Schwindel deuten wiederrum auf eine Allergie hin. Auch hier ist der Gang zum Arzt auf jeden Fall nötig. Und wer um seine Wespenstich-Allergie weiß, sollte in der Sommerzeit auf jeden Fall immer sein Notfallmedikament bei sich haben.

Anja van Marwick-Ebner
aktiv-Redakteurin

Anja van Marwick-Ebner ist die aktiv-Expertin für die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie. Sie berichtet vor allem aus deren Betrieben sowie über Wirtschafts- und Verbraucherthemen. Nach der Ausbildung zur Steuerfachgehilfin studierte sie VWL und volontierte unter anderem bei der „Deutschen Handwerks Zeitung“. Den Weg von ihrem Wohnort Leverkusen zur aktiv-Redaktion in Köln reitet sie am liebsten auf ihrem Steckenpferd: einem E-Bike.

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