München. Das geregelte Arbeitsleben wieder zu verlassen, um noch mal die Schulbank zu drücken – das war vor zwei Jahren schon eine herbe Umstellung für Simon Böck. „Aber der Schritt war richtig“, sagt der 23-Jährige heute.
Denn der junge Mann will aufsteigen im Job. „Das geht wohl nur mit einer Zusatzqualifikation“, war ihm klar. Böck entschied sich für die Weiterbildung zum Papiertechniker. Nur zwei berufliche Schulen in Deutschland bieten diesen speziellen Techniker-Lehrgang überhaupt an, Böck entschied sich fürs Lernen in Vollzeit, am Beruflichen Schulzentrum Alois Senefelder in München.
Der damals 21-Jährige erfüllte die geforderten Kriterien: Er hatte eine einschlägige betriebliche Ausbildung abgeschlossen und danach schon zwei Jahre in seinem Beruf gearbeitet.
Höhere Qualifikation für Jobs in der Papier- und Verpackungs-Industrie
Fasziniert von seiner Branche, wollte der junge Facharbeiter schon bald noch tiefer in die Materie einsteigen. „Für den Techniker habe ich mich entschieden, um parallel die Fachhochschulreife zu erwerben“, erklärt Böck. Auf Dauer will er nämlich auch noch ein Studium schaffen.
Arbeit in Industriebetrieben werde generell anspruchsvoller, erklärt Stefan Rössing, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands Papier- und Kunststoffverarbeitung. „Wir freuen uns daher über jede Fachkraft, die noch besser werden will.“ Der Verband hilft mit seinem Karriereportal bei der Orientierung und vergibt Förderpreise für die besten Absolventen.
Die Anzahl und die Zusammensetzung der Teilnehmer in den Münchner Klassen schwanken. In seinem Jahrgang war Papiertechnologe Böck ein Exot: Die Mitschüler kamen überwiegend aus der Verpackungs-Industrie.
„Die Schule bringt aber alle auf das gleiche Level“, weiß er: Papier- und Pappenherstellung, Druckverfahren, Schachteldesign – die Basics müssen alle draufhaben. Management-Kurse bereiten auf Leitungsaufgaben vor. Bei Exkursionen zu spannenden Betrieben erkunden die Schüler unterschiedliche Produktionsprozesse – und sehen dort, wie ihr theoretisch gelerntes Wissen in der Praxis umgesetzt wird.
Ausbildungs-Bafög hilft bei der Finanzierung
Finanziert hat Böck seine Zusatzausbildung per AufstiegsBafög und mit Nebenjobs. In den Ferien springt er in seiner Ausbildungsfirma ein.
Er ist überzeugt, später locker eine zu seiner neuen Qualifikation passende Stelle in der Branche zu finden: „Die Chancen dafür sind zurzeit sehr gut.“
Voraussetzungen und Ausbildungsorte
- Alle erfolgreichen Absolventen eines anerkannten Ausbildungsberufs in der Papier, Pappe oder Kunststoffe erzeugenden oder verarbeitenden Industrie können den Papiertechniker draufsatteln.
- Die Vollzeitausbildung (zwei Jahre) ist bundesweit nur an der Alois-Senefelder-Schule in München möglich: senefelder.musin.de
- Eine berufsbegleitende Teilzeitausbildung (vier Jahre) bietet die Johann-Friedrich-Pierer-Schule in Altenburg an: pierer-schule.de
- Solide Infos über alle Weiterbildungen der Branche: karriere-papier-verpackung.de
Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.
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