Seit vielen Jahren lädt Nordmetall seine Mitgliedsunternehmen im Frühjahr und im Herbst ein, an einer ausführlichen Konjunkturumfrage teilzunehmen. Die Ergebnisse liefern uns eine Lagebeschreibung unserer Industrie, inklusive der Aussichten für die kommenden Monate.

Seit Überwindung der letzten Konjunkturkrise aus dem Jahr 2008/2009 zeigten die Kurven in diesen Umfragen fast immer nach oben. Das ist jetzt vorbei. In diesem Herbst verschlechtern sich alle Werte deutlich: Viele Firmen verzeichnen erheblich schwächere Auftragseingänge, einige planen Kurzarbeit, manche erwägen Restrukturierungen. Insgesamt wird die Geschäftslage von den 230 Nordmetall-Mitgliedsfirmen als so schlecht eingeordnet wie seit zehn Jahren nicht mehr. Jeder dritte Betrieb blickt pessimistisch in die Zukunft. Über ein Drittel erwartet im nächsten halben Jahr Umsatzeinbußen. Das zieht sich von den Flugzeug- bis zu den Schiffbauern, vom Maschinenbau bis zu den Gießereien.

Die Attraktivität des Standorts Deutschland sinkt

Die Ursachen für diesen Konjunktureinbruch sind vielschichtig: Mehr denn je sagen unsere Unternehmen, dass sich die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland in den letzten sechs Monaten verschlechtert hat.

Gründe gibt es viele: Die hiesigen Arbeitskosten zählen zu den höchsten der Welt, die staatlich verordnete Bürokratie nimmt weiter zu. Aufkeimende Handelskriege, die unkalkulierbaren Folgen des Brexits sowie die unsichere Weltlage auf fast allen Kontinenten lassen den Export einbrechen. Die Autobranche und ihre Zulieferer kämpfen mit dem Strukturwandel, die Windkraft-Industrie mit politischer Überregulierung.

Weiterdenken statt weiterer Belastungen

All das lässt nur den Schluss zu: Wer den Wohlstand 4.0 sichern will, muss weiterdenken. Weiterdenken über den Tellerrand der nächsten Lohnerhöhung hinaus. Weiterdenken in Sachen Transformation von Berufsbildern und betrieblichen Anforderungen. Weiterdenken für mehr funktionierende Flexibilität der Arbeit bei Erfüllung unserer innerbetrieblichen Bedarfe.

Nur so werden wir mit der Tatsache umgehen lernen, dass es nach zehnjährigem Aufschwung deutlich weniger zu verteilen gibt.