München/Darmstadt. Tiefes Blubbern, kraftvolles Röhren, blechernes Knattern: Der Sound von Motorrädern ist so vielfältig wie die Anzahl der Hersteller und Modelle. Ungefähr 4,5 Millionen „heiße Öfen“ mit einem Hubraum über 80 Kubikzentimetern sind in Deutschland zugelassen, das Durchschnittsbike ist 14 Jahre alt. Rund 90 Prozent der Fahrer sind Männer, und Bayern hat die meisten Maschinen, gemessen an der Einwohnerzahl.
Was den einen wie Musik in den Ohren klingt, ist den anderen einfach nur lästig und nervig. Muss das sein? „Sound und Akustik spielen beim Motorradfahren eine wichtige Rolle“, stellt Antonia Cecchetti klar, Sprecherin von BMW Motorrad in München. Die richtige Balance sei wichtig, um einerseits beim Fahren die Umgebung aktiv wahrnehmen, andererseits das Fahrgefühl, den Mix aus Wind, Motorsound, Vibrationen und Abrollgeräuschen der Reifen genießen zu können.
Wenige schwarze Schafe prägen das Bild in der Öffentlichkeit
„Unsere Entwickler arbeiten ständig daran, positive Geräusche aus Mechanik und Funktionalität zu verstärken und als störend wahrgenommene Geräusche wie etwa hohe Frequenzen zu minimieren“, so Cecchetti.
„Der Sound gehört, wie auch die Beherrschung des Kraftpakets Motorrad in Kurven und auf langer Strecke, zur Faszination für die Biker unbedingt dazu“, sagt Rainer Gurke, Dozent für Fahrsicherheit und Rennstreckencoach aus der Nähe von Darmstadt. Das mache das Gefühl der grenzenlosen Freiheit auf dem „Bock“ aus.
Auch wenn Lärm mitunter stört: Nur die wenigsten Biker übertreiben, etwa beim Herausbeschleunigen aus Kurven, so Gurke. Diese „schwarzen Schafe“ prägten jedoch das Bild in der Öffentlichkeit. Offizielle Rennstrecken limitieren Lärmemissionen auf gut 100 Dezibel – S-Bahn-Lautstärke.
Neue Bikes so leise wie ein Staubsauger
„Seit 2016 gilt zudem eine gesetzliche Lärmvorschrift, laut der neu zugelassene Motorräder, abhängig vom Masse-Leistungs-Verhältnis, nur zwischen 73 bis 77 Dezibel laut sein dürfen“, berichtet Gurke. Das sei ungefähr so laut wie ein Staubsauger.
Zu ungestümes, lärmendes Fahren sei für den Motor und auch die Sicherheit des Bikers abträglich, weiß Gurke, der sich als Vorstandsmitglied im AVP-Institut für angewandte Verkehrspädagogik Essen ehrenamtlich für mehr Sicherheit und Professionalität auf dem Bike engagiert. „Dabei geht die Akustik der anderen Motorradgeräusche und der Umgebung verloren.“
Sicherheit steht übrigens ganz vorne auf der Agenda des Vereins. Aktuell besonders gefragt sind Trainings für das Schräglagen-Fahren. Dies richtig zu beherrschen, ist auch so ein Freiheitsding für Motorradfahrer.