Memmingen. Die Zahlen, die sich hinter der neuen Druckmaschine von Kolb Digital Solutions verbergen, sind mehr als beeindruckend: 160 Druckköpfe, in jedem 2.048 Düsen – und bis zu 40 Milliarden winzigste Tröpfchen Farbe, die pro Sekunde auf die Wellpappebogen gesprüht werden.

„Jeder Druckkopf ist dabei gerade mal so groß wie eine Briefmarke, kostet aber ein paar Tausend Euro“, erklärt Mitarbeiter Salvatore Tripoli und hält so ein Teil zur Demonstration vor die aktiv-Kamera. „Die Computer-Programme, die Milliarden von Daten verarbeiten und diese Druckköpfe so präzise steuern, sind schon erstaunlich.“

Tripoli und sein Kollege Rino di Giacomo, beide gelernte Medientechnologen Druck, sind sichtlich stolz darauf, bei der Inbetriebnahme der Digitaldruckmaschine dabei gewesen zu sein.

12 Millionen Euro in die Zukunft investiert

„Das ganze Team hat sehnsüchtig darauf gewartet, dass die Maschine endlich geliefert wurde und wir die Testphase beginnen konnten“, sagt di Giacomo. Im Vorfeld wurde das Kolb-Team durch Schulungen beim Hersteller intensiv vorbereitet. Die weltweit einzigartige Maschine namens „CorruJET1700“ hat der Würzburger Druckmaschinenspezialist König & Bauer in enger Kooperation mit Hans Kolb Wellpappe in Memmingen über mehrere Jahre entwickelt. Kolb beschäftigt in seinen verschiedenen Werken inklusive eigener Papierfabrik rund 1.150 Mitarbeiter, die einen Umsatz von über 200 Millionen Euro im Jahr erwirtschaften. Regelmäßig wird im siebenstelligen Bereich investiert.

Dieses Mal etwa gut 12 Millionen Euro für die neue Digitaldruck-Maschine, den Um- und Anbau der Halle sowie die Installation einer kompletten Weiterverarbeitung vom Stanzen bis zum Verkleben am damit „autarken“ Standort von Kolb Digital Solutions. „All das zusammen war eine wirklich große Herausforderung, die viel Zeit und eben auch Geld gekostet hat“, sagt Marketingchef Thomas Wund.

„Unser Anspruch ist die Einzigartigkeit des direkten Digitaldrucks auf Wellpappe“, so Wund weiter. „Das Beispiel vom Druck auf naturbraunen Außendecken zeigt, was bisher nicht möglich gewesen ist: brillante Motive mit feinsten Details – auf weißen gestrichenen und vor allem auch ungestrichenen Qualitäten.“

Das neue Prunkstück hat denn auch einiges zu bieten. Unter anderem vier Farbwerke, ein Lackwerk und ein sogenanntes Precoat-Druckwerk

Darin wird die Oberfläche der Druckbogen gleich zu Beginn leicht aufgeraut, damit die Farbe nach dem Drucken unter Heißluft und Infrarot in der Maschine schneller trocknet.

 

Mehr Individualität statt einheitlicher Massenware

Inzwischen laufen mehrere Tausend Bogen pro Stunde vom Band, die dann zu Stanzverpackungen weiterverarbeitet werden. Hintergrund: „Viele Kunden bestellen kleinere Auflagen und wollen weniger einheitliche ‚Massenware‘, sondern auch bei ihren Verpackungen mehr Individualität“, erläutert Wund. Ein Beispiel: Supermarktketten bieten mit ihrem Logo bedruckte „Eco-Boxen“ an, eine Alternative aus Wellpappe zur Einkaufstüte. Diese Boxen könnte man nun mit Namen und Standort der einzelnen Märkte innerhalb der Kette bedrucken.

Bei Kolb Digital Solutions ist so etwas schon in Auflagen ab 500 Bogen möglich. Wund: „Der Fantasie unserer Kunden sind damit kaum noch Grenzen gesetzt.“

Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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