Waltershausen. Die riesigen Trommeln warten auf den Transport zum Kunden. Der rote Spezialgummi ist für den Hochbau bestimmt.

Ein Beweis dafür, das es auch in Krisenzeiten Hoffnung gibt. Genau der richtige Ort also für ein Foto der Unternehmer und Geschäftsführer Matthias Orth und Matthias Klug (beide 45). Anfang Mai haben die beiden Mitarbeiter ihr Unternehmen vom bisherigen Eigentümer, dem Schweizer Industriezulieferer Dätwyler, übernommen. Sealable Solutions nennen sie den Traditionsbetrieb in Thüringen jetzt.

Ihre Schutzmasken haben die beiden übrigens nur für den Schnappschuss beim Besuch von aktiv abgenommen. Ansonsten gelten in der Fabrik strenge Hygieneregeln zum Schutz der Belegschaft vor Corona. Noch ist keiner der über 180 Mitarbeiter krank geworden.

Die Übernahme haben Orth und Klug zweieinhalb Jahre lang vorbereitet. „Jetzt haben wir die Firma mithilfe einer erfahrenen Beteiligungsgesellschaft gekauft, also ein Management-Buy-out gemacht“, erklärt Orth.

Traditionsfirma erhielt 2018 den Innovationspreis Thüringen

Seit 2012 hatte der Betrieb mit zuletzt 36 Millionen Euro Jahresumsatz als Dätwyler Sealing Technologies zu der Schweizer Unternehmensgruppe gehört, nun passte er nicht mehr zu Kerngeschäft und Zukunftsplänen der Gruppe.

Leicht gemacht haben sich Orth und Klug die Übernahme nicht. Beide sind aus der Region und seit vielen Jahren als Geschäftsführer und Vertriebsleiter an Bord.

Nun kommt auf sie mehr Verantwortung zu; es gilt, Ideen in Taten umzusetzen. „Es geht uns um die Sicherung der Arbeitsplätze und des Know-hows am Standort“, erklärt Orth. Und Klug ergänzt: „Wir wollen den Vertrieb auch in Krisenzeiten ankurbeln, neue Märkte erschließen und die Bestandskunden in gewohnter Qualität beliefern.“

Das mittelständische Unternehmen sieht sich dafür gut gerüstet. In den letzten acht Jahren wurden 7 Millionen Euro in neueste Technik investiert. Eine eigene Entwicklungsabteilung sorgt für frischen Wind. 2018 erhielt die Firma den Innovationspreis Thüringen für ein „Velo-Gleis“, das Radfahrer schützt. Bei der Neuentwicklung verhindert ein Gummiprofil in der Spurrille der Schiene, dass Radler hängen bleiben und stürzen.

Produkte machen Schienen leiser

Auch sonst hat das Unternehmen einiges drauf. „Wir fertigen Profile für die Industrie wie etwa Fensterdichtungen“, sagt Orth, „sowie Ummantelungen für Seekabel oder Kompressionsdichtungen für den Tunnelbau.“ Weltweit gefragt seien Lagerungssysteme für Eisen- und Straßenbahnschienen. „Die dämpfen Vibrationen und schlucken Schall.“

Und der neue Name Sealable? „Seal“ steht im Englischen für „Dichtung“ und „able“ für „fähig“, der Zusatz „pioneers in profiles“ für clevere Ideen. „Wir liefern nichts von der Stange“, sagt Klug. „Wir sind motiviert, selbst da, wo der Wettbewerb aufgibt.“