Passau. Geht das auch einfacher? Das fragt sich Daniel Biefeld bei ganz alltäglichen Dingen in seinem Arbeitsumfeld. Und oft lautet seine Antwort: „Ja klar, das geht!“ So hat er beim Autozulieferer ZF in Passau den „IOT Call Button“ eingeführt. Mit diesem simplen Gerät, das mit dem Internet verbunden ist, können Produktionsmitarbeiter neues Material für ihren Arbeitsplatz bestellen, wenn ihr Materialvorrat leer wird.

Vor zwei Jahren kam dem gelernten Wirtschaftsingenieur die Idee dazu. Er war damals Projektleiter für ein neues Logistikzentrum in Passau und bewarb sich mit dem „IOT Call Button“ bei einem internen Ideenwettbewerb. Dort suchte der Konzern einen „Digital Entrepreneur“ (digitalen Unternehmer) – und Biefeld überzeugte. ZF stellte ihm die benötigten Ressourcen zur Verfügung, um die Idee umzusetzen, und das Produkt war innerhalb von vier Monaten einsatzbereit.

Per Knopfdruck neues Material für die Produktion bestellen

Der „Call Button“ ist ein kabelloser Bestellknopf, der mit dem Internet der Dinge („Internet of Things“ – IOT) verbunden ist. In der Cloud sind Details zum Knopf sowie zum Regalfach hinterlegt, an dem er angebracht ist. Wird ein Behälter im Regal leer, ordert ein Mitarbeiter per Knopfdruck Nachschub. Die Bestellung geht im Logistikzentrum ein, und der Routenzug liefert die fehlenden Teile sofort nach.

Der Vorteil: Das System ist denkbar einfach und meldet mittels Feedback-LEDs in Ampelfarben sofort, welchen Status die Bestellung hat. Derzeit laufen an mehreren Standorten Piloten des neuen Systems. „Auch externe Kunden interessieren sich bereits dafür“, freut sich Biefeld. Dank offener Schnittstellen in der Internet-Cloud lässt sich der Button in jedwede firmeneigene Software einbinden.

Für Biefeld war der Call Button auch eine Antriebskurbel für seine Karriere: Er bescherte ihm einen neuen Job. Seit knapp einem Jahr ist der 36-Jährige als „Digital Entrepreneur“ dem Projekthaus für digitale Produkte angegliedert. Seine Aufgabe: neue digitale Produkte erfinden und dafür Geschäftsmodelle aufbauen.

Das Wichtigste: „Wir denken dabei völlig über die bisherigen Produkte von ZF hinaus.“ Hauptsache, es ist eine interessante Lösung, die einem möglichen Kunden nützt – und für die er bereit ist, Geld zu bezahlen. Da heißt es, sich auch mal mit Problemen ganz abseits von Automobilität zu beschäftigen – der bisherigen Kernkompetenz des Konzerns.

Digitale Sensoren erfassen automatisch die Betriebsstunden

Biefeld und sein Team dachten etwa darüber nach, wie man Betriebsstunden an Maschinen erfassen kann, und entwickelten dafür einen batteriebetriebenen Smart-Tag. Er wird an Geräte wie Rüttelplatten oder Baumaschinen geklebt oder geschraubt und zählt automatisch, wie lange sie benutzt werden. Das ist vor allem für Firmen interessant, die diese Geräte verleihen. Sie erhalten per Bluetooth die erfassten Sensordaten und können minutengenau abrechnen. „Die Verleiher werden außerdem sofort informiert, wenn ein verdächtiges Ereignis auftritt“, erklärt Biefeld. Denn die Sensoren registrieren auch Stürze oder extreme Stöße.

Alle Informationen, die Kunden bisher auf Stapeln von Papier notieren mussten, sind sofort digital verfügbar. Das vereinfacht und beschleunigt die Prozesse. „Damit nehmen wir dem Kunden viel Arbeit ab“, freut sich Biefeld. In diese Richtung will er weitertüfteln: damit noch mehr clevere Tools für neue Geschäfte entstehen.

Nachgefragt

Wie kamen Sie zu Ihrem Job?

Ich habe zunächst für einen Ideenwettbewerb bei ZF ein digitales Produkt entwickelt und erfolgreich umgesetzt. Das ist jetzt meine Hauptaufgabe.

Was reizt Sie am meisten?

Dass ich gestalten und für Probleme neue Lösungen finden kann, auch abseits von bekannten Pfaden.

Worauf kommt es an?

Im digitalen Umfeld muss man sehr innovativ sein, gleichzeitig aber auch den Mut haben, Dinge schnell zu beenden, wenn man merkt, dass sie nicht funktionieren.

Alix Sauer
Leiterin aktiv-Redaktion Bayern

Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.

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