Soltau. Immer höhere Energiekosten: Die Spritz- und Druckguss-Gießerei Röders reagiert – und will schon in einigen Jahren nicht mehr auf Gas angewiesen sein, wie Geschäftsführer Gerd Röders erklärt. Das Traditionsunternehmen, das er gemeinsam mit seinem Vetter Andreas leitet, möchte gemeinsam mit Partnern den ersten Tiegelschmelzofen für Aluminium entwickeln, der mit Wasserstoff betrieben wird.

Mehr als 3 Millionen Euro dürfte dieses Projekt insgesamt kosten, an dem unter anderem das Institut für Schweißtechnik an der Uni Braunschweig und Unternehmen wie Bohai Trimet Automotive beteiligt sind. Rund die Hälfte des Betrags kommt als Fördergeld vom Bund.

Energieverbrauch der Firma Röders soll auf Dauer deutlich sinken

Die Firma G. A. Röders beliefert die Hersteller moderner Anlagen für die Energie der Zukunft mit Teilen aus Alu und Kunststoff. Die eigene Fertigung sei bereits heute nahezu CO2-neutral, betonen die Chefs.

Dem neuen Vorhaben, also der Umstellung der Schmelzöfen von Gas auf Wasserstoff, haben sich Betriebsleiter Olgierd Lemanski und Fertigungsleiter Ahmed Mahmoud besonders verschrieben: „Das ist ein total spannendes Projekt“, betont Lemanski beim aktiv-Besuch. Über den ganzen Betrieb gesehen ließen sich damit auf Dauer Energieeinsparungen von etwa 50 Prozent realisieren.

Kollege Mahmoud war als Student auf die Gießerei aufmerksam geworden und hatte als Praktikant bei Röders begonnen. „Ich wollte eigentlich Medizin studieren“, erzählt er. Doch heute sei er froh, dass er sich für Werkstoff-Technik entschieden habe: „Hier haben wir jeden Tag neue Herausforderungen.“ Denn über die Entwicklung des neuen Wasserstoff-Ofens hinaus will das Unternehmen auch andere Energieverbräuche verbessern.

Für Geschäftsführer Gerd Röders ist klar: „In Zukunft werden wir uns noch mehr um das Klima kümmern müssen.“ Wobei sein Unternehmen für seine deutschen Standorte schon ausschließlich Ökostrom bezieht und fürs Gas, das hier überwiegend zum Schmelzen von Aluminium genutzt wird, eine freiwillige C02-Ausgleichsabgabe bezahlt.

Industrie benötigt Unterstützung bei der teuren Energiewende

Schon vor dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine hatte Geschäftsführer Andreas Röders einen Anstieg der Energiekosten für die drei Standorte des Familienbetriebs in Deutschland und Tschechien um über 2 Millionen Euro im Jahr 2022 ermittelt. „Heute müssen wir davon ausgehen, dass die Energiepreise weiter extrem steigen werden“, sagt er. Es werde schwer, diese Mehrkosten an die Kundschaft weiterzureichen. Deshalb sei es so wichtig, die energieintensive Industrie beim Umstieg von fossiler auf regenerative Energie zu unterstützen: „Andernfalls werden Tausende Arbeitsplätze und damit das damit verbundene Know-how für immer aus Deutschland verschwinden.“

Werner Fricke
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Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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