Leichlingen. „CTX beta 1250 TC“ heißt die nagelneue Anlage des Leichlinger Oberflächen-Spezialisten Putzier. Produktionsleiter Dominik Nolden hat sie per Notebook programmiert und danach in nur zwei Stunden eingerichtet, also mit Werkzeugen und Rohlingen bestückt und vorbereitet für den Betrieb.

Nun fräst und dreht der Automat auf Wunsch 24 Stunden pro Tag aus Edelstahl-Zylindern Kolben und Wellen für Maschinen. Das Besondere: Ein Roboterarm spannt neue Bauteile aus und ein, überwacht „just in time“ die Qualität – und ersetzt sogar eigenständig Werkzeuge, wenn die verschlissen oder gebrochen sind.

Gute Zerspanungsmechaniker sind kaum noch zu finden

Hightech extrem also – doch die Roboter-Lösung ist aus der Not heraus geboren. Geschäftsführer Jens Putzier: „Wir mussten die Produktivität steigern, weil wir mehr Aufträge erhalten als bewältigen konnten.“ Aber es gebe kaum noch gute Zerspanungsmechaniker auf dem Arbeitsmarkt. „Und fast keiner will die Ausbildung machen, obwohl der Job viel besser bezahlt wird als der des Automechanikers.“ Das Leichlinger Unternehmen veredelt Oberflächen durch thermisches Spritzen bei 20.000 Grad Celsius. Schützt so Kolben und Wellen vor Korrosion oder Abrieb und erhöht die Haltbarkeit. Aber weil es eben an Fachkräften mangelt, musste ein unkonventionelles Konzept her.

Deshalb investierte die Firma 600.000 Euro in den modernen Automaten. Der bietet viele Vorteile: Während der Mitarbeiter in seiner Acht-Stunden-Schicht die ersten zwei Stunden benötigt, um die Maschine einzurichten und in den übrigen sechs Stunden lediglich hin und wieder ein Werkstück austauscht, könnte er in der gleichen Zeit noch drei weitere Roboter-Automaten an den Start bringen. Die arbeiten dann autonom rund um die Uhr. Für den Geschäftsführer steht daher schon fest: „Wir werden weitere dieser Zerspanungsautomaten kaufen.“

„Die Jobs unserer Leute werden anspruchsvoller – und die Vergütung wird besser“

Das geht nicht zulasten der Jobs, im Gegenteil: Alle 37 Mitarbeiter sind dem Unternehmen wichtig. Es investiert in IT-Schulungen. „Wir werden das Wissen der Leute stärker nutzen“, so der Chef, „ihre Jobs werden anspruchsvoller – und damit wird auch die Vergütung besser.“

Der Geschäftsführer weiß, dass mancher Dreher noch mit der neuen Anlage fremdelt. „Die meisten aber sehen, dass es weitergeht und dass wir innovativ sind.“ Die Leichlinger erwarten aktuell bei einem Jahresumsatz von 5 Millionen Euro etwa 10 Prozent Wachstum pro Jahr.