Köln. Der Job, den Peter Heyn macht, ist extra für ihn erfunden worden. Technisches Marketing haben sie das bei Romaco Kilian genannt. Eine Aufgabe, für die es eigentlich zwei Leute braucht: Einen, der verkaufen kann, reden, überzeugen – und einen, der die Maschinen des Kölner Unternehmens bis ins Detail erklären kann. „Man hat hier in der Firma schnell gemerkt: Der versteht nicht nur was davon, der erklärt das auch schön“, erzählt Heyn.

Er hat zwei Ausbildungen: als Mess- und Regelmechaniker und als Energieanlagenelektroniker. 2001 fing er als Servicetechniker bei dem Unternehmen Kilian an, das superschnelle Tablettenpressen vor allem für die Pharma-Industrie herstellt. Zunächst war er im Schnitt eine Woche pro Monat unterwegs, um bei Kunden in aller Welt Maschinen einzurichten oder zu reparieren. Irgendwann kam er auf bis zu 200 Reisetage im Jahr. Indien, Südkorea, China, Südafrika, USA, Argentinien und viele andere Länder hat er in seinen acht Jahren als Servicetechniker bereist, fast ganz Europa sowieso. Wirklich bereist, denn freie Zeit zwischendurch nutzte er immer dazu, sich umzuschauen, er war oft mit örtlichen Kollegen unterwegs. „Auf die Art lernt man Land und Leute ganz anders kennen als ein Tourist“, sagt er. Boomende Städte, bitterarme Regionen, prachtvolle Kultur und sich türmender Müll, alles war dabei.

Er kann gut erklären – und nimmt dabei eine Maschine mit gezielten Handgriffen auseinander

Eine Schule fürs Leben – und für den Beruf. Heyn wurde anschließend „Area Sales Manager“, war ab dann für den Verkauf in einige Regionen der Welt von Köln aus zuständig. Die vielfältigen Talente waren da aber noch gar nicht ausgeschöpft, und so schuf die Firma kurzerhand das Berufsbild des technischen Marketings. Wenn Heyn eine Maschine erklärt, nimmt er sie mit gezielten Handgriffen auseinander, als würde er das täglich tun. Technik verstehen und selbst Neues daraus machen, war immer sein Ding: „Als Kind habe ich schon den Plattenspieler meiner Mutter und die Kamera meines Vaters zerlegt.“

In der Freizeit geht es aufs Rad – und einmal im Jahr in den Alpen Österreichs rasant abwärts

Heute schraubt er vor allem an Fahrrädern – wobei die Bezeichnung Fahrrad ein bisschen schlapp klingt für die Geschosse, mit denen er unterwegs ist und die er selbst aus hochwertigen Einzelteilen zusammenbaut. Ein „Gravel Bike“ gehört dazu, das fast so schnell wie ein Rennrad und fast so robust wie ein Crossbike ist. Top-Teil im Fuhrpark ist aber „Knolly“, ein voll gefedertes Mountainbike, mit dem er jedes Jahr einmal in Österreich waghalsige Abfahrten unternimmt. Auch noch mit inzwischen 50 Jahren – nur bei der Sicherheitsausstattung vom Hüftpolster bis zum Brustpanzer kam über die Jahre so einiges dazu. Trotzdem ist das Ganze nicht ohne – und soll es auch nicht sein. „Mir geht’s ums Adrenalin. Nach dem Motto: Juhuu, da bin ich runtergekommen, ohne mich zu zerlegen!“

Was erleben, das Leben genießen: Das ist ganz wichtig für Heyn, bei allem Engagement für den Beruf. Dass er da hingekommen ist, wo er jetzt ist, macht ihn nicht nur stolz.

„Du kannst auch ohne Studium was werden, du musst nur fleißig sein“

Es ist etwas, das er auch an Jugendliche weitergeben will, etwa auf Berufsmessen: „Du kannst auch ohne Studium was werden, du musst nur fleißig sein.“ Messeauftritte für Romaco Kilian gehören eben auch noch zu seinem Job. Denn da brauchen sie wieder nur einen: für das gepflegte Kundengespräch, für das Technikwissen – und notfalls auch fürs Kabelziehen. Zu schade ist er sich dafür nicht. „Als Kind habe ich schon den Plattenspieler meiner Mutter und die Kamera meines Vaters zerlegt.“

Nachgefragt

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Ich entschied mich vor 18 Jahren für Kilian, weil ich dachte, die arbeiten in einer zukunftssicheren Branche. Es war eine gute Entscheidung.

Was reizt Sie am meisten?

Das Reisen, der Kontakt zu Kunden und Kollegen – und die Technik. Sie ist total interessant für mich.

Worauf kommt es an?

Zu verstehen, was die Kunden wollen – und was die Kollegen brauchen, um das bestmögliche Produkt zu liefern. Kurzum: reden, zuhören, machen!

Werner Grosch
Autor

Werner Grosch war lange Jahre leitender Redakteur einer Tageszeitung mit den Schwerpunkten Politik und Wirtschaft. Für aktiv schreibt er Reportagen aus Unternehmen der Metall- und Elektrobranche und porträtiert Mitarbeiter aus diesen Branchen mit ihren ungewöhnlichen Fähigkeiten oder Hobbys. Privat und beruflich ist er am liebsten mit dem Rad unterwegs.

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